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Pflanzengift
Der Glyphosat-Krimi wird fortgeschrieben

Steht das Herbizid Glyphosat in Europa vor dem Aus oder wird es doch noch weiter zugelassen? Die Vertreter der EU-Länder in Brüssel haben die Entscheidung abermals vertagt. Statt wissenschaftlicher Risikobeurteilung dominiert politische Stimmungsabwägung die Diskussion.

Von Lucian Haas |
    Ein Bauer besprüht mit einem Traktor sein Feld, im Hintergrund ist eine Mühle zu sehen.
    Ein Bauer besprüht unweit einer Windmühle sein Feld. (dpa/ picture-alliance/ Klaus-Dietmar Gabbert)
    Die Zukunft von Glyphosat in Europa bleibt ein schwebendes Verfahren. Bei der gestrigen Sitzung kam es erst gar nicht zu einer rechtlich bindenden Abstimmung, weil sich schon im Vorfeld abzeichnete, dass es keine qualifizierte Mehrheit der EU-Länder für oder gegen Glyphosat geben würde. Die EU-Kommission steht jetzt unter Zeitdruck, einen Ausweg zu finden. Denn zum 30. Juni läuft die bestehende Zulassung ersatzlos aus.
    Dem Vernehmen nach plant die Kommission, die Zulassung von Glyphosat nochmals um sechs Monate zu verlängern, um Zeit für eine Entscheidung zu gewinnen. Hierzu müssten die Länder in den nächsten Tagen zustimmen.
    Zudem ist zu erwarten, dass die Kommission den EU-Ländern einen neuen Vorschlag unterbreiten wird – etwa: Glyphosat nur mit deutlichen Nutzungseinschränkungen zuzulassen. Dahinter stünde die Hoffnung, so doch noch eine qualifizierte Mehrheit zu erreichen.
    Fände auch dieser Vorschlag nicht genügend Befürworter, könnte die EU-Kommission noch einen Berufungsausschuss anrufen. Dessen Schlichterspruch wäre dann bindend. Allerdings wäre der Gang in die Berufung bei einem so kontroversen Thema alles andere als populär.
    Als wahrscheinlicher gilt, dass die Kommission ohne ein klares "Ja" der Länder die Zulassung für Glyphosat tatsächlich auslaufen lassen wird. Dann dürften Restbestände von Glyphosat noch sechs Monate lang verkauft und maximal 18 Monate lang eingesetzt werden. Danach wäre Glyphosat in Europa Geschichte.