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Ort des Kontaktes

Die Fraunhofer-Gesellschaft, die deutsche Industrie- und Handelskammer, das Deutsche Institut für Japan-Studien und seit Kurzem die deutsche Forschungsgemeinschaft - das sind nur einige der Einrichtungen, die hier in Tokio sitzen und sich um verschiedene Bereiche der japanisch-deutschen Beziehungen kümmern. Wer sie besuchen will, der ist kreuz und quer in der Stadt unterwegs. Denn bisher gibt es zwar ein Deutsches Haus in Tokio, das neben dem Goethe-Institut auch die Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens beherbergt, aber nicht ausreichend Platz bietet, um hier alle Einrichtungen zu konzentrieren. Das ist jedoch das langfristige Ziel, das das Auswärtige Amt mit seinem Konzept eines Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses verfolgt:

Von Peter Kujath |
    "Es gibt eine große Zahl von Akteuren, die eine große Tradition der Interaktion haben zwischen Deutschland und Japan, sowohl was Unternehmen angeht, und im universitären, im wissenschaftlichen Bereich ist es auch schon seit Jahrzehnten so. Aber weil wir diese veränderte internationale Wettbewerbssituation haben, deswegen müssen wir die gegenwärtig auch vielleicht noch gute Situation noch weiter verbessern. Und das soll geschehen durch die Bündelung der unterschiedlichen Aktivitäten, durch die Herstellung von zusätzlicher Transparenz, sodass der japanische mögliche Partner tatsächlich den besten deutschen findet und umgekehrt."

    Dafür sei im ersten Schritt nicht zwingend ein Haus aus Beton notwendig, führt der deutsche Botschafter in Japan, Volker Stanzel, aus, sondern eine gute Vernetzung, die sich auch in einem entsprechenden Internet-Auftritt widerspiegeln könnte. Da ist er sich mit Manfred Hoffmann, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Tokio, einig:

    "Da haben wir im Moment erst mal, hier jedenfalls in Japan, die Immobilie gar nicht so im Auge, sondern was wir im Auge haben, ist die operative Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, dass die erst mal besser und enger verknüpft werden, um da Synergien zu nutzen."

    Dass seitens der japanischen Forscher und Universitäten durchaus ein großes Interesse besteht, beweist der Gottfried Wagener Innovationspreis, der am 8. Februar zum zweiten Mal an japanische Natur- und Ingenieurwissenschaftler verliehen wird. In der Jury saßen viele Präsidenten der berühmten Universitäten Japans. Überhaupt hätten gerade die japanischen Universitäten ein großes Interesse, auch mit ausländischen Unternehmen Forschungsprojekte einzugehen, so Manfred Hoffmann:

    "Also nehmen Sie das Beispiel der Todai, also der Tokio University, die haben eine Stelle, die vermittelt Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Universitätsinstituten und japanischen Unternehmen oder Unternehmen generell. Und die haben uns berichtet, dass sie immerhin über 1000 Projekte haben, also ein Universität mit ihren Instituten hat bereits über 1000 Projekte, Forschungsprojekte, mit Unternehmen. Und davon sind aber nur zehn Projekte mit ausländischen Unternehmen. Genauso hat man uns eben gesagt, das Interesse genau deswegen ist die Zusammenarbeit zwischen den Universitätsinstitutionen oder Instituten und auch ausländischen, gerade ausländischen Unternehmen auszubauen, ist für sie von ganz hoher Priorität."

    Aber es gibt auch Vorbehalte gegenüber einer solchen Zusammenführung. Florian Coulmas ist Direktor des Instituts für Japan-Studien in Tokio. Gegen eine räumliche Zusammenführung spricht aus seiner Sicht allein schon der ideale Standort, den sein Institut auf dem Gelände einer großen japanischen Universität im Stadtzentrum hat:

    "Der zweite Grund ist, dass wir als Forschungsinstitut unabhängig sein wollen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass wir im Auftrag von irgendjemandem, insbesondere nicht im Auftrag einer Regierung oder des Staates unsere Arbeit tun, sondern im Interesse der Wissenschaft und ausschließlich in diesem."

    2011 begehen Japan und Deutschland das 150-jährige Jubiläum des Abschlusses eines Freundschafts- und Handelsvertrages. Das wäre eine gute Gelegenheit, so Volker Stanzel, der deutsche Botschafter in Japan, ein solches Haus zumindest virtuell zu eröffnen:

    "Wir haben ein Budget dafür im Auswärtigen Amt, und wir sehen eine Pilotphase von zwei Jahren vor, und dann werden wir das neu evaluieren. Und am Ende steht dann, hoffe ich, vielleicht nicht nur ein Haus in Anführungsanzeichen, sondern zumindest die Planung für ein richtiges Haus, in das man dann auch zu Fuß gehen kann und nicht nur mit der Maus."