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Ostukraine
Kiew soll Kurzstreckenraketen gegen Separatisten eingesetzt haben

Bei den Kämpfen in der Ostukraine sterben immer mehr Menschen. Unklar ist, ob Kiew bereits Kurzstreckenraketen gegen die pro-russischen Separatisten einsetzt. Auch die Versuche der OSZE-Mitarbeiter, zumindest an der Absturzstelle eine Waffenruhe zu erreichen, schlugen bisher fehl. Derweil wächst der Unmut über die Haltung der EU.

Von Sabine Adler | 29.07.2014
    Der Leiter der OSZE-Mission in der Ukraine, Alexander Hug, inspiziert die Stelle des Flugzeugsabsturzes in der Ost-Ukraine und spricht mit pro-russischen Separatisten.
    Der Leiter der OSZE-Mission in der Ukraine, Alexander Hug, inspiziert die Stelle des Flugzeugsabsturzes und spricht mit pro-russischen Separatisten. (AFP / Dominique Faget)
    Die Offensive der ukrainischen Streitkräfte für die Rückeroberung des von den Rebellen besetzten Gebietes fordert immer mehr Opfer. In Gorliwkje unweit von Donezk sind in den zurückliegenden 24 Stunden mindestens 17 Menschen getötet und 40 verletzt worden. In Donezk wurden Wohnhäuser unter Artilleriebeschuss genommen, zwei Person starben, 15 wurden verwundet. Russland hat die Ukraine heute beschuldigt, russisches Gebiet mit Granaten zu beschießen, Kiew wies die Vorwürfe zurück.
    CNN berichtet in Berufung auf das Pentagon, dass die ukrainischen Truppen auf das Separatistengebiet mit Kurzstreckenwaffen feuern, die 15 Kilometer reichen. Das sei eine weitere Eskalation der bewaffneten Auseinandersetzungen.
    In Kiew gab es noch keine Reaktion auf diese Nachricht.
    Die Satellitenbilder, die die USA gestern vorgelegt haben, um zu belegen, dass die Ukraine von russischem Territorium beschossen wird, rufen in Kiew keinerlei Aufregung hervor. Die Armeesprecher informieren ohnehin seit Wochen über derartige Vorfälle. Ebenso ausgemacht ist es für die Ukrainer, dass die Separatisten mit der Hilfe der russischen Streitkräfte das Passagierflugzeug der Malaysia Airlines abgeschossen haben.
    OSZE hofft wenigstens an der Absturzstelle auf Waffenstillstand
    Das Bergungsteam hat die Erlaubnis bekommen, Waffen zu tragen. Das geht aus einer schriftlichen Vereinbarung hervor, die die Niederlande und Ukraine heute unterzeichnet haben, berichtet die Internetzeitung Ukrainska Prawda.
    Hilflos nimmt sich der Versuch der OSZE aus, einen Waffenstillstand zumindest an der Absturzstelle des malaysischen Flugzeuges auszuhandeln.
    Ertugrul Apakan, der die OSZE-Beobachtermission in der Ukraine leitet, äußerte die Hoffnung, dass die Gerichtsmediziner und Polizisten morgen oder in einigen Tagen - wie er sagte - an die Unglücksstelle vordringen können.
    "Wir hatten ein Treffen mit dem Premierminister der Ukraine, bei dem wir die Möglichkeiten durchgegangen sind, wie wir mit der internationalen Arbeitsgruppe zum Absturzgebiet gelangen können."
    Die niederländischen Gerichtsmediziner und Polizisten mussten heute den dritten Tag in Folge wieder umkehren, als sie sich auf den Weg zu den Überresten der Passagiermaschine machten. Sie sind seit Samstag in Donezk und haben noch kein weiteres Opfer bergen oder Flugzeugteil sicherstellen können.
    Die Zögerlichkeit der EU stößt auf Unmut
    Mit Spannung wird in Kiew verfolgt, ob die Europäische Union heute den Schritt wagt, schärfere Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Seit der Annexion der Krim im Februar wartet die Ukraine auf härtere Strafen gegen Moskau.
    Der Unmut über die europäische Zögerlichkeit wird offiziell zwar nur hinter vorgehaltener Hand geäußert, aber hin und wieder öffnet sich das Ventil. Wie bei Anton Geraschenko dem Berater des ukrainischen Innenministers.
    "Die Situation, in der sich die Ukraine befindet, erinnert an 1938 und 1939, da waren Tschechien und Polen in einer ähnlichen Lage. Und ähnlich Polen und Tschechien nimmt die Welt heute von der Situation, in der sich die Ukraine befindet, nicht wirklich Kenntnis. Erst seit dem Abschuss der Boeing begann man sich dafür zu interessieren. Aber wo ist konkrete Schaden, der Putin aus den Sanktionen entsteht? Wo? Seine Oligarchen fahren genau dorthin in den Urlaub wo sie schon immer hingefahren sind. Und sie investieren im Ausland dort ihr Geld, wo sie es schon vorher investiert haben."