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Persönliche Betreuung inklusiv

Das Rotary ein exklusiver Club ist, der sich für das Gemeinwohl einsetzt, dürfte den meisten bekannt sein. Dass die Vereinigung auch Stipendien vergibt, weniger. Doch es es nicht allein das Stipendiengeld, das für Bewerber attraktiv ist. Bei ihrem Auslandaufenthalt erfahren alle auch, wie gut es tut, vor Ort persönliche Ansprechpartner zu haben.

Von Kai Toss |
    Das Rotary ein exklusiver Club ist, der sich für das Gemeinwohl einsetzt, dürfte den meisten bekannt sein. Dass die Vereinigung auch Stipendien vergibt, weniger. Dass es sich lohnen kann, sich um eine Unterstützung für das Studium zu bewerben, zeigt der Beitrag meines Kollegen Kai Toss. Er hat sich im Schloss Oberhausen mit einem Rotarier und einer Studentin getroffen, die gerade von ihrem Studienjahr in Cambridge zurückgekehrt ist.

    "Rotary ist die älteste Serviceorganisation der Welt. Wir sind gerade 100 Jahre alt geworden. Sie wurde in Chicago 1905 gegründet und hat jetzt seinen 100 Geburtstag. Wir sind in 168 Ländern der Welt vertreten und haben etwa 1,2 Millionen Mitglieder. Rassen oder religiöse oder politische Fragen spielen keine Rolle. Unser Ziel ist selbstloses Dienen. Dem versuchen wir nachzukommen. "

    Berichtet Dr. Erich Hufnagel vom Rotary-Club in Oberhausen. Seit 32 Jahren engagiert sich der pensionierte Internist für den Club. Im Mittelpunkt steht die Hilfe für andere. Als eines der größten Erfolge nennt er den weltweiten Kampf gegen Polio, besser bekannt als Kinderlähmung. Seit 1985 engagiert sich Rotary in diesem Bereich. Die Clubmitglieder...

    "... haben dafür im Zusammenhang mit der Weltgesundheitsorganisation und auch mit der Bill-Gates-Stiftung – wir Rotarier selbst – über 500 Millionen Dollar in den Jahren aufgebracht und haben es geschafft, fast alle Länder – es gibt noch sechs Länder, wo es Polio, also Kinderlähmung gibt – poliofrei zu machen. Nicht nur, dass wir den Impfstoff bezahlt haben, sondern über 40.000 Rotarier sind in die Dörfer gegangen und haben die Kinder geimpft. "

    Neben internationalen Projekten werden vor Ort beispielsweise Schulen unterstützt, Programme für lernschwache Kinder aufgelegt. Außerdem unterstützt Rotary Studierende bei ihren Auslandsaufenthalten.

    "1947 hat Rotary weltweit – die Zentrale sitzt in Chicago – ein Stipendiatenprogramm aufgelegt. Das ist mittlerweile das größte der Welt. Wir sind die größte Stipendiatenorganisation der Welt. Wir haben bis jetzt ca. 50.000 Stipendiaten weltweit unterstützt – in Deutschland seit der Zeit 1.800. "
    Idee:

    Deutschlandweit werden jährlich 30 bis 60 junge Frauen und Männer gefördert.

    Punkt 1: Es kann niemals ein Rotarierkind ein solches Stipendium bekommen. Das geht nur an Nicht-Rotarier-Kinder. Punkt 2: Die Clubs können einen solchen Stipendiaten vorschlagen, sehr oft ist es aber so, dass sich die Studenten an die Clubs wenden und sagen: Wir haben von ihrem Stipendium gehört. Wie geht das weiter? Der Club schlägt den dann vor und dann gibt es ein Auswahlverfahren, dann wird gesagt, der und der wird von unserem Distrikt finanziert, den schlagen wir dann vor.

    Beworben hat sich in Oberhausen die Jurastudentin Judith Müller. Sie hat in Passau und in Münster studiert. Bei Rotary hat sie sich um ein Stipendium beworben, um einen einjährigen Masterstudiengang für Internationale Bildungspolitik in Cambridge besuchen zu können. Ihr war wichtig...

    "...dass das Stipendium nicht nur eine finanzielle Unterstützung bietet, sondern auch persönliche Unterstützung vor Ort. Jeder Stipendiat hat einen örtlichen Betreuer aus einem Rotaryclub. Bei mir in Cambridge, in den USA, der mit allem behilflich ist: Meine Wohnung hatte keine Wohnungseinrichtung als ich dahin gekommen bin. Solche Sachen – oder auch vom Flughafen abholen, so praktische Sachen im Alltag, um sich einzuleben. Und man kriegt schnell Kontakt zu den Leuten vor Ort, weil man verpflichtet ist, zehn Vorträge zu halten in den Rotaryclubs – was einem ermöglicht, dass man die Sprache sehr schnell lernt und vor Leuten frei vortragen muss. Ich habe alle Mitglieder in den Clubs als sehr freundlich erlebt – mit persönlichen Einladungen zu Baseballspielen zum Beispiel. Man kriegt sehrt schnell Kontakt zu Leuten vor Ort."

    Die Kosten für die Lebenshaltung, immerhin 26.000 Dollar, hat Rotary übernommen, an der Hochschule in den USA hat sie für die Gebühren ein weiteres Stipendium erhalten. Die Uni Cambridge kostet 30.000 Dollar pro Jahr. Die Studienbedingungen dort seien einmalig gewesen.

    "Ich war an der Havert -University in Cambridge und habe einen einjährigen Masterstudiengang gemacht und im Vergleich zu Deutschland – ich habe Jura studiert – war es sehr verschult, aber weil es ein einjähriger Studiengang ist, muss es ja auch so stark strukturiert sein. Es läuft ja auf einen Abschluss nach einem Jahr zu. Man konnte sich seine Kurse wählen, wobei es bestimmte Pflichtkurse gab, und was ich als anders empfunden habe und was sehr vorteilhaft ist, ist, dass die Professoren und Dozenten sehr darauf aus sind, persönlichen Kontakt zu Studenten herzustellen. In allen Veranstaltungen kannten die Professoren innerhalb kürzester Zeit die Namen und Hintergründe von allen Studenten und waren auch außerhalb der Universität sehr bemüht, Kontakt mit den Leuten herzustellen und sich persönlich mit denen zu unterhalten."

    Wer das Glück hat, das hochdotierte Rotary-Stipendium zu ergattern, wird Einblick in einen exklusiven Club bekommen. Ob dort das mildtätige Handeln im Vordergrund steht oder ob auch es auch als berufliches Netzwerk einer gesellschaftlichen Elite fungiert, dazu Erich Hufnagel vom Rotaryclub in Oberhausen:

    "Wie alle Freundeskreise – wir nennen uns Freunde – berufliche Netzwerke sein können, ist das aber nicht die Grundidee. Die Grundidee ist, nicht uns, sondern anderen zu helfen. Aber es bleibt nie aus, wenn man Freunde hat, dass man auch dem Freund hilft."