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Podcast à la Francaise

Sprache.- Bei unseren Nachbarn in Frankreich reibt man sich am "Podcast". Eine Nation, die jedes auch nur entfernt englisch klingende Wort auf den Prüfstand stellt, lässt sich natürlich auch dieses nicht entgehen. Oder?

Von Suzanne Krause | 21.11.2009
    In Frankreich haben die Internetnutzer – pardon, die "Internautes" - die Qual der Sprachwahl. Mögen auch im Alltagsgebrauch die Begriffe "le podcast, le podcasting" weit verbreitet sein: die einheimischen Sprachschützer setzