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Pilgerweg der sieben Kirchen

Sie treffen sich morgens, frühmorgens, und brechen dann gemeinsam auf. Oft sind es Pilgergruppen, die ganz gezielt nach Rom kommen, um loszumarschieren. Es herrscht Volksfeststimmung. Der Pilgerweg der sieben Kirchen ist zwar eine fromme Angelegenheit, aber nichtsdestotrotz eine Sache, die man mit Freude angeht, meint diese Pilgerin:

Von Thomas Migge | 08.03.2009
    "Ich gehe diesen Weg auch im Winter ab, dann ziehe ich mich dick an. Wie oft ich hier schon die Kirchen abgepilgert habe? Das weiß ich nicht mehr. In der Regel mache ich das zwei Mal im Jahr, im Frühling und im Herbst und ich lerne immer nette Leute dabei kennen."

    Marisa marschiert am liebsten von der Paulus-Basilika los, im Süden Roms. Zusammen mit Freundinnen und Freunden trifft sie sich vor dem riesigen Gotteshaus, besucht zunächst einen Gottesdienst und dann geht es los:

    "Die sieben Kirche, die wir aufsuchen, sind fantastische Orte. Da finden Sie religiöse Kunst wie sonst nirgendwo auf der Welt. Ganz toll. Von der Paulusbasilika aus sind wir den ganzen Tag unterwegs. In jeder der Kirchen beten wir, zwischendurch wird gegessen und dann geht es weiter, den ganzen Tag lang, bis spät abends."

    Marisa besucht nach der Paulusbasilika die Kirche des Heiligen Sebastian an der Via Appia Antica, die Kirche des Heiligen Kreuzes aus Jerusalem, die Santa Maria Maggiore beim Hauptbahnhof, die größte und prächtigste Marienbasilika der katholischen Kirche, die Lateranbasilika San Giovanni, das Gotteshaus des heiligen Lorenz außerhalb der Mauern und schließlich die Peterskirche beim Vatikan. Das ist ein langer Marsch, der seit zirka 500 Jahren Tradition hat.

    Eingeführt wurde der berühmte Pilgerweg "Visita delle sette Chiesa", zu deutsch: Besuch der sieben Kirchen, von Filippo Neri, einem sehr gläubigen Mann, der im 16. Jahrhundert in Rom lebte und später heilig gesprochen wurde, weiß Padre Vincenzo Spalla, der immer wieder den uralten Pilgerweg für Gläubige aus ganz Italien organisiert:

    "Wir haben handschriftliche Dokumente von San Filippo, in denen er Gläubigen dazu rät, alle sieben Basiliken Roms abzugehen, ehrfürchtig, beichtend und betend. Das würde, so der Heilige, dem Seelenheil helfen. Zunächst ging Filippo allein diesen Pilgerweg ab, aber später gesellten sich immer mehr Gläubige zu ihm. Seit 1559 ist der Besuch der sieben Kirche eine feste religiöse Einrichtung. Aus dieser Frühzeit gibt es nicht viele Dokumente, die uns erklären, wie das damals ablief."

    Sicherlich weitaus entspannender als heute.

    Zu den Zeiten des Heiligen Filippo Neri lebten in Rom nicht mehr als 50.000 Menschen. Weite Teile des von der aurelianischen Stadtmauer umgebenen historischen Zentrums bestand aus Gärten und Weinfeldern. Ganz zu schweigen vom landwirtschaftlich genutzten Umland. Heute sieht das ganz anders aus. Von Gärten und Naturromantik kann keine Rede mehr sein.

    Die Pilger des Sieben-Kirchen-Weges marschieren vorbei an stark befahrenen Straßen und Plätzen, durch ein nicht endendes Häusermeer und kommen nicht selten erschöpft an ihren Zielen an, klagt diese in Rom lebende britische Pilgerin:

    "Wir mussten den vielen Verkehr erleiden, na ja, erleiden ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber zur Rushhour, also zur Hauptverkehrzeit ist das nicht immer ein reines Vergnügen. Zumal der Pilgerweg zu Fuß abgegangen werden muss und nicht mit einem Wagen oder Moped. Also das kann so schon chaotisch werden."

    Wer den uralten Pilgerweg aber an einem Sonntag abgeht, braucht nicht so sehr unter dem Verkehr zu leiden - und bekommt traumhafte schöne Kunst in den jeweiligen Basiliken zu sehen, die alle bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt errichtet worden sind und zu den beeindruckendsten Gotteshäusern Italiens gehören.