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Plagiatsvorwurf
Uni Prag prüft Promotion von CSU-Generalsekretär Scheuer

Nach Plagiatsvorwürfen prüft die Karls-Universität in Prag die Doktorarbeit von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. Dieser wirft den Medien eine überzogene Berichterstattung vor.

Von Stefan Heinlein | 21.01.2014
    Porträtfoto von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer.
    CSU-Generalsekretät Scheuer verzichtet auf den Doktortitel. (dpa / picture-alliance / Andreas Gebert)
    Noch prüft die Prager Karls Universität die Abschlussarbeit von Andreas Scheuer. Doch sollten sich die Vorwürfe gegen den CSU-Generalsekretär bestätigen, müsse es Konsequenzen geben, fordert der Politikwissenschaftler Rudolf Kucera:
    "Sollte ihm nachgewiesen werden, das er auf einigen Seiten Textpassagen ohne jede Quellenangabe verwendet hat - dann gibt es einen Grund, auf deutscher Seite ein Verfahren einzuleiten. Bisher ist das allerdings nicht der Fall."
    Noch würden sich die Vorwürfe nur auf eine einzige Stelle in der 300 Seiten Arbeit von Andreas Scheuer beziehen. Es sei deshalb falsch, schon jetzt von einem eindeutigen Plagiat zu sprechen. Dennoch sei das Verhalten seines ehemaligen Studenten nicht völlig korrekt, so der 67-jährige Politikwissenschaftler:
    "Herr Doktor Scheuer hat einen einzigen Fehler gemacht. Er hat das kleine tschechische Doktorat nicht nur in Bayern und Berlin geführt. Er hätte wissen müsen, dass es nicht erlaubt ist, diesen Titel als großen Doktor in ganz Deutschland zu nutzen, aber es hat es offenbar gemacht."
    In einem persönlichen Telefonat habe sich der CSU-Politiker inzwischen bei ihm entschuldigt. Aus seiner Sicht - so Rudolf Kucera - sei es aber völlig normal, dass ausländische Studenten auch in Prag einen akademischen Abschluss machen. Die Berichterstattung in den deutschen Medien sei völlig überzogen:
    "Ich bin sehr überrascht und enttäuscht von den Reaktionen in den deutschen Medien. Mittlerweile glaube ich, es geht nicht um eine sachliche Auseinandersetzung, sondern um eine politische Kampagne."
    Dennoch läuft seit Anfang der Woche die Plagiatsprüfung an der Prager Karls-Universität. Man habe die Abschlussarbeit im Archiv gefunden und digitalisiere sie derzeit, um sie mithilfe einer speziellen Software auf mögliche Plagiate zu prüfen, so der Pro-Dekan der sozialwissenschaftlichen Fakultät Filip Lab:
    "Dieser Verdacht ist selbstverständlich sehr ernst. Jeder Plagiatsvorwurf belastet die gesamte Karls-Universität und unsere Fakultät. Wir haben deshalb sofort reagiert und prüfen ob der aktuelle Verdacht begründet ist."
    Sicher sei jedoch bereits, dass die Prüfung den geltenden Vorschriften der Universität entsprochen habe. Abschlussarbeiten in Deutsch und anderen Fremdsprachen seien grundsätzlich möglich. Die Messlatte für eine Abschlussarbeit zum kleinen Doktor sei niedriger als beim Schreiben einer ordentlichen Dissertation. Der akademische Grad PhDr. sei kein Nachweis einer wissenschaftlichen Qualifikation.