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Orange gegen Gelb

Die Berliner Stadtreinigung und der private Müllentsorger ALBA streiten seit Monaten darüber, wer Dinge aus dem Restmüll herausholen und verwerten darf. Inzwischen müssen schon die Gerichte entscheiden, ob die begehrten Reststoffe in die gelbe Tonne von ALBA oder die orangene der BSR gehören.

Von Verena Kemna |
    6000 Berliner Haushalte können schon seit über einem Jahr die neue orangefarbene Müllbox der Berliner Stadtreinigung nutzen. Ob Quietscheente, Rührquirl, iPod, Kochtopf oder Gießkanne: Auf der Orange-Box ist abgebildet, was reingehört. Die Berliner Stadtreinigung registriert nach dem ersten Pilotprojekt gute Akzeptanz, geringe Betriebskosten und saubere Müllplätze. So läuft in diesem Jahr Pilotversuch Nummer zwei. Vor weiteren 10.000 Wohnblocks steht nun eine Orange-Box. Das ökologische Ziel ist klar: Wir wollen den Müll in der grauen Tonne reduzieren und mehr Rohstoffe verwerten, sagt Lothar Kramm, Finanzvorstand der Berliner Stadtreinigung.

    "Wir waren dann doch überrascht, dass das so 15 Kilo pro Einwohner waren. Das ist sicherlich am Anfang höher, der Neuigkeitseffekt spielt eine Rolle. Andererseits muss man mal sehen, wenn sich daraus Gewohnheiten ergeben, ob wir das nicht auch dauerhaft erzielen können. Es lohnt sich, dieses System jetzt weiter auszurollen und die haushaltsnahe Erfassung von Wertstoffen voranzutreiben."

    300.000 Tonnen Wertstoffe kann die Berliner Stadtreinigung als kommunaler Entsorger unter anderem mit der neuen Orange Box für sich verbuchen. Ob die BSR durch das Recycling mit der Orange Box Geld verdient, kann Lothar Kramm nicht sagen. Das sei abhängig von den Recyclingkosten etwa in speziellen Müllzerkleinerungsanlagen und den höchst anfälligen Rohstoffpreisen.

    "Jedenfalls werden wir günstiger liegen, wenn das System auch angenommen wird in dem Maße wie wir das hoffen, denn davon hängen auch die Logistikkosten ab, dann wird das schon günstiger sein als das, was wir in den MHKW oder MPS Anlagen dafür nehmen müssen."

    Mit der Orange-Box und der Vorgabe, möglichst viele Wertstoffe zu recyceln, sieht sich die Berliner Stadtreinigung gut gerüstet für den Wettbewerb mit dem privaten Entsorger Alba. So sollen bis Ende des nächsten Jahres etwa 50.000 Berliner Haushalte kostenlos eine Orange Box bekommen. Grundlage ist der gesetzliche Anspruch der BSR auf alle Haushaltsabfälle.

    "Vom Prinzip sind es in der Tat zwei konkurrierende Systeme zur getrennten Erfassung solcher Stoffe, das ist so."

    Den jährlich 300.000 Tonnen gesammelter Wertstoffe durch die Berliner Stadtreinigung stehen gerade einmal viereinhalbtausend Tonnen gegenüber, die das private Entsorgungsunternehmen Alba mit einer sogenannten gelben Tonne plus sammelt. Privater Anbieter gegen kommunales Monopol, so beschreibt Alba Geschäftsführer Rainer Kröger den Wettbewerb der beiden Müllriesen in Berlin. Das Urteil vom Berliner Verwaltungsgericht, nach dem Alba die Gelben Tonnen Plus vorerst stehen lassen darf, beurteilen beide Parteien positiv. Für Rainer Kröger von Alba ist das Urteil ganz klar eine Bestätigung.

    "Das Gericht sagt aber auch, dass durch die Implementierung dieses Systems schon über Jahre in der Vergangenheit wir eine Legitimation haben, dieses System auch weiterführen zu können."

    Er ist sich sicher. Mit dem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz wird sich die zusätzliche Wertstofftonne durchsetzen. Alba sei gut gerüstet.

    "Wir haben ein etabliertes System, wir haben etablierte Aufbereitungskapazitäten, wir haben etablierte Verwertungswege, die eine stoffliche Verwertung des Materials garantieren. Warum sollten wir nicht etwas Gutes, was sich über 20 Jahre bewährt hat, nicht weiter öffnen für etwas, was sich weiter bewähren wird. Das ist Szenario, das kann ich mir sehr gut vorstellen."

    Der Kampf um den Müll geht weiter. Ein Urteil im Hauptsacheverfahren zwischen privatem und kommunalem Entsorger steht noch aus.