"Mardi 18 avril 1916, ma chére mére ,
merci pour ta bonne lettre que j'ai bien recue il y a quelques jours. Nous sommes toujours à l'arrière dans le camps de Châlons où le bataillon se reforme, et nous avons bien besoin de ce repos, car les 15 jours que nous avons passés à Verdun nous ont plus fatigués et démoralisés que six mois de guerre de tranchées ...
Meine liebe Mutter, vielen Dank für Deinen lieben Brief, den ich vor einigen Tagen erhalten habe. Wir sind immer noch hinter der Linie im Lager von Châlons, wo das Bataillon neu aufgestellt wird. Wir haben diese Ruhe nötig, denn die 15 Tage, die wir in Verdun verbracht haben, die haben uns mehr ermüdet und demoralisiert als sechs Monate Krieg im Schützengraben.
Ich bin froh, dass die Photographie, die ich Dir über Blanche habe zukommen lassen, Dir Freude bereitet hat. Sie ist eine schöne kleine Erinnerung, doch es wird vielleicht die letzte sein, die Du von mir haben wirst. Denn ich möchte Dir nicht verhehlen, dass wir, die wir zuweilen derart der Gefahr ausgesetzt sind, wenn wir den Unsrigen schreiben, immerzu denken, dies wird unser letzter Brief sein. An jedem Tag, der vergeht, trifft es einige. Bis heute war der Zufall unserer Familie und besonders mir wohlgesonnen. Aber, liebe Mutter, Du wirst verstehen, dass es beinahe unmöglich ist in diesem endlosen Krieg unbeschadet davonzukommen, wenn man ständig der Gefahr ausgesetzt ist. Du weißt es besser als ich, es gibt wenige Familien, die nicht mit einem oder mehreren Trauerfällen ihren Blutzoll diesem schrecklichen Krieg gegenüber entrichtet haben. Unsere Familie kann dieser Regel ohne Ausnahme nicht entgehen ! Es wird Dich nicht verwundern , wenn ich Dir sage, dass ich schon seit langem mein Leben geopfert habe.
...J'attends simplement mon tour sans peur et je ne demande à la providence qu'une chose, c'est de m'accorder cette dernière grâce: la mort plutôt qu'une horrible infirmité, conséquence de ces terribles blessures, dont nous sommes témoins tous les jours ...
Von der Vorsehung erbitte ich nur, dass mir diese Gnade gewährt wird: Lieber gleich den Tod als ein schreckliches Leiden, Folge dieser fürchterlichen Verwundungen, deren Zeuge wir alle Tage sind. In diesem Geisteszustand, meine liebe Mutter, trete ich der Gefahr entgegen. Ich versichere Dir, dass der Tod mir keine Angst bereitet. Selbst wenn ich in meinen Briefen zuweilen eine gewisse Mutlosigkeit durchblicken lasse, möchte ich nicht, dass man glaube, dass dies aus Angst geschieht . Wenn ich demoralisiert bin, dann, weil ich mich schrecklich langweile. Zwei Jahre Krieg, Leiden, Versagungen und vor allem Verdun haben mich umgebracht.
Dein Dich liebender Sohn , Gaston.
... Si je suis démoralisé, c'est que je m'ennuie affreusement. Deux années de guerre, la souffrance, les privations et Verdun surtout m'ont tué. Ton fils qui te chérit , Gaston."
Gaston Biron, 30 Jahre alt, verwundet am 8. September, erliegt seinen Verletzungen drei Tage später, am 11. September 1916.
Die Kämpfe in diesem Jahr konzentrieren sich auf das Gebiet an der Somme und auf Verdun. Auf den Anhöhen der alten Festungsstadt gelegen, bildet das Fort de Douaumont den Dreh- und Angelpunkt der Auseinandersetzung. Es ist Teil des Verteidigungsrings um Verdun und als einziges betoniertes Bunkersystem im offenen Trichtergelände heftig umkämpft.
Im August 1916 schreibt der Gefreite Karl Fritz an seine Eltern und Schwestern von der Front bei Verdun:
"Drei Tage lang lagen wir in den Granatlöchern, dem Tod ins Auge sehend, ihn jeden Augenblick erwartend. Dazu kein Tropfen Wasser und der entsetzliche Leichengestank. Die eine Granate begräbt die Toten, die andere reißt sie wieder heraus. Will man sich eingraben, kommt man gleich auf Tote. Ich hatte eine Gruppe, doch gebetet hat jeder für sich. Das Schlimmste ist das Ablösen, das Rein und Raus. Durch das ständige Sperrfeuer. Hinzu gings durchs Fort Douaumont, so was habe ich noch nie gesehen. Hier liegt alles voll schwer Verwundeter und riecht nach Toten ..... Dazu liegt es ebenfalls ständig unter Feuer. Wir hatten ungefähr 40 Tote und Verwundete...Das war noch wenig für eine Kompanie, wie man hörte. Alle sahen bleich und verzehrt aus.
