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Pascal Beucker und Frank Überall: Die Beamtenrepublik - Der Staat im Würgegriff seiner Diener?

Von organisierten Räuberbanden sprach Augustinus, als er Regierungen definierte, denen der Sinn für die Gerechtigkeit abhanden gekommen sei. Wenn das stimmt, dann sind die Verwaltungen mit den Beamten sozusagen die Komplizen. Aber kriminelle Energie liegt Beamten fern, von einigen Ausnahmen mal abgesehen. Das Problem liegt ganz woanders, wie die Autoren Pascal Beucker und Frank Überall in ihrem Buch Die Beamtenrepublik darstellen wollen.

Von Volker Wagener |
    Kennen Sie den? - Geht ein Beamter zur Arbeit. - Das war’s auch schon. Der Witz ist vielleicht nicht neu, aber kürzer lässt sich das jahrzehntelange Negativimage deutscher Staatsdiener kaum auf den Punkt bringen. 1,7 Millionen Beamte leben in Deutschland. Es geht ihnen gut, zu gut, finden immer mehr kritische Analytiker unserer Gesellschaft. Sie haben eine Anstellung auf Lebenszeit, sehen regelmäßigen Beförderungen entgegen und dürfen am Ende ihrer Laufbahn eine komfortable Pension verzehren. Von Qualitätskontrollen ihres Schaffens blieben sie lange verschont. Etwas tut sich neuerdings. Dennoch: Das Beamtentum ist zum Synonym eines trägen Staates geworden. Nirgends wird mehr krankgefeiert, kein anderer scheidet früher aus dem Berufsleben aus als unsere Beamten. Trotz allem stehen einer tief greifenden Reform schier unüberwindliche Hürden entgegen. Der Streit darüber innerhalb der Föderalismus-Kommission war nur der letzte und offenkundigste Anlass dafür, dass die Beamten eine mächtige Lobby hinter sich wissen.

    Passend zur aktuellen Diskussion über die Zukunft der deutschen Beamten haben die Autoren Pascal Beucker und Frank Überall ein Buch vorgelegt, das schon auf dem Umschlag dem Leser signalisiert, wo die beiden hauptamtlichen Journalisten argumentativ in der laufenden Debatte stehen: nämlich auf Seiten der Kritiker des derzeit praktizierten Beamtentums. Zu sehen ist ein mausgrauer Büromensch in Polyacrylhemd - oberster Knopf geschlossen – Bleistift spitzend vor einem Aktenwagen. Das wirkt verkaufsfördernd und ist sicher auch so beabsichtigt. Keine Frage, die Autoren wollen provozieren.

    Auf rund 270 Seiten lassen sich zahlreiche Beispiele für Missbräuche im Beamtenrecht finden. Es wird auf die Di-Mi-Do-Professoren verwiesen, die grundsätzlich nur in der Mitte der Woche Lehrveranstaltungen anbieten, um in der restlichen Zeit gut dotierten Nebentätigkeiten nachgehen zu können, behaupten die Autoren.

    Sicher - in dem Buch sind viele krasse Fälle fehlgeleiteter Beamtenkarrieren versammelt. Als reine Polemik wollen die Autoren ihre Untersuchung, die in 14 Kapitel unterteilt ist, dennoch nicht verstanden wissen. Vielmehr schildern sie auch die historische Entwicklung des deutschen Beamtentums und bieten Vorschläge an, an welcher Stelle einschneidende Reformen nötig sind und wo weniger. "Die Beamtenrepublik" ist im Zuge der weiteren politischen Diskussionen über die Zukunft der Staatsdiener ein Buch, auf das wohl noch häufiger zurückgegriffen werden dürfte.

    Beucker, Pascal und Überall, Frank: Die Beamtenrepublik - Der Staat im Würgegriff seiner Diener? Campus-Verlag, Frankfurt am Main, 276 Seiten, Euro 21,90.