Donnerstag, 18. April 2024

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Olympische Spiele
"Ich fände es fahrlässig, aktuell über den Sommer zu spekulieren"

Die Ausbreitung des Coronavirus legt die Welt des Sports lahm. Mit Blick auf die Olympischen Spiele sei der Zeitpunkt für eine definitive Absage aber noch zu früh, sagte DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker im Dlf. Die Gesundheit der Athleten stehe jedoch immer im Vordergrund.

Veronika Rücker im Gespräch mit Marina Schweizer | 14.03.2020
Sicherheitskräfte mit Mundschutz in Tokio vor den Bannern der Olympischen und der Paralympischen Spiele 2020.
Die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 2020 laufen im Zeichen des Corona-Virus (Rodrigo Reyes Marin/imago-images)
Die Ausbreitung des Coronavirus hat weitreichende Folgen auch für den internationalen Sport. Zahlreiche Veranstaltungen werden verschoben oder abgesagt. Der Spielbetrieb den meisten internationalen Ligen wurde komplett gestoppt - auch in Deutschland. DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker sagte im Dlf, man müsse einen Beitrag dazu leisten, das soziale Leben herunterzufahren und zu verlangsamen. Der Sport müsse dabei seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. "Insofern ist es konsequent, dass wir sowohl Sportveranstaltungen runterfahren aber eben auch den Sport- und Trainingsbetrieb vor Ort zunehmend einstellen."
Keine Kritik am Vorgehen des deutschen Profi-Fußballs
Rücker zeigte trotzdem Verständnis dafür, dass viele Sportveranstaltungen trotz schneller Ausbreitung des Corona-Virus relativ spät abgesagt wurden, etwa in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga. Die Ereignisse hätten sich überschlagen. Für einige Verbände sei auch der finanzielle Aspekt existenziell. "Aber ich würde das jetzt nicht als einzigen Maßstab sehen", sagt Rücker. "Wir müssen eben auch sehen, dass es keine klaren bundesweiten Vorgaben gegeben hat, sondern es in der Zuständigkeit der regionalen Gesundheitsbehörden lag, hier Entscheidungen zu treffen." Rücker glaubt nicht, dass der Profifußball mit seinem Agieren dem Ruf des Sports geschadet hat. Man müsse die Situationen immer wieder neu bewerten. "Viele Dinge lassen sich aktuell nicht prognostizieren".
Die Corona-Krise werde Vereine und Verbände vor existenzielle Herausforderungen stellen, betonte Rücker. "Zahlreiche Verbände haben auf Bundes- wie auf Landesebene Einnahmequellen, die sie im Moment verlieren." Die Einnahmesituation stelle sich zurzeit "komplett anders dar". Die Kosten seien aber trotzdem vorhanden.
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Vorstandsvorsitzende des DOSB Veronika Rücker (mi.) (Robert Kempe)
Olympischen Spiele: Entscheidung über Absage noch zu früh
Mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele in Tokio ist Rücker sicher, dass das Internationale Olympische Komitee "die aktuelle Situation intensiv bewertet und auch in permanenter Rücksprache mit der WHO ist und eine Neubewertung vornimmt." Es sei fahrlässig, "aktuell über den Sommer zu spekulieren". Die Entwicklung sei hochdynamisch und extrem kurzfristig einzuschätzen. Erst die nächsten Wochen würden zeigen "wohin die Reise gehen wird".
Rücker betonte, dass die Gesundheit des gesamten Team Deutschland immer im Vordergrund stehe. Nur wenn es auch von ärztlicher Seite grünes Licht gebe, werde das Team zu den Olympischen Spielen fahren.