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PISA-Nachrichten

Da konnte sich die Bundesbildungsministerin diese Woche mal wieder kräftig auf die eigene Schulter klopfen. 9,1 Milliarden Euro schwer ist der Haushalt für Bildung und Forschung im kommenden Jahr. Das seien immerhin drei Prozent mehr als im laufenden Jahr und satte 25 Prozent mehr als 1998, rechnete Edelgard Bulmahn nicht ohne Stolz vor. Die Ministerin versprach, aus ihrem nun etwas volleren Portemonnaie die Länder zu unterstützen, wenn sie Reformen im Zusammenhang mit der PISA-Studie umsetzen wollen. Zu diesem Bereich zähle etwa die flächendeckende Einrichtung von Ganztagsschulen. Deshalb sei im Haushalt für 2004 auch ein Betrag von 300 Millionen Euro für Ganztagsschulen enthalten. Das ist allerdings nur die erste Rate: Insgesamt will die Bundesregierung vier Milliarden Euro für diesen Zweck lockermachen. Ob die unionsregierten Bundesländer angesichts der knappen Haushaltslage bei ihrer Ablehnung dieser Gelder bleiben, ist zumindest fraglich. Infos:

Armin Himmelrath |
    Unterdessen hat die SPD im bevölkerungsreichsten Bundesland in dieser Woche gleich ein ganzes Paket bisheriger bildungspolitischer Glaubenssätze über Bord geworfen. Die Genossen in Nordrhein-Westfalen einigten sich darauf, in Zukunft zentrale Abschlussprüfungen nicht nur an Gymnasien, sondern auch an Haupt-, Real- und Gesamtschulen durchzuführen. Auch das Abitur nach zwölf Jahren gilt plötzlich nicht mehr als Teufelswerk, und wenn man schon mal an Reformen denkt, dann bitte auch gleich richtig: Es wäre doch sinnvoll, heißt es in einem Positionspapier zur Bildung, das bisher viergliedrige NRW-Schulsystem in ein zweigliedriges umzuwandeln. Gesamt-, Haupt- und Realschulen könnten dann zusammengefasst werden, und diese neue Schulform müsse nicht einmal mehr Gesamtschule heissen. Kein Wunder, dass sich die CDU in einer ersten Reaktion regelrecht begeistert zeigte - das alles habe man schließlich schon seit Jahren gefordert. Ob aus den mutigen Ideen auch reale Schulpolitik wird, muss sich allerdings erst noch zeigen.

    Für Schülerinnen und Schüler der Klassen 11 bis 13 kommen solche Änderungen ohnehin zu spät. Für sie stehen eher Entscheidungen in Sachen Berufs- und Studienwahl an. Unterstützung bietet dabei heute und morgen die in Köln stattfindende Messe "Einstieg Abi". Hier stellen sich Hochschulvertreter, Unternehmen, private Bildungsträger und öffentliche Institutionen vor und informieren nicht nur über Karrieremöglichkeiten, sondern auch über bestimmte Branchen oder Auslandsaufenthalte. Der Eintritt bei "Einstieg Abi" ist kostenlos, weitere Informationen unter www.einstieg.com

    "LizzyNet" heißt eine Online-Gemeinschaft, die die Initiative Schulen ans Netz speziell für Mädchen eingerichtet hat. Und wie jedes Jahr wird auch diesmal wieder der LizzyNet-Homepage-Award vergeben, ein Preis für die beste Internetseite. Bewerben können sich Mädchen und junge Frauen bis 20 Jahre, die sich auf ihrer Homepage mit einem beliebigen Thema beschäftigen und dafür die Website selber programmiert haben. Bewertet werden unter anderem der Informationsgehalt, die Nutzerfreundlichkeit und der authentische Charakter der Internetseite. Mehr Informationen gibt es unter www.lizzynet.de und dann weiter in der Rubrik "Aktionen und Events".

    Um Aktionen und Events geht es auch bei den Schulaktionstagen, die noch bis zum 4. April in Baden-Württemberg stattfinden. Evangelische und katholische Jugendarbeit haben sich auf Landesebene zusammengetan, um Schulen dabei zu unterstützen, den Lebensraum von Kindern und Jugendlichen neu zu entdecken und neu zu gestalten. Wie das aussehen kann, zeigt ein Blick auf's Programm: Die 150 Veranstaltungen unter dem Motto "Jugend macht Schule" reichen vom Rock- und Beatprojekt bis zur Suchtprävention, vom Bewerbungstraining bis zum abenteuerpädagogischen Workshop, von der Berufsorientierung für Hauptschüler bis zu Initiativen gegen Rassismus und Gewalt. Genauere Informationen zum Programm gibt es im Internet unter www.schulaktionstage.de

    Ums Mitmachen geht es auch beim heutigen Tag des Europäischen Frühlings. Der wurde von der EU-Kommission ausgerufen und soll dazu anregen, in möglichst jedem Klassenzimmer des Kontinents über die Zukunft der Europäischen Union zu diskutieren. Hunderte deutscher Schulen hatten sich dafür im Vorfeld angemeldet, und wie der europäische Frühlingsanfang aussehen kann, zeigt beispielsweise ein Blick nach Sachsen: Dort haben mehrere Schulen zusammen mit der Technischen Universität Dresden ein grenzübergreifendes Projekt im böhmisch-sächsischen Grenzgebiet auf die Beine gestellt, bei dem die Begegnung mit tschechischen Schülern, Eltern und Lehrern auf der Tagesordnung steht. Weitere Infos: www.tu-chemnitz.de/phil/germanistik/...

    Vielleicht reden die Schülerinnen und Schüler dabei ja auch über das neue Jugendschutzgesetz. Das tritt nämlich zum 1. April in Kraft und enthält einige Änderungen. Verschärft werden beispielsweise die Regeln zum Tabakverkauf: Wer unter 16jährigen Tabakwaren verkauft, macht sich auf jeden Fall strafbar. Das gilt für Geschäfte und Gaststätten gleichermaßen, die Ausrede "Mein Vater hat mich geschickt" zieht also in Zukunft nicht mehr. Bis 2007 müssen auch alle Zigarettenautomaten so umgerüstet werden, dass Kinder und Jugendliche sie nicht mehr bedienen können. Neu ist auch das Verbot von Tabak- und Alkoholwerbung in Kinos vor 18 Uhr und eine Kennzeichnungspflicht für Computerspiele. Darauf muss erkennbar sein, ab welcher Altersstufe ein Spiel geeignet ist - so, wie das auch bisher schon bei Videos und Filmen der Fall war. Nicht ändern wird sich allerdings die Tatsache, dass in erster Linie die Eltern und nicht die gesetzgebenden Politiker für die Erziehung der Kinder zuständig sind.