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Zalando schreibt weiter rote Zahlen

Der im Oktober 2008 gegründete Online-Schuh- und Modehändler Zalando gilt als Paradebeispiel für ein erfolgreiches deutsches Start-up-Projekt. Im ersten Quartal 2014 zählte Zalando rund 330 Millionen Besucher auf den Webseiten. Dennoch schreibt das Berliner Unternehmen weiter keine schwarzen Zahlen.

Von Dieter Nürnberger | 09.05.2014
    Schuhe von Zalando stehen auf dem Karton.
    Weiter kein "Schrei vor Glück": Auch im 1. Quartal rote Zahlen bei Zalando. (dpa / picture alliance / Wolfram Steinberg)
    "Weil es bequem ist zum probieren, weil man es kostenlos zurücksenden kann. Natürlich die große Auswahl, die verschiedenen Marken." - "Also bei Zalando bin ich bestimmt zweimal im Monat. Die Preise und sie haben gute Qualität. Ich finde immer was."
    Europas größter Online-Händler für Mode und Schuhe macht es den Kunden einfach, Produkte der meisten modischen Trendunternehmen mit wenigen Klicks zu finden. Und die Kunden werden vor allem den kostenlosen Hin- und auch Rückversand zu schätzen wissen, der allerdings für Zalando eine recht kostenintensive Konstante ist.
    Das im Oktober 2008 in Berlin gegründete Unternehmen gilt als Paradebeispiel für ein erfolgreiches deutsches Start-up-Projekt. Und auf den ersten Blick scheint die Entwicklung nur eine Richtung zu kennen, die nach oben. Die heute vorgelegten Quartalszahlen zeigen, dass von Januar bis März der Umsatz um mehr als ein Drittel gesteigert werden konnte. Die Erlöse wuchsen um 35 Prozent auf 501 Millionen Euro.
    Schon im vergangenen Jahr ging es beim Umsatz um 52 Prozent nach oben. Doch trotz solcher Sprünge bleibt das Unternehmen wohl auch in diesem Jahr in der Verlustzone.
    Genaue Zahlen nennt Zalando hier aber nicht, Analysten gehen davon aus, dass der Fehlbetrag 2013 bei über 100 Millionen Euro lag. Man hoffe aber, so Zalando-Vorstand Rubin Ritter, dass man in diesem Jahr einen entscheidenden Schritt vorankomme, auch wenn schwarze Zahlen wohl noch nicht erreicht würden.
    Ähnlich zugeknöpft gibt sich das Unternehmen bezüglich der Spekulationen über einen Börsengang. Im Gespräch: die US-Technologiebörse Nasdaq.
    Florian Nöll vom Vorstand des Bundesverbandes Deutsche-Startups hält einen solchen Schritt für eher wahrscheinlich.
    "Da ist beispielsweise die Frage, wie innovationsfreundlich das Umfeld ist, wie liquide der Markt. Da kann man die deutschen Unternehmen im Augenblick schon verstehen, wenn es vielleicht nicht der erste Gedanke ist, hier in Deutschland einen Börsengang zu machen. Da fehlen einfach auch die Vorbilder."
    Dass noch keine schwarzen Zahlen geschrieben werden, hält der Startups-Bundesverband für kein Hindernis. Schließlich habe Zalando vor allem in den vergangen Monaten enorme Summen in die Logistik investieren müssen, habe somit Werte geschaffen. Der inzwischen größte Investor des Unternehmens, eine schwedische Beteiligungsgesellschaft, beziffert den Wert des Unternehmens auf immerhin knapp 4 Milliarden Euro.
    Börsengang oder Unternehmensverkauf - diese beiden Möglichkeiten gebe es, sagt Florian Nöll vom Startups-Verband. Er favorisiert den Gang an die Börse.
    "Es geht um die Frage - und das sehen wir an vielen Beispielen - wer kauf eigentlich ein solches Unternehmen? Das sind oft keine deutschen Konzerne, sondern doch meist amerikanische. Deshalb ist der Börsengang auch der nachhaltigere Weg. Weil das Unternehmen in der Hand der Unternehmensgründer weiter wachsen kann. Und nicht, wie leider viele andere auch, zu früh Teil eines großen Konzerns wird.
    Im ersten Quartal 2014 zählte Zalando rund 330 Millionen Besucher auf den Webseiten, im Vorjahreszeitraum waren es 275 Millionen. Über die Hälfte des Umsatzes werde inzwischen im Ausland erzielt. Dass es auch immer wieder Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Zalando gibt, hat dem Unternehmen somit wohl nicht geschadet.