15. Juni 2007: Vom Weltraumbahnhof Baikonour in Kasachstan startet ein etwa fünf Meter langer Satellit in seine Umlaufbahn. Für Jörg Hermann, Geschäftsführer der Infoterra GmbH in Friedrichshafen, war dies ein großer Tag:
"Das ist der TerraSar, TerrarSarX. Und das ist der Satellit, den wir im letzten Jahr gestartet haben und den wir nutzen, um unser Geschäftsmodell ab jetzt in die Tat umzusetzen."
Denn die Daten, die TerraSar X zur Erde funkt, sollen der Infoterra GmbH Friedrichshafen Geld in die Kasse bringen - ein Unternehmen mit derzeit 63 Mitarbeitern an den Standorten Friedrichshafen und Potsdam.
"TerrarSarX ist ein hochauflösender Radar-Fernerkundungssatellit, der in dieser Art ein Novum darstellt. Er ist in der Lage, eine Auflösungsfähigkeit bis zu einem Meter zu liefern. Und das war bislang im zivilen Markt nicht verfügbar. Darüber hinaus können wir auch sehr breite Streifen von 100 Kilometer Breite aufzeichnen."
Das heißt: Ob großflächig oder Nahaufnahme - Kunden aus aller Welt können zukünftig solche Daten über die Infoterra GmbH Friedrichshafen bestellen und nutzen. Denn eigentlich ist TerraSarX ein Wissenschaftssatellit der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt. Allerdings hat sich EADS-Astrium, die Muttergesellschaft von Infoterra, an den Bau- und Entwicklungskosten von 130 Millionen Euro finanziell mit 30 Millionen Euro beteiligt - ein in dieser Form einzigartiges Finanzierungsmodell für einen Wissenschaftssatelliten. Jörg Hermann:
"Die Idee war, dass man die technologischen Fähigkeiten, die damals im Satellitenbereich aufgebaut waren, für Vermarktung nutzbar machen wollte. Und dazu sind Marktforschungsaktivitäten durchgeführt worden, die dazu führten, dass man mit einem besonders leistungsfähigen Radarfernerkundungs-system im Weltmarkt wettbewerbsfähig Dienstleistungen anbringen konnte."
Denn Bedarf an Radardaten aus dem Weltraum, das haben diese "Marktforschungsaktivitäten" gezeigt, gibt es in Hülle und Fülle. Alexander Kaptain bearbeitet bei Infoterra den Bereich "Geoinformationsdienste":
"Also für uns war ganz spannend zu sehen, dass es Kunden gibt, die wissen wollten: Wo wachsen denn all diese Energiefrüchte. Wo wird denn der Mais angebaut? Wo werden die Ölfrüchte angebaut, die dann verheizt werden oder in Strom umgewandelt? Da gibt es zum Beispiel die Chemieindustrie. Die möchte das relativ früh im Jahr wissen, um entscheiden zu können: Wo müssen denn eventuell Nährstoffe, Pestizide etc. geliefert werden? Da gibt es die staatlichen Behörden, die gerne wissen wollen, wo eventuell steuernde Maßnahmen notwendig sind, wo Subventionen benötigt werden. Und es gibt auch die Warenterminbörsen, für die das ein großes Thema ist. Je früher im Jahr klar ist, was wächst, was wird angebaut, desto besser kann ich meine Geschäfte machen."
Gerade die Landwirtschaft sehen die Verantwortlichen bei Infoterra als wichtiges Kundenpotenzial an: Denn die Radardaten aus dem All lassen zum Beispiel präzise Ernteprognosen zu, weiß Infoterra-Geschäftsführer Jörg Herrmann:
"Wenn man mit hoher Regelmäßigkeit beobachtet, kann man regelrecht das Gras wachsen hören. Aus diesen Informationen bauen wir Bilder über Vegetationsflächen auf, die uns Aufschluss geben, was dort wächst. Diese Information kann ich nutzen, um zum Beispiel Ertragsprognosen herzustellen. Ich kann das nutzen, um Flächenstilllegungsbeiträge zu liefern, im Rahmen der gemeinschaftlichen Politik im Agrarbereich in Europa. Ich kann das aber auch nutzen, um Forstinventuren zu etablieren, ein Thema, das besonders signifikant ist in Zusammenhang mit dem Klimaschutz: Die Wälder spielen ja eine große Rolle als grüne Lunge der Erde, um eben CO2 zu absorbieren. Und wir werden Beiträge liefern zum Abholzen beziehungsweise zu Wideraufforstungs-maßnahmen."
