Das Ereignis wollten sich viele Besucher nicht entgehen lassen: die Einweihung eines 20 Meter langen und 2,70 Meter breiten Holzschiffes auf der Donau bei Regensburg. Der Clou: die Baupläne der Galeere stammen noch von römischen Besatzungstruppen. Rudern müssen die Forscher allerdings selbst, schildert Professor Christoph Schäfer, Geschichtswissenschaftler an der Universität Regensburg: "Es sind in der Antike auch keine Sklaven gewesen, sondern Soldaten, die die Ruderkriegsschiffe bewegt haben. 15 Ruderer auf jeder Seite sorgen für den nötigen Vortrieb. Die Schilde an der Bordwand schützen heute vor allem gegen Spritzwasser, in der Antike wehrten sie Angriffe ab." Schäfer fällt ein Stein vom Herzen, als die Galeere sicher ablegt und Fahrt aufnimmt, getrieben von Rudern und einem großen Segel. Der Nachbau ist weltweit einzigartig. Jedes Detail entspricht exakt jenem kombinierten Ruder- und Segelschiff vom Typ "Navis Lusoria", das die Römer vor rund 1500 Jahren zur Sicherung der Donau benutzten. In Mainz, so berichtet Schäfer, konnten Archäologen zahlreiche Überreste solcher Schiffe bergen: "Dort hat man vier Schiffe dieses Typs, die zeitgleich versenkt worden sind, gefunden. Es handelt sich also um einen Standard-Typ der Spätantike."
Das "tänzelnde Schiff", so lautet die Übersetzung von "Navis Lusoria". Damals stellte die schmale Bauform geradezu Hightech dar, erklärt Stefan Mittermaier, ebenfalls von der Universität Regensburg: "Man kann das Schiff mit nur sechs Ruderern gegen die Strömung bewegen. Das liegt an dem besonders schlanken Bootskörper, der eine relativ große Länge besitzt und deshalb gut durch das Wasser schneidet. Man kann sich das Schiff vorstellen wie eine lange, dünne, halbierte Zigarre. Und es durchtrennt wunderbar die Wogen der Donau." Offenbar wussten die ersten Erbauer dieses Bootstyps genau, wie sie hohe Geschwindigkeit und große Wendigkeit bei möglichst wenigen Ruderern erreichen konnten. Doch die Vehikel sollten überdies länger als eine Saison halten, dies belegen Verarbeitung und Material, so Mittermaier: "Dieser römische Schiffsnagel besticht durch seine chemische Struktur. Er besteht aus Reineisen, hat einen sehr geringen Kohlenstoff-Anteil, ist dadurch relativ weich und auch besonders resistent gegen Gerbsäure, die im Eichenholz vorhanden ist. Und zusätzlich sind diese Nägel auch nach antikem Vorbild noch brulliert. Das heißt, sie werden circa auf 800 bis 900 Grad Celsius erhitzt und dann in glühendem Zustand in circa 90 Grad heißes Leinöl getaucht. Dadurch verschließt sich die Oberfläche des Nagels nochmals, so dass er glatter wird. Und deshalb wird die Oberfläche dieser Nägel kleiner." Das wiederum verringert die Angriffsfläche für Gerbsäure in den Eichenholzplanken.
Ob diese Theorie zu römischen Schiffsbaunägeln wirklich stimmt, wollen die Forscher mit ihrem Nachbau jetzt herausfinden. Auch bei der Wahl des Holzes ließen sich die Regensburger von den antiken Meistern beraten: verwendet wurde ausschließlich Eichenholz von so genannten "Totbäumen": "Diese Bäume sind vor fünf bis zehn Jahren abgestorben und waren deshalb vom Trocknungszustand für uns ideal. Die Römer haben dieses Absterben der Bäume herbeigeführt, indem sie den ausgewählten Bäumen die Rinde abnahmen und sich die Bäume somit nicht mehr mit Saft und Nährstoffen versorgen konnten und abgestorben sind." Bei Takelage und Rudern mussten die Forscher indes improvisieren, denn hierzu existieren kaum Funde oder Aufzeichnungen. Weil etwa ein Rahsegel das Schiff nur bewegt hätte, wenn der Wind von hinten aufbläst, wollen die Regensburger Archäologen ein so genanntes "Lateiner-Segel" fertigen und auf ihrem Schiff erproben. Mit diesem Dreieckssegel kann das Schiff härter an den Wind heran gedreht werden und erspart den Ruderern den Muskeleinsatz.
[Quelle: Thomas Wagner]
Das "tänzelnde Schiff", so lautet die Übersetzung von "Navis Lusoria". Damals stellte die schmale Bauform geradezu Hightech dar, erklärt Stefan Mittermaier, ebenfalls von der Universität Regensburg: "Man kann das Schiff mit nur sechs Ruderern gegen die Strömung bewegen. Das liegt an dem besonders schlanken Bootskörper, der eine relativ große Länge besitzt und deshalb gut durch das Wasser schneidet. Man kann sich das Schiff vorstellen wie eine lange, dünne, halbierte Zigarre. Und es durchtrennt wunderbar die Wogen der Donau." Offenbar wussten die ersten Erbauer dieses Bootstyps genau, wie sie hohe Geschwindigkeit und große Wendigkeit bei möglichst wenigen Ruderern erreichen konnten. Doch die Vehikel sollten überdies länger als eine Saison halten, dies belegen Verarbeitung und Material, so Mittermaier: "Dieser römische Schiffsnagel besticht durch seine chemische Struktur. Er besteht aus Reineisen, hat einen sehr geringen Kohlenstoff-Anteil, ist dadurch relativ weich und auch besonders resistent gegen Gerbsäure, die im Eichenholz vorhanden ist. Und zusätzlich sind diese Nägel auch nach antikem Vorbild noch brulliert. Das heißt, sie werden circa auf 800 bis 900 Grad Celsius erhitzt und dann in glühendem Zustand in circa 90 Grad heißes Leinöl getaucht. Dadurch verschließt sich die Oberfläche des Nagels nochmals, so dass er glatter wird. Und deshalb wird die Oberfläche dieser Nägel kleiner." Das wiederum verringert die Angriffsfläche für Gerbsäure in den Eichenholzplanken.
Ob diese Theorie zu römischen Schiffsbaunägeln wirklich stimmt, wollen die Forscher mit ihrem Nachbau jetzt herausfinden. Auch bei der Wahl des Holzes ließen sich die Regensburger von den antiken Meistern beraten: verwendet wurde ausschließlich Eichenholz von so genannten "Totbäumen": "Diese Bäume sind vor fünf bis zehn Jahren abgestorben und waren deshalb vom Trocknungszustand für uns ideal. Die Römer haben dieses Absterben der Bäume herbeigeführt, indem sie den ausgewählten Bäumen die Rinde abnahmen und sich die Bäume somit nicht mehr mit Saft und Nährstoffen versorgen konnten und abgestorben sind." Bei Takelage und Rudern mussten die Forscher indes improvisieren, denn hierzu existieren kaum Funde oder Aufzeichnungen. Weil etwa ein Rahsegel das Schiff nur bewegt hätte, wenn der Wind von hinten aufbläst, wollen die Regensburger Archäologen ein so genanntes "Lateiner-Segel" fertigen und auf ihrem Schiff erproben. Mit diesem Dreieckssegel kann das Schiff härter an den Wind heran gedreht werden und erspart den Ruderern den Muskeleinsatz.
[Quelle: Thomas Wagner]