Ich will Euch nicht noch mehr Elend erzählen. Es mag genug sein. Seid herzlichst gegrüßt und geküsst und Gott befohlen von Eurem dankbaren Sohn und Bruder Karl."
merci pour ta bonne lettre que j'ai bien recue il y a quelques jours. Nous sommes toujours à l'arrière dans le camps de Châlons où le bataillon se reforme, et nous avons bien besoin de ce repos, car les 15 jours que nous avons passés à Verdun nous ont plus fatigués et démoralisés que six mois de guerre de tranchées ...
Meine liebe Mutter, vielen Dank für Deinen lieben Brief, den ich vor einigen Tagen erhalten habe. Wir sind immer noch hinter der Linie im Lager von Châlons, wo das Bataillon neu aufgestellt wird. Wir haben diese Ruhe nötig, denn die 15 Tage, die wir in Verdun verbracht haben, die haben uns mehr ermüdet und demoralisiert als sechs Monate Krieg im Schützengraben.
Ich bin froh, dass die Photographie, die ich Dir über Blanche habe zukommen lassen, Dir Freude bereitet hat. Sie ist eine schöne kleine Erinnerung, doch es wird vielleicht die letzte sein, die Du von mir haben wirst. Denn ich möchte Dir nicht verhehlen, dass wir, die wir zuweilen derart der Gefahr ausgesetzt sind, wenn wir den Unsrigen schreiben, immerzu denken, dies wird unser letzter Brief sein. An jedem Tag, der vergeht, trifft es einige. Bis heute war der Zufall unserer Familie und besonders mir wohlgesonnen. Aber, liebe Mutter, Du wirst verstehen, dass es beinahe unmöglich ist in diesem endlosen Krieg unbeschadet davonzukommen, wenn man ständig der Gefahr ausgesetzt ist. Du weißt es besser als ich, es gibt wenige Familien, die nicht mit einem oder mehreren Trauerfällen ihren Blutzoll diesem schrecklichen Krieg gegenüber entrichtet haben. Unsere Familie kann dieser Regel ohne Ausnahme nicht entgehen ! Es wird Dich nicht verwundern , wenn ich Dir sage, dass ich schon seit langem mein Leben geopfert habe.
...J'attends simplement mon tour sans peur et je ne demande à la providence qu'une chose, c'est de m'accorder cette dernière grâce: la mort plutôt qu'une horrible infirmité, conséquence de ces terribles blessures, dont nous sommes témoins tous les jours ...
Von der Vorsehung erbitte ich nur, dass mir diese Gnade gewährt wird: Lieber gleich den Tod als ein schreckliches Leiden, Folge dieser fürchterlichen Verwundungen, deren Zeuge wir alle Tage sind. In diesem Geisteszustand, meine liebe Mutter, trete ich der Gefahr entgegen. Ich versichere Dir, dass der Tod mir keine Angst bereitet. Selbst wenn ich in meinen Briefen zuweilen eine gewisse Mutlosigkeit durchblicken lasse, möchte ich nicht, dass man glaube, dass dies aus Angst geschieht . Wenn ich demoralisiert bin, dann, weil ich mich schrecklich langweile. Zwei Jahre Krieg, Leiden, Versagungen und vor allem Verdun haben mich umgebracht.
Dein Dich liebender Sohn , Gaston.
... Si je suis démoralisé, c'est que je m'ennuie affreusement. Deux années de guerre, la souffrance, les privations et Verdun surtout m'ont tué. Ton fils qui te chérit , Gaston."
Gaston Biron, 30 Jahre alt, verwundet am 8. September, erliegt seinen Verletzungen drei Tage später, am 11. September 1916.
Die Kämpfe in diesem Jahr konzentrieren sich auf das Gebiet an der Somme und auf Verdun. Auf den Anhöhen der alten Festungsstadt gelegen, bildet das Fort de Douaumont den Dreh- und Angelpunkt der Auseinandersetzung. Es ist Teil des Verteidigungsrings um Verdun und als einziges betoniertes Bunkersystem im offenen Trichtergelände heftig umkämpft.
Im August 1916 schreibt der Gefreite Karl Fritz an seine Eltern und Schwestern von der Front bei Verdun:
"Drei Tage lang lagen wir in den Granatlöchern, dem Tod ins Auge sehend, ihn jeden Augenblick erwartend. Dazu kein Tropfen Wasser und der entsetzliche Leichengestank. Die eine Granate begräbt die Toten, die andere reißt sie wieder heraus. Will man sich eingraben, kommt man gleich auf Tote. Ich hatte eine Gruppe, doch gebetet hat jeder für sich. Das Schlimmste ist das Ablösen, das Rein und Raus. Durch das ständige Sperrfeuer. Hinzu gings durchs Fort Douaumont, so was habe ich noch nie gesehen. Hier liegt alles voll schwer Verwundeter und riecht nach Toten ..... Dazu liegt es ebenfalls ständig unter Feuer. Wir hatten ungefähr 40 Tote und Verwundete...Das war noch wenig für eine Kompanie, wie man hörte. Alle sahen bleich und verzehrt aus.
Ich will Euch nicht noch mehr Elend erzählen. Es mag genug sein. Seid herzlichst gegrüßt und geküsst und Gott befohlen von Eurem dankbaren Sohn und Bruder Karl."