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Paul McCartney im BBC-Interview
Nach den Beatles kam der Absturz

Er hing an der Flasche, war depressiv und wollte die Musik ganz aufgeben: Paul McCartney spricht in der BBC ungewöhnlich offen über seine Probleme nach der Auflösung der Band. Er nutzt das Interview auch für eine Liebeserklärung an die Frau, die ihn damals rettete.

Von Korbinian Frenzel | 27.05.2016
    Depressiv und an der Flasche: Paul McCartney hat der BBC ein großes Interview gegeben und offen über seine Schwierigkeiten nach der Auflösung der Band gesprochen. Am Samstag wird es in voller Länge ausgestrahlt - aber schon jetzt verraten Auszüge auch einiges über McCartneys Verhältnis zu John Lennon - und seine Begeisterung für Kanye West.
    "Ich habe zur Flasche gegriffen, zum Whiskeyglas … zuerst war alles großartig - und dann wachst du morgens auf und es ist keine gute Zeit mehr. Es hat einfach nicht mehr funktioniert."
    Paul McCartney taucht ein in die Jahre '69/'70.
    "Let it be" ist das letzte Album, das die Band damals schon weitgehend ohne John Lennon aufnimmt - dann die offizielle Trennung der vier - und auf einmal stellt sich diese große Frage für einen damals noch ziemlich jungen Mann:
    Wie kann man auf eine solche Karriere noch etwas draufsetzen? Paul McCartney sitzt im Studio der BBC, vor ausgewählten Publikum - und Moderator John Wilson fragt ohne Umwege: Waren Sie damals depressiv?
    Der Bruch lebenslanger Freundschaften, bekennt McCartney, hat ihm zu schaffen gemacht. Streit um Verträge und das Erbe der Beatles - und schließlich die Ungewissheit: werde ich weiter Musik machen?
    Seine langjährige Partnerin hält ihn an, weiterzumachen
    "Wie machst Du, es ganz praktisch betrachtet auf der Bühne, wenn Du weitermachen willst, wer spielt die Instrumente"
    Er hat bekanntermaßen weitergemacht - Paul McCartney nutzt die knappe Stunde in der BBC für eine Liebeserklärung an die Frau, die dafür ganz offensichtlich sehr entscheidend war: Linda, seine langjährige Partnerin, die 1998 an Krebs starb.
    Linda war es, erzählt Paul McCartney, die ihn zum Weitermachen überredet hat - und nicht nur das: sie selbst setzt sich ans Keyboard in seiner ersten Nach-Beatles-Band, "The Wings". Musikalisch, das gesteht McCartney im Interview - kein Vergleich zu den Fab Four.
    "Wir waren nicht besonders gut - und Leute kamen zu mir und sagten, Linda kann kein Keyboard spielen… und sie hatten ja recht, aber John konnte übrigens auch nicht besonders gut Gitarre spielen als wir anfingen."
    "I love you, John"
    Apropos John, John Lennon, apropos Liebe, kein großes Interview zu den Beatles, in dem die Frage nach dem Verhältnis der beiden fehlen dürfte. Paul McCartney dreht sich zur Seite, greift zur Gitarre.
    "Here today", 1982 geschrieben, zwei Jahre nach dem Tod Lennons, sein Weg, so sagt es Paul Mccartney, ihm zu sagen: I love you, John. Zum Glück hatten sie ihren Jahre schwelenden Streit beigelegt, bevor Lennon erschossen wurde, sagt Paul McCartney im Interview:
    "Denn es wäre ziemlich schwierig gewesen, damit umzugehen, wenn wir das nicht geschafft hätten… und es war auch so schon schwierig genug."
    Wer ihn heute musikalisch inspiriere, fragt eine junge Frau aus dem Publikum:
    "I love Rhinnana, I love Kanye - he’s a monster."