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Ostsee Online

Die erste Online-Uni im Ostseeraum haben jetzt 13 Unis aus acht Staaten aus der Taufe gehoben. Sie bietet Studenten mit Abschluss und Berufstätigen eine akademische Aus- und Weiterbildung. Besonders wichtig dabei: Lehrplan und Studentenschaft sind international ausgerichtet. Teilnehmer können dadurch Kontakte knüpfen und sich ein Netzwerk schaffen, für eine Karriere jenseits der Grenzen.

Von Jens Wellhöner | 27.09.2004
    Susanne Dettmann aus Kiel sitzt über ihrem Laptop. Per Audio-File hört sie eine Einführung über Fabrikplanung. Die 30-Jährige studiert Industrial Engineering, also Betriebsorganisation, am Baltic Virtual Campus. Das Studienprogramm der virtuellen Universität gefällt ihr gut:

    Es ist halt eine Mischung aus technischem und wirtschaftlichem und dadurch nicht einseitig und festgefahren. Und einfach übergreifend und interessanter.

    Eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelkauffrau hat Susanne Dettmann schon hinter sich. Jetzt will sie internationale Erfahrungen sammeln. Bequem von zu Hause aus. Und der Master-Abschluss des Baltic Virtual Campus wird europaweit anerkannt. Für sie ein wichtiger Grund zum Mitmachen:

    Das Diplom wird europaweit abgeschafft. Warum soll man dann noch in eine Totgeburt investieren, wenn man mit der Zeit gehen sollte. Und da wir das hier angeboten bekommen in Kiel und das Baltic Virtual Campus neu eingeführt wird: Warum soll man da nicht neue Wege gehen?

    Die Kielerin wird mit Kommilitonen aus fast allen Ostsee-Anrainerstaaten ab sofort online studieren. Bis zu zwei Jahre dauert es bis zum Master. Ihre Dozenten und Betreuer sitzen an 13 Hochschulen im ganzen Ostseeraum. Von Deutschland bis Finnland. Sie haben das Projekt "Virtuelle Ostsee-Uni" gemeinsam aus der Taufe gehoben. Insgesamt werden vier Studiengänge angeboten. Neben Industrial Engineering sind das Wirtschaftinformatik, Gesundheitsmanagement und Transregionales Management. Projekt-Koordinator Rolf Grano von der FH Lübeck:

    Die Studiengänge, die wir hier gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln, sind ganz normale Studiengänge der beteiligten Hochschulen. Man bewirbt sich für diese Studiengänge ganz so wie für die anderen Studiengänge. Nur dass man es hier über das Netz tun kann. Es unterscheidet sich von den formalen Voraussetzungen nicht von jedem anderen Studienangebot.

    Die Lehrpläne werden von den internationalen Dozenten gemeinsam entwickelt. Als Ansprechpartner für die Studierenden stehen an jeder teilnehmenden Uni Fachbetreuer zur Verfügung. Mit ihnen kann man auch telefonisch oder per E-Mail in Kontakt treten. Daneben treffen sich alle Studierenden eines Fachbereichs zu Anfang jedes Semesters persönlich. Zum Kennen lernen und Zusammenarbeiten. Mit dabei sind auch ihre Professoren und Betreuer. Einer der Dozenten ist Anders Jannegren von der schwedischen Uni Lund:

    Ich habe die Chance genutzt, mitzuarbeiten. Ich finde es einfach interessant: Zu sehen, wie Studenten aus verschiedenen Ländern zusammenarbeiten: Das ist eine Freude für jeden Hochschullehrer!

    Anders Jannegren ist Experte für Transregionales Management im Ostseeraum. Ein ganz neues Fach, eine Mischung aus Betriebsführung, sowie Kultur- und Mentalitätskunde der Völker rund um die Ostsee.

    Viele Firmen, die rund um die Ostsee aktiv sind, haben Interesse an diesem Studiengang. Sie schicken ihre Mitarbeiter zu uns, damit sie sich fortbilden, im Bereich Überregionales Management.

    Berufstätige, die sich fortbilden wollen, müssen allerdings Studiengebühren zahlen. Bis zu 10.000 Euro pro Semester. Studenten mit Uni-Abschluss, die den Baltic Virtual Campus als Aufbaustudium nutzen, zahlen nichts. In den vier Studiengängen sind pro Semester insgesamt bis zu 30 Teilnehmer vorgesehen. Auch Studierende von Unis, die nicht dem Ostsee-Verbund angehören, können sich bewerben. Und das jederzeit.