Amazonas-Gipfeltreffen
"Ohne den Amazonas geht es nicht"

Spitzenvertreter von acht Anrainerstaaten des Amazonas sind in Brasilien zu einer Konferenz über den Schutz des Regenwaldes zusammengekommen.

09.08.2023
    Der Regenwald spiegelt sich im Wasser im Amazonas-Gebiet
    Das Amazonas-Gipfeltreffen in Brasilien will Regeln für den Schutz der Regenwälder festlegen. (imago images / Panthermedia)
    Es ist das erste Treffen seit 14 Jahren. Teilnehmer sind die Staats- und Regierungschefs sowie Minister unter anderem von Bolivien, Ecuador, Guyana und Kolumbien. Auch Vertreter Deutschlands und Norwegens als Hauptunterstützer des Amazonas-Fonds sind vertreten.

    Amazonas ist die grüne Lunge der Region

    "Der Amazonas ist die grüne Lunge der gesamten Region. Er beherbergt einen unfassbaren Schatz an Biodiversität und ist Heimat indigener Gemeinschaften mit einer riesigen kulturellen Vielfalt", sagte der Vertreter der Bundesregierung, der Parlamentarische Staatssekretär im Entwicklungsministerium, Annen. "Wir brauchen das Amazonasgebiet für den weltweiten Klima- und Umweltschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt. Ohne den Amazonas geht es nicht." Der Amazonas-Regenwald nimmt in gigantischen Mengen Kohlendioxid aus der Erdatmosphäre auf und wirkt damit der Erderwärmung durch das Treibhausgas entgegen. Wissenschaftler warnen jedoch, dass sich der Amazonaswald einem Kipp-Punkt nähert, von dem an seine Bäume absterben und das gespeicherte Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre abgeben würden. Dies hätte katastrophale Folgen für das Erdklima.

    Amazonas-Becken entwickeln, ohne es zu zerstören

    Rund 60 Prozent des Amazonaswaldes befinden sich in Brasilien. Etwa ein Fünftel des Waldes ist bereits vernichtet worden. Der brasilianische Präsident Lula da Silva hat versprochen, die illegale Abholzung bis 2030 vollständig zu verhindern, nachdem sich Brasilien unter seinem rechtsradikalen Vorgänger Bolsonaro weitgehend aus dem globalen Kampf gegen den Klimawandel zurückgezogen hatte. Die Abholzung im Amazonas ist vor allem der Rinderzucht geschuldet. Brasilien ist der weltgrößte Exporteur von Rindfleisch und Soja. Lula will nun nach eigenen Worten mit den Nachbarstaaten das Amazonas-Becken wirtschaftlich entwickeln "ohne es zu zerstören". Die Konferenz will politische Vorgaben beschließen, die die Länder über die kommenden Jahre umsetzen sollen.

    Indigene fordern Schutz ihrer Rechte

    In der Amazonas-Region leben 50 Millionen Menschen, dazu gehören auch Hunderte von indigenen Gruppen, die beim Schutz des Regenwalds eine entscheidende Rolle spielen. Vor dem Gipfeltreffen hatten indigene Gemeinschaften eine besseren Schutz ihrer Rechte gefordert. "Es ist nicht möglich, die Zukunft des Amazonasgebiets ohne die indigenen Völker zu planen, ohne die territorialen Rechte zu garantieren", sagte Ângela Kaxuyana vom Indigenen-Verband Coiab. Coiab-Koordinatorin Toya Manchineri betonte: "Die Rechte der indigenen Völker sind nicht verhandelbar. Indigenes Land ist eine Garantie für die Zukunft der gesamten Menschheit." Indigene Gruppen im Regenwald des Amazonas sind nach wie vor von Angriffen und Vertreibung bedroht.

    "Europa und Nordamerika haben eine Mitverantwortung"

    Brasiliens Präsident besteht darauf, dass alle Länder eine Verantwortung für die Rettung des Amazonas teilen: "Die Welt muss uns helfen, den Amazonas zu erhalten und zu entwickeln", sagte er. Auch die Klimaforscherin Paola Arias von der Universität von Antioquia in Kolumbien unterstreicht, dass Weltregionen wie Europa und Nordamerika durch ihre Agrarimporte aus dem Amazonasgebiet eine Mitverantwortung tragen: Die Vernichtung des Amazonaswalds sei "nicht nur die Schuld der Amazonasländer".
    Diese Nachricht wurde am 09.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.