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Olympia-Vergabe
„Wir müssen das während der Pause klären“

Neues von den Korruptionsermittlungen zur Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2020 an Tokio. Die Pariser Sonderstaatsanwaltschaft hat E-Mails entdeckt, die den Verdacht auf Stimmenkauf unter Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) heftig nähren.

Von Thomas Kistner | 23.10.2017
    Ein indigoblaues japanisches Karomuster aus unterschiedlich großen Rechtecken auf weißem Grund, die im Kreis angeordnet sind.
    In Tokio finden in zwei Jahren die nächsten Olympischen Sommerspiele statt. (imago sportfotodienst)
    Ein Mailaustausch nur Stunden vor jener IOC-Entscheidung am 7. September 2013. Dieser erhärtet aus Sicht der Strafermittler den Eindruck, dass die zwei Hauptverdächtigen, der damalige senegalesische Leichtathletik-Weltpräsident Lamine Diack und sein Sohn Papa Massata, das Wahl-Verhalten des afrikanischen Blocks im IOC organisiert hätten.
    Papa Massata soll über Schmiergelder die Spiele-Vergaben 2016 an Rio de Janeiro sowie 2020 an Tokio beeinflusst haben. Aus beiden Städten waren kurz vor den Abstimmungen jeweils Millionenbeträge an Firmen Massatas geflossen. Vater Lamine Diack war, als IOC-Mitglied und Boss des Leichtathletik-Weltverbands IAAF, die graue Eminenz unter Afrikas Top-Olympiern. Beide Diacks wiesen bisher alle Vorwürfe zurück.
    Mail-Verkehr zwischen Vater und Sohn
    Aber nun liegt eine Mail Massatas vor, der Stunden vor der Wahl von Tokio seinen Vater in panischem Ton und mit vier Ausrufezeichen unterrichtet hatte: "Nach Information Deines afrikanischen Kollegen scheint Scheich Ahmad alles zu tun, um die Afrikaner dazu zu bringen, für Madrid zu stimmen Wir müssen das während der Pause klären." Lamine aber hatte die Lage offenbar unter Kontrolle und beschwichtigte seinen nervösen Sohn: "Wir können nach der Sitzung darüber sprechen."
    Für die Strafermittler ist dieser Mailaustausch ein Kernbeweisstück. Er erschüttere massiv die Aussagen der Diacks und und belege gleich vier Sachverhalte: Vater und Sohn hätten am Wahltag eng kooperiert. Die Afrikaner stimmten im Block ab, und dieser Block hätte nicht für den damaligen Mitbewerber Madrid stimmen sollen. Und schließlich belegten die Mails, dass Lamine Diack tatsächlich Einfluss auf afrikanische Voten ausgeübt habe.