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Planeten
Tobias Mayer, der Beinahe-Entdecker des Uranus

"Der Planet Uranus wurde am 25. September 1756 von Tobias Mayer in Göttingen entdeckt" - so hätte es sein können, doch dieser Satz findet sich in keinem Lexikon.

Von Dirk Lorenzen | 17.02.2018
    Der Planet Uranus mit Miranda (links) und Ariel (rechts) sowie weiteren Monden
    Uranus, der siebte Planet im Sonnensystem, wurde von Tobias Mayer beobachtet, aber von Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt (NASA) (NASA)
    Denn tatsächlich hat Tobias Mayer den Planeten an jenem Tag zwar beobachtet, aber für einen Stern gehalten. Doch dies stellte sich erst kurz nach der wahren Entdeckung des Uranus ein Vierteljahrhundert später heraus, als andere Astronomen seine Beobachtungen überprüften.
    In den Instrumenten jener Zeit erschien der ferne Planet praktisch punktförmig - er konnte sich nur durch die Bewegung von Nacht zu Nacht als Wanderstern verraten.
    So verpasste Tobias Mayer den Sprung zur dauernden Berühmtheit. Als Planetenentdecker wäre er heute jedem ein Begriff, so aber kennen ihn bestenfalls Spezialisten.
    Tobias Mayer wurde heute vor 295 Jahren in Marbach am Neckar geboren. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen und hat niemals studiert. Er war ein brillanter Autodidakt und hat sich vor allem als Mondforscher und Kartograf einen Namen gemacht.
    Seine Mondkarte setzte für ein halbes Jahrhundert Maßstäbe. Zudem hat Tobias Mayer die Bewegung des Mondes äußerst genau untersucht und ein Verfahren entwickelt, durch Mondbeobachtungen die geografische Länge auf der Erde zu ermitteln. Dies war vor allem für die Seefahrt von größter Bedeutung.
    1762 ist Tobias Mayer im Alter von 39 Jahren in Göttingen an Typhus gestorben. Von der verpassten Uranus-Entdeckung hat er nie erfahren.