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Opel-Sanierungsplan
Ohne betriebsbedingte Kündigungen

19.000 Opelaner in Deutschland können erst mal aufatmen, Werksschließungen sind nicht geplant, keinem wird gekündigt - vorerst. Doch bis 2020 muss Opel wieder profitabel sein. Dafür wird nun jeder Stein umgedreht, die Hoffnung ruht auch auf E-Mobilität und globalen Märkten.

Von Mischa Ehrhardt | 09.11.2017
    Autos, zumeist der Marke Opel, stehen am 15.02.2017 auf einem Parkplatz vor dem Opel-Werk in Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz). (zu dpa «Möglicher Verkauf von Opel: Politik schaltet sich ein» vom 15.02.2017)|
    Opel-Werk in Kaiserslautern - hier und an allen anderen Standorten des Autobauers in Deutschland können Mitarbeiter aufatmen. Bis 2020 erwartet das Mutterhaus PSA die Rückkehr zur Profitabilität. (picture alliance / dpa / Martin Goldhahn)
    Ein 3-Minuten-Statement auf Deutsch, auswendig gelernt - und in einem eben solchen Duktus vorgetragen: Das war alles, was der Chef des deutschen Autobauers Opel Michael Lohscheller in seiner Heimatsprache von sich gab. Der Ausdruck: Entschlossenheit, der Tenor Zuversicht, die Perspektive zukunftsgerichtet.
    "Ich freue mich mit dem heutigen Tag, den Zukunftsplan für Unternehmen vorzustellen. Wir werden Opel und Vauxhall wieder wettbewerbsfähig aufstellen, dabei planen wir keine betriebsbedingten Kündigungen."
    Gewinnmarge von sechs Prozent bis 2026 angestrebt
    Das war wohl die wichtigste Nachricht des Tages für die rund 19.000 Mitarbeiter von Opel in Deutschland. Und für die verschiedenen Regionen, in denen Opel-Werke noch stehen, gab es auch eine gute Nachricht: Alle Werke sollen bestehen bleiben. Da Opel seit 100 Tagen ziemlich genau zum französischen PSA-Konzern gehört, hat das Opel- und PSA-Management alle sonstigen Informationen in Englisch herausgegeben. Zum Beispiel das Ziel, bis 2020 wieder profitabel sein zu wollen, bis 2026 sogar eine Gewinnmarge von 6 Prozent zu erreichen. Das ist ein durchaus ambitioniertes Ziel - wie PSA-Chef Carlos Tavares zugibt:
    "Das ist ein klares Zeichen von Entschlossenheit und Professionalität. Und in der Tat brauchen wir genau das: Wir brauchen Entschlossenheit, wir brauchen Professionalität und wir brauchen Disziplin, um diesen anspruchsvollen Plan umzusetzen."
    Tavares' Turnaround mit Citroën und Peugeot
    Im Mutterkonzern PSA hat Tavares unter Beweis gestellt, dass es ihm zumindest an dieser Entschlossenheit nicht mangelt: In wenigen Jahren hat er das von der Pleite bedrohte Unternehmen mit den Marken Citroën und Peugeot wieder in die Gewinnzone geführt. Das Rezept dazu: Sparen wo es geht, nun werde jeder Stein umgedreht - auch in den oberen Etagen des Unternehmens. Dafür immerhin nutzt Opel-Chef Michael Lohscheller ein deutsches Sprichwort:
    "Change has to start at the top of the company. Or as we say in German: Die Treppe wird von oben gekehrt."
    Um im Bilde zu bleiben: Die Treppe wird von oben gekehrt, also das Management verschlankt, dafür aber auch unten. Kosten sollen gespart werden durch etwa sinkende Lohnkosten. Dazu sollen Abfindungen das Werkzeug sein, neue Arbeitszeitkonzepte sollen auf den Tisch kommen oder verstärkt auf Altersteilzeit gesetzt werden. Einsparungen von 1,1 Milliarden Euro sollen das bis 2020 ergeben, danach sogar 1,7 Milliarden. Der Betriebsratsvorsitzende ist mit den bisherigen Plänen einverstanden, auch wenn die Verhandlungen über konkrete Maßnahmen jetzt erst beginnen werden.
    "Wir sind froh und erleichtert, dass unsere zentralen Forderungen so erfüllt worden sind. Aber ein ganz wichtiger Punkt für uns ist auch, damit Opel eine langfristige Zukunft hat, dass dieser Unternehmensplan einen CO2-Plan beinhaltet, der Opel dann auch die Möglichkeit gibt, die Anforderungen für die CO2-Werte ab 2020 zu erfüllen."
    Elektro-Varianten und neue Zukunftsmärkte
    Sagt der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug. Die Pläne sehen vor, dass jedes neue Fahrzeug von Opel auch mit einer elektrischen Variante auf den Markt kommt, im Jahr 2024 soll das schließlich für alle Opel-Autos gelten. Neue Märkte wie Brasilien und China will der Konzern für mögliche Expansionen prüfen - Opel will also künftig auch globaler agieren. Aber, so unterstrich Opel-Chef Michael Lohscheller auch - Opel bleibe klar eine deutsche Marke. Das mag sein. Allerdings wird die Technik unter der Haube der kommenden Opel-Generationen und Modelle ganz klar auch französische Anteile haben. Ein bisschen konnte man das heute vielleicht schon merken - am sparsamen Gebrauch der deutschen Sprache.