Montag, 29. April 2024

Unterwasserwelt
Ozeane erleben große Korallenbleiche

An den Küsten von Australien, Kenia oder Mexiko haben Wissenschaftler eine neue Welle von Korallenbleiche entdeckt. In mindestens 54 Länder und Regionen haben sich die sonst farbenprächtigen Korallen in eine Geisterlandschaft verwandelt, wie Wissenschaftler der US-Meeresbehörde berichten.

16.04.2024
    Korallenbleiche im Atlantik, die Korallen werden weiss und sterben ab.
    Korallen reagieren bereits auf minimale Temperaturveränderungen sensibel und können im Extremfall absterben. (Getty Images / Brett Monroe Garner)
    "Mehr als 54 Prozent der Korallengebiete in den weltweiten Ozeanen sind von der durch die Erd-Erwärmung ausgelösten Bleiche betroffen", sagte Derek Manzello von der National Oceanic Atmospheric Administration (NOAA). Die Bleiche ist häufig die Vorstufe des Absterbens. In den Korallen leben einzellige Algen, die für die Farbenpracht verantwortlich sind. Bei hohen Temperaturen stoßen die Korallen aber die Algen ab, die sie eigentlich als Nährstofflieferanten brauchen.

    Auch Great Barrier Reef vor Australien betroffen

    "Was jetzt passiert, ist neu für uns und die Wissenschaft", sagte Lorenzo Alvarez-Filip von der Universität von Mexiko. "Wir können nicht vorhersagen, wie stark die Korallen leiden, selbst wenn sie den unmittelbaren Wärme-Stress überleben." Allein am berühmten Great Barrier Reef vor Australien sei es das fünfte derartige Ereignis innerhalb von neun Jahren. Wissenschaftler hatten angesichts des Klimawandels zwei solcher Ereignisse dort in einem Jahrzehnt vorhergesagt - und dies auch erst ab dem Jahr 2030.
    Die Hitzestressüberwachung der NOAA basiert auf Satellitenmessungen über vier Jahrzehnte hinweg. Weltweit gesehen ist es die vierte beobachtete Korallenbleiche nach 1998, 2010 und der Periode 2014 bis 2017. Als weltweite Welle gilt ein Ereignis, das im Pazifik, Atlantik und dem Indischen Ozean gleichzeitig stattfindet.

    Kipppunkt überschritten?

    "Eine realistische Annahme ist, dass wir einen Kipppunkt bei den Korallenriffen überschritten haben", glaubt David Obura, der in Kenia an dem Phänomen forscht. "Die Korallen sind in einer Abwärtsspirale, die nicht zu stoppen ist, wenn wir jetzt nicht drastisch die CO2-Emissionen zurückfahren."
    Korallenriffe sind für viele Küstenregionen von zentraler Bedeutung. So schützen sie gegen Stürme, sind wegen ihres Fischreichtums für die Ernährung wichtig und ziehen nicht zuletzt Touristen an. Experten haben eine Schätzung vorgelegt, wonach Korallen unter diesen Gesichtspunkten jedes Jahr für die Anrainerstaaten einen materiellen Wert von 2,7 Billionen US-Dollar haben.
    Diese Nachricht wurde am 16.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.