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Ohne Heizung geht es auch

Zwar ist die Schweinehaltung besonders bei Tierschützern oft in der Kritik, doch die Lebensbedingungen der Sauen haben sich in den vergangenen Jahren durchaus verbessert. Nach dem Abferkeln müssen die Tiere eine Zeit lang in der Gruppe leben dürfen. Auch für die Mastschweine gibt es mittlerweile tiergerechte Ställe - zum Beispiel den so genannten Kaltstall.

Von Isa-Maria Kuhn |
    Wenn Stefan Trippel aus dem schleswig-holsteinischen Holtsee in den Stall geht, dann ist er bei winterlichen Temperaturen warm angezogen. Denn seine 250 Mastschweine leben in einem so genannten Kaltstall, der nicht beheizt wird. Trotzdem müssen die Schweine nicht frieren. Denn das Gebäude hat einen Liegebereich mit viel Stroh:

    " Unsere Schweine halten sich tagsüber hauptsächlich im eingestreuten Bereich auf. Wir haben dort eine Abdeckung, damit es schön warm ist. Das Schwein liebt es warm, wenn es liegt."

    Die andere Hälfte des Stalls besteht aus dem Fressbereich mit Spaltenboden. Dort haben es die Schweine so kalt wie draußen:

    " Wenn es frisst, kann es ruhig kalt sein. So ist unser Spaltenbereich. Das Schwein kann überall fressen, an vielen Automaten. Dann wird es gewogen. Das Schwein, das für sein Alter zu leicht ist, bekommt energiereiches, das Schwein, das für sein Alter zu schwer ist, bekommt energiearmes Futter, so dass die Schweine nachher zum Verkaufen hoffentlich alle gleich schwer sind."

    Der neue Stall ist erst einer von wenigen dieser Art in Deutschland. Die Kieler Arbeitsgemeinschaft Bauen in der Landwirtschaft, bestehend aus Bauern, Architekten und Agrarwissenschaftlern, hat ihn entworfen. Er ist hell und bietet seinen Bewohnern viel Platz. Das wirkt sich auf die Tiergesundheit aus, sagt der Veterinär Olaf Niemann. Er betreut den Schweinemastbetrieb im Kreis Rendsburg-Eckernförde:

    " Das vergrößerte Luftvolumen und die Frischluftzufuhr von außen, dass heißt keine künstliche Luft, verbessern die Lungengesundheit des Schweins. Das Wohlbefinden der Schweine ist durch die Stroheinstreu deutlich verbessert worden. Insgesamt geht es den Tieren hier gut."

    Die Haltungsbedingungen sparen Tierarztkosten. Insgesamt zieht Trippel nach zweijähriger Erprobungsphase deswegen eine positive Bilanz: Den Schweinen geht es im Kaltstall besser und die Betriebskosten sind niedriger. Zumal schon der Bau des Kaltstalls rund 20 Prozent günstiger war als ein konventioneller Stall. Es gibt nur ein kleines Problem. Landwirt Stefan Trippel:

    " Nicht nur der Stall wird gut angenommen. Das Stroh wird auch als Futter zu gut angenommen, so dass die Schweine zu langsam wachsen. Das hat Nachteile für die Wirtschaftlichkeit. Schön wäre es natürlich, wenn man eine Vermarktungsschiene finden könnte, die das honoriert. Da sieht das heute aber schlecht aus, weil das Portemonnaie auch bei den Verbrauchern knapp ist."

    Mehr Kraftfutter sollen die Borstentiere also fressen. Und weil Bauern findig sind, ist die Lösung in Form eines hellen Pulvers schon in Sicht:

    " Wir versuchen die Futterakzeptanz durch Geschmackstoffe zu erhöhen. Wir haben jetzt sowohl Zucker als auch Vanillearoma beigemischt. Riecht richtig lecker."

    Verbraucher müssen aber nicht befürchten, dass das Schweinefleisch nun im Geschmack verfälscht wird, versichert der Bauer aus dem Norden.