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Dass deutsche Lehrer besonders gerne nach Frankreich in Urlaub fahren, ist wohl nicht viel mehr als ein Gerücht. Dass sie derzeit besonders aufmerksam nach Frankreich schauen, dagegen nicht. Denn die französischen Pädagogen machen momentan etwas, was deutschen Lehrern Kraft ihres Beamtentums verwehrt ist: Sie protestieren heftig. Nicht mit kollektiven Krankmeldungen, sondern richtig, mit Streiks, Demonstrationen und Straßenblockaden. Große Teile der Staatsbediensteten im Nachbarland lehnen nämlich die am Mittwoch vom Pariser Ministerrat verabschiedete Rentenreform ab. Die französischen Lehrer sind aber nicht nur gegen längere Arbeitszeiten und niedrigere Renten, sie laufen auch Sturm gegen die parallel umgesetzte Bildungsreform. Und so ließen die Schulmeister diese Woche kurzerhand etliche Prüfungen ausfallen und blockierten statt dessen lieber alle wichtigen Zufahrtsstraßen zur nordfranzösischen Hafenstadt Cherbourg, um die Beladung der Fähren über den Ärmelkanal zu verhindern. Die Streikenden bildeten Menschenketten und stoppten den Verkehr mit Autos und Feuern.

Von Armin Himmelrath |
    Ein deutscher Lehrer würde so etwas natürlich niemals tun. Da passt es gut ins Bild, dass in dieser Woche der "Lehrer des Jahres 2003" gekürt wurde. Er heißt Dirk Georges, lebt und arbeitet in Lippstadt und unterrichtet die Fächer Deutsch und Geschichte. Ausgewählt wurde der 45jährige von der Hamburger Illustrierten Stern, die mehr als 800 Vorschläge von Schülerinnen und Schülern ausgewertet hatte und Georges zukunftsweisenden Unterrichtsstil und seinen überdurchschnittlichen Einsatz lobte.

    Überreicht wurde die Auszeichnung im Rahmen des Wettbewerbs Jugend forscht, der in diesem Jahr mit einem neuen Teilnehmerrekord endete: 8153 Tüftler und Forscher reichten ihre Erfindungen ein. Da ging es um Galaxienkerne und ein Rastertunnelmikroskop zum Selberbauen, um einen solargetriebenen Walkman und ein Laser-Messgerät für genaues Arbeiten mit der Motorsäge. Anspruchsvolle Themen, die professionell behandelt wurden.

    Wenn es nach den Forschern des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin ginge, dann könnten die Wettbewerbsbeiträge für Jugend forscht allerdings noch ausgereifter und die Teilnehmerzahlen noch viel höher sein. Voraussetzung: die Kinder müssen früher und besser gefördert werden. "Vor- und Grundschulkinder in Deutschland besitzen ein enormes Lernpotenzial, das aufgrund unzureichender Förderung oft nicht optimal genutzt wird", sagt Elsbeth Stern, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut. Weil Lernen der wichtigste Hebel der geistigen Entwicklung sei, müssten Kindergärten und Schulen eine viel anspruchsvollere Erziehung anbieten, als das heute noch der Fall sei. Besondere Mängel konstatiert die Bildungsforscherin im Hinblick auf die Ausgestaltung von wirklich kindgerechten Lernsituationen. Informationen: http://www.hirzel.de/universitas/online.htm

    Das lassen sich die Universität und die Evangelische Fachhochschule in Hannover nicht zweimal sagen. In Zusammenarbeit mit dem Tigerenten-Club des Südwestrundfunks starten sie nächste Woche eine bundesweite Vorlesungsreihe für 6 bis 12jährige, Titel: "Wissen macht Spaß". Behandelt werden Themen wie die Fragen "Warum gibt es böse Menschen?", "Warum dürfen die Erwachsenen mehr als Kinder?" und "Wie kommt die Farbe in den Regenbogen?" Damit sich die jungen Zuhörer auch wie richtige Studierende fühlen können, bekommen sie einen Studentenausweis, der nach jeder Veranstaltung abgestempelt wird. Informationen: www.vorlesungen-fuer-kinder.de

    Zum Schluss noch eine Nachricht zum Welt-Nichtrauchertag am morgigen Samstag. Immer mehr Mädchen greifen zur Zigarette. Bei den 12 bis 15jährigen hat sich die Zahl der Raucherinnen in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt, meldet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Damit sei mehr als jedes fünfte Mädchen eine Raucherin. Bei den gleichaltrigen Jungen habe sich der Anteil der Raucher in der selben Zeit von 11 auf 18 Prozent erhöht. Der starke Anstieg sei vor allem auf die Zunahme der jugendlichen Tabakkonsumenten in Ostdeutschland zurück zu führen. Das Einstiegsalter liegt bei Jungen und Mädchen bei 13 Jahren. Einen Lichtblick gibt es immerhin: Zwei Drittel der jugendlichen Raucher wollen mit dem Rauchen aufhören. Fragt sich nur, wann.