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Palastrevolte an der Uni Essen

Die geplante Fusion der beiden Universitäten in Essen und Duisburg hat seit Dienstag Nachmittag ein prominentes Opfer: Die Essener Rektorin Ursula Noos-Nünning wurde auf einer Senatssitzung überraschend abgewählt: Der Senat sprach ihr mit großer Mehrheit das Misstrauen aus. Dabei hatte die Rektorin die Sitzung selbst einberufen, um ein Votum gegen die Fusion zu erreichen. Dieses Votum erhielt sie, aber auch das Misstrauensvotum. Neuer Rektor wird der bisherige Prorektor Karl-Heinz Jöckel.

    Zum 1. Januar 2003 sollen die beiden Hochschulen nach dem Willen von NRW-Wissenschaftsministerin Gabriele Behler zu einer einzigen verschmelzen. Der Senat in Essen betrachtete die Fusion mit der Duisburger Mercator-Universität schon lange mit großem Misstrauen. Fusionskritiker warfen Frau Boos-Nünning in diesem Zusammenhang zu wenig Durchsetzungsvermögen vor. Die Situation hatte sich in den vergangenen zwei Wochen zugespitzt, nachdem das Land Nordrhein-Westfalen seinen Gesetzentwurf zur Fusion vorgelegt hat. Darin fand sich weder eine Garantie für die Übernahme der Fusionskosten in Höhe von geschätzten 25 Millionen Euro noch das Recht, dass die neue Fusions-Uni sich einen eigenen Rektor wählen darf. Die Besetzung dieses Amts sollte vielmehr in Düsseldorf, dem Sitz der Landesregierung, bestimmt werden. Obwohl Rektorin Boos-Nünning angesichts dieser Entwicklungen auf eine Linie gegen die Fusion umgeschwenkt war, befand der Senat am Dienstag, sie habe die Interessen der Universität Essen nicht ausreichend vertreten.

    Das Amt blieb nicht lange vakant: Der Senat wählte Professor Karl-Heinz Jöckel zum neuen Rektor. Jöckel war seit rund einem halben Jahr Prorektor für Qualitätsmanagement und kritisierte die Fusion in ihrer derzeitigen Form schon immer. Durch hartes Nachverhandeln, so die Hoffnung, soll Jöckel die Position der Hochschule verbessern. Der 48-Jährige gibt sich kämpferisch: "Meine Position unterscheidet sich in einer Sache von der von Frau Professorin Boos-Nünning, dass ich der Meinung bin, dass wir als Universität das Recht haben, uns mündlich gegebene Zusagen mit aller Kraft einzufordern und hierbei auch gegenüber dem Ministerium deutlich zu machen, dass wir dies an die Öffentlichkeit bringen und uns von Tricks, die das Ministerium teilweise in der Vergangenheit angewendet hat, nicht beeindrucken lassen werden."

    Am Freitag will nun der Senat der Uni Duisburg über seine Position zur Fusion beraten. Das voraussichtliche Ergebnis: Der Senat wird sich wohl ebenso wie die Kollegen in Essen gegen die Fusion aussprechen.

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    "Sprecher des Senats der Universität Essen begründet Misstrauensvotum gegen Rektorin" und "Senat der Universität Essen wählte Karl-Heinz Jöckel zum neuen Rektor" - zwei Pressemitteilungen der Uni Essen