Umweltorganisationen haben aus diesen Gründen bereits bei Infoterra nach den Radardaten aus dem All angefragt, ebenso Mineralölkonzerne, die neue Vorkommen erschließen wollen, und große Versicherungskonzerne. Alexander Kaptain:
"Da haben wir ein ganz aktuelles Beispiel aus den Überschwemmungen in England. Da sind innerhalb kürzester Zeit 15.000 Schadensmeldungen aufgelaufen. Jetzt hat der Premierminister gesagt: Wir begleichen das sofort und hat damit unglaublich die Versicherungsindustrie unter Druck gesetzt. Denn wie kann ich jetzt so schnell entscheiden: Wer hat zu Recht eine Schadensmeldung abgegeben und wer nicht? Und hier sieht man wirklich sehr schön an TerrarSar-Daten, was wirklich überschwemmt war, welche Gebäude überschwemmt sind. Wo kann ich sofort meine Versicherungsprämie auszahlen? Oder wo sind Zweifelsfälle, wo ich nochmals nachschauen muss?"
Durch die Vielzahl der potenziellen Kunden kann Infoterra die Radardaten aus dem All relativ preisgünstig anbieten. Jörg Hermann nennt ein Beispiel:
"Die reinen Bildprodukte bewegen sich im Quadratkilometer im Stückpreis zwischen einem und zehn Euro. Und die Dienstleistungen, die dann letztlich für den Endnutzer relevant sind, das muss man im Einzelfall bewerten. Das befindet sich im Moment in der Pilotphase."
Denn oftmals benötigen die Kunden eine Kombination verschiedener Aufnahme-Serien. Außerdem müssen die reinen Bilddaten interpretiert werden. Auch diese Aufgabe erledigen die Mitarbeiter von Infoterra für ein entsprechendes Entgelt. Nachdem dieser Tage die Übermittlung der kommerziellen Radardaten von TerrarSarX begonnen hat, geht auch der Umsatz von Infoterra sprunghaft in die Höhe. Der lag im vergangenen Jahr bei 15 Millionen Euro für diverse Projektarbeiten. In diesem Jahr sind bereits rund 40 Millionen Euro veranschlagt; bis in etwa drei Jahren sollen es 50 Millionen Euro sein. Geschäftsführer Jörg Herrmann:
"Also die Gewinnzone im Sinne von positiven Erträgen - das werden im nächsten Jahr erreichen."
Die Erträge werden allerdings in neue Satellitenprodukte investiert, die die Muttergesellschaft EADS Astrium baut. Dazu gehören die Projekte "TerrarSarX 2" und "Tandem-X" - beides Forschungssatelliten mit kommerziellen Verwertungsmöglichkeiten. Dass 1500 Anwender während einer kostenlosen Testphase vor der nun angelaufenen kommerziellen Verwertung TerrarSarX-Daten angefordert haben, lässt die Unternehmensleitung auf gute Geschäfte in der Zukunft hoffen. Konkurrenzunternehmen, die ebenfalls Radardaten aus dem Weltraum anbieten, gibt es nur in den USA und in Kanada. In Europa sind, findet Infoterra-Chef Jörg Herrmann, die Wettbewerber vernachlässigbar.
"Die Anbieter, die sich heute im Markt tummeln, arbeiten mit primär mit Flugzeug getragenen Radarsystemen, die zwar eine vergleichbare Leistungsfähigkeit haben wie wir vom Satelliten. Wir meinen, dass wir durch den Satelliteneinsatz da entsprechende Vorteile haben, weil wir nicht durch Flugfreigaben müssen. Wir müssen nicht durch entsprechende Kampagnen, sondern wir zeichnen auf, werten aus und können relativ schnell mit unserer Dienstleistung am Markt präsent sein."
