Ostafrika
Opposition in Tansania beklagt Hunderte Tote bei Unruhen und Vertuschung durch die Behörden

In Tansania hat die Opposition schwere Vorwürfe gegen Regierung und Behörden erhoben. Die größte Oppositionspartei Chadema beschuldigte die Sicherheitskräfte, bei den landesweiten Unruhen während und nach der Präsidentschaftswahl vor gut einer Woche mehr als tausend Demonstranten getötet zu haben. Ihre Leichen seien heimlich verscharrt worden, um das Ausmaß der Tötungen zu verschleiern.

    Polizisten nehmen mehrere Männer fest, die während der Präsidentschaftswahl protestierten.
    Unruhen am Tag der Präsidentschaftswahl in Tansania (AFP / MARCO LONGARI)
    In dem ostafrikanischen Land war Präsidentin Hassan mit mehr als 97 Prozent der Stimmen zur Siegerin der Wahl erklärt worden. Die Unruhen hatten sich am Ausschluss mehrerer Oppositionskandidaten entzündet. Hauptsächlich junge Menschen protestierten tagelang gegen die ihrer Ansicht nach unfreie und unfaire Wahl. Sicherheitskräfte gingen mit scharfer Munition und Tränengas gegen die Demonstranten vor, eine landesweite Ausgangssperre wurde verhängt. Auch die katholische Kirche und andere Länder, darunter Großbritannien, Norwegen und Kanada, verwiesen auf Berichte über Hunderte Todesopfer.

    Rückkehr zur Normalität

    Präsidentin Hassan sagte bei ihrer Vereidigung gestern lediglich, es habe Todesopfer gegeben. Sie forderte die Sicherheitsbehörden auf, für eine Rückkehr zur Normalität zu sorgen. Heute stellten die Behörden den Internetzugang in Tansania wieder her. Gleichzeitig drohten sie mit einer Anklage wegen Hochverrats, sollten Bilder verbereitet werden, "die Panik auslösen oder das menschliche Leben verunglimpfen" könnten. Eine Social-Media-Seite, die Videos und Fotos von mutmaßlichen Opfern der Proteste zeigte, wurde gestern Abend gelöscht.
    In Tansanias Hauptstadt Daressalam und der Verwaltungshauptstadt Dodoma kehrte heute wieder Normalität ein: Tankstellen und Lebensmittelgeschäfte öffneten; der öffentliche Nahverkehr wurde nach mehrtägiger Stilllegung wieder aufgenommen.
    Diese Nachricht wurde am 04.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.