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PISA-Informationen

Riesenschritte sind es wohl nicht, in denen die Kinderbetreuung insbesondere in Westdeutschland den Bedürfnissen der Eltern angepasst wird, aber gestern hat die Bundesregierung eine weitere kleine Etappe zurückgelegt: Der Bundestag hat mit den Stimmen der Regierungskoalition das so genannte Tagesbetreuungsausbaugesetz verabschiedet. Es soll gewährleisten, dass bis zum Jahr 2010 auch Kindern unter drei Jahren Betreuungsplätze im Kindergarten in angemessener Zahl angeboten werden können, womit die Bundesrepublik Anschluss finden soll an den europäischen Standard in der Kinderbetreuung. Die Alternative zur Krippe ist für viele Eltern die Tagesmutter - auch ihr rechtlicher Status wird präziser definiert. Gefordert sind nun die Kommunen, denen es obliegt, die Zahl der Krippenplätze dem prognostizierten Bedarf entsprechend von derzeit 60 000 auf

Autorin: Jacqueline Boysen |
    230 000 zu erhöhen. Hier setzt die Kritik an, denn die Betreuung der Jüngsten sollen die nicht eben finanzstarken Kommunen unter anderem mit dem Geld finanzieren, das sie im Zuge der Einführung des Hartz IV Gesetzes in den Sozialkassen einsparen: 1,5 Milliarden Euro sollen den Kleinkindern auf diesem Wege zur Verfügung gestellt werden, so die Rechnung von Bundesfamilienministerin Renate Schmidt, SPD. Vor dem Bundestag entwickelte die FDP-Abgeordnete Ina Lenke die Idee, Kinderbetreuungskosten als Werbungskosten anzuerkennen, um Eltern finanziell mehr Spielraum zu verschaffen.

    Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wiederum schlägt zur Lösung der Misere in der Kinderbetreuung einen "Pakt für Kinderfreundlichkeit" vor: Ziel sei nicht zuletzt die bessere Qualität der Betreuung. Tagesmütter beispielsweise müssten an die übrigen Tagesstätten angebunden sein, um zu verhindern, dass es zu einem Wettbewerb um den billigsten Anbieter der Betreuungsleistung kommt. Schließlich mahnt die Gewerkschaft pädagogische Konzepte für die Kleinstkinderbetreuung an und erklärt ihre Bereitschaft, Erzieherinnen fortzubilden und auf die Anforderungen der Arbeit in den Krippen vorzubereiten.

    Mit inhaltlichen Fragen der Erziehung von Kindern im Vorschulalter hat sich eine Fachtagung in Neubrandenburg befasst: Und hier wurde ganz gegen den Trend eine ausdrückliche Warnung formuliert: Die Kinder im Vorschulalter sollten vor Überforderung behütet werden. Die mäßigen Ergebnisse deutscher PISA-Test-Teilnehmer dürften Eltern, Pädagogen und Politiker nicht zu übertriebenem Ehrgeiz verleiten, so ein Fazit der Tagung. Die Psychologin Elsbeth Stern vom Max Planck Institut für Bildungsforschung in Berlin zweifelte beispielsweise am Sinn der spielerischen Englischstunden im Kindergarten. Ihr lägen keine Daten vor, aus denen sich schließen ließe, das frühe Fremdsprachenkontakte den schulischen Fremdsprachenunterricht beförderten. Freilich plädiert auch sie für frühe, aber angemessene Formen der Förderung von Vorschulkindern. Eine gezielte Frühförderung müsse auf die Neigung der Kinder zum spielerischen eingehen, und dürfe die Erzieher im Kindergarten nicht schon zu Lehrern machen.

    In Nordrhein-Westfalen indes laden das Bildungsministerium, die Unternehmensberatung McKinsey, die Sparkassen sowie der STERN und das ZDF zu einem Start-up-Workshop: Schüler zwischen 16 und 21 Jahren können ihre unternehmerischen Talente unter Beweis stellen. In Ergänzung zum Lehrangebot wird hier in einem Planspiel für junge Existenzgründer der Ernstfall simuliert - wer nicht sofort den Gewinn seiner Schülerfirma zu maximieren vermag, dem winken dennoch attraktive Preise - in jedem Fall aber die Erfahrung in Unternehmensgründung und -Führung.