"Das ist der TerraSar, TerrarSarX. Und das ist der Satellit, den wir im letzten Jahr gestartet haben und den wir nutzen, um unser Geschäftsmodell ab jetzt in die Tat umzusetzen."
Denn die Daten, die TerraSar X zur Erde funkt, sollen der Infoterra GmbH Friedrichshafen Geld in die Kasse bringen - ein Unternehmen mit derzeit 63 Mitarbeitern an den Standorten Friedrichshafen und Potsdam.
"TerrarSarX ist ein hochauflösender Radar-Fernerkundungssatellit, der in dieser Art ein Novum darstellt. Er ist in der Lage, eine Auflösungsfähigkeit bis zu einem Meter zu liefern. Und das war bislang im zivilen Markt nicht verfügbar. Darüber hinaus können wir auch sehr breite Streifen von 100 Kilometer Breite aufzeichnen."
Das heißt: Ob großflächig oder Nahaufnahme - Kunden aus aller Welt können zukünftig solche Daten über die Infoterra GmbH Friedrichshafen bestellen und nutzen. Denn eigentlich ist TerraSarX ein Wissenschaftssatellit der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt. Allerdings hat sich EADS-Astrium, die Muttergesellschaft von Infoterra, an den Bau- und Entwicklungskosten von 130 Millionen Euro finanziell mit 30 Millionen Euro beteiligt - ein in dieser Form einzigartiges Finanzierungsmodell für einen Wissenschaftssatelliten. Jörg Hermann:
"Die Idee war, dass man die technologischen Fähigkeiten, die damals im Satellitenbereich aufgebaut waren, für Vermarktung nutzbar machen wollte. Und dazu sind Marktforschungsaktivitäten durchgeführt worden, die dazu führten, dass man mit einem besonders leistungsfähigen Radarfernerkundungs-system im Weltmarkt wettbewerbsfähig Dienstleistungen anbringen konnte."
Denn Bedarf an Radardaten aus dem Weltraum, das haben diese "Marktforschungsaktivitäten" gezeigt, gibt es in Hülle und Fülle. Alexander Kaptain bearbeitet bei Infoterra den Bereich "Geoinformationsdienste":
"Also für uns war ganz spannend zu sehen, dass es Kunden gibt, die wissen wollten: Wo wachsen denn all diese Energiefrüchte. Wo wird denn der Mais angebaut? Wo werden die Ölfrüchte angebaut, die dann verheizt werden oder in Strom umgewandelt? Da gibt es zum Beispiel die Chemieindustrie. Die möchte das relativ früh im Jahr wissen, um entscheiden zu können: Wo müssen denn eventuell Nährstoffe, Pestizide etc. geliefert werden? Da gibt es die staatlichen Behörden, die gerne wissen wollen, wo eventuell steuernde Maßnahmen notwendig sind, wo Subventionen benötigt werden. Und es gibt auch die Warenterminbörsen, für die das ein großes Thema ist. Je früher im Jahr klar ist, was wächst, was wird angebaut, desto besser kann ich meine Geschäfte machen."
Gerade die Landwirtschaft sehen die Verantwortlichen bei Infoterra als wichtiges Kundenpotenzial an: Denn die Radardaten aus dem All lassen zum Beispiel präzise Ernteprognosen zu, weiß Infoterra-Geschäftsführer Jörg Herrmann:
"Wenn man mit hoher Regelmäßigkeit beobachtet, kann man regelrecht das Gras wachsen hören. Aus diesen Informationen bauen wir Bilder über Vegetationsflächen auf, die uns Aufschluss geben, was dort wächst. Diese Information kann ich nutzen, um zum Beispiel Ertragsprognosen herzustellen. Ich kann das nutzen, um Flächenstilllegungsbeiträge zu liefern, im Rahmen der gemeinschaftlichen Politik im Agrarbereich in Europa. Ich kann das aber auch nutzen, um Forstinventuren zu etablieren, ein Thema, das besonders signifikant ist in Zusammenhang mit dem Klimaschutz: Die Wälder spielen ja eine große Rolle als grüne Lunge der Erde, um eben CO2 zu absorbieren. Und wir werden Beiträge liefern zum Abholzen beziehungsweise zu Wideraufforstungs-maßnahmen."
Umweltorganisationen haben aus diesen Gründen bereits bei Infoterra nach den Radardaten aus dem All angefragt, ebenso Mineralölkonzerne, die neue Vorkommen erschließen wollen, und große Versicherungskonzerne. Alexander Kaptain:
"Da haben wir ein ganz aktuelles Beispiel aus den Überschwemmungen in England. Da sind innerhalb kürzester Zeit 15.000 Schadensmeldungen aufgelaufen. Jetzt hat der Premierminister gesagt: Wir begleichen das sofort und hat damit unglaublich die Versicherungsindustrie unter Druck gesetzt. Denn wie kann ich jetzt so schnell entscheiden: Wer hat zu Recht eine Schadensmeldung abgegeben und wer nicht? Und hier sieht man wirklich sehr schön an TerrarSar-Daten, was wirklich überschwemmt war, welche Gebäude überschwemmt sind. Wo kann ich sofort meine Versicherungsprämie auszahlen? Oder wo sind Zweifelsfälle, wo ich nochmals nachschauen muss?"
Durch die Vielzahl der potenziellen Kunden kann Infoterra die Radardaten aus dem All relativ preisgünstig anbieten. Jörg Hermann nennt ein Beispiel:
"Die reinen Bildprodukte bewegen sich im Quadratkilometer im Stückpreis zwischen einem und zehn Euro. Und die Dienstleistungen, die dann letztlich für den Endnutzer relevant sind, das muss man im Einzelfall bewerten. Das befindet sich im Moment in der Pilotphase."
Denn oftmals benötigen die Kunden eine Kombination verschiedener Aufnahme-Serien. Außerdem müssen die reinen Bilddaten interpretiert werden. Auch diese Aufgabe erledigen die Mitarbeiter von Infoterra für ein entsprechendes Entgelt. Nachdem dieser Tage die Übermittlung der kommerziellen Radardaten von TerrarSarX begonnen hat, geht auch der Umsatz von Infoterra sprunghaft in die Höhe. Der lag im vergangenen Jahr bei 15 Millionen Euro für diverse Projektarbeiten. In diesem Jahr sind bereits rund 40 Millionen Euro veranschlagt; bis in etwa drei Jahren sollen es 50 Millionen Euro sein. Geschäftsführer Jörg Herrmann:
"Also die Gewinnzone im Sinne von positiven Erträgen - das werden im nächsten Jahr erreichen."
Die Erträge werden allerdings in neue Satellitenprodukte investiert, die die Muttergesellschaft EADS Astrium baut. Dazu gehören die Projekte "TerrarSarX 2" und "Tandem-X" - beides Forschungssatelliten mit kommerziellen Verwertungsmöglichkeiten. Dass 1500 Anwender während einer kostenlosen Testphase vor der nun angelaufenen kommerziellen Verwertung TerrarSarX-Daten angefordert haben, lässt die Unternehmensleitung auf gute Geschäfte in der Zukunft hoffen. Konkurrenzunternehmen, die ebenfalls Radardaten aus dem Weltraum anbieten, gibt es nur in den USA und in Kanada. In Europa sind, findet Infoterra-Chef Jörg Herrmann, die Wettbewerber vernachlässigbar.
"Die Anbieter, die sich heute im Markt tummeln, arbeiten mit primär mit Flugzeug getragenen Radarsystemen, die zwar eine vergleichbare Leistungsfähigkeit haben wie wir vom Satelliten. Wir meinen, dass wir durch den Satelliteneinsatz da entsprechende Vorteile haben, weil wir nicht durch Flugfreigaben müssen. Wir müssen nicht durch entsprechende Kampagnen, sondern wir zeichnen auf, werten aus und können relativ schnell mit unserer Dienstleistung am Markt präsent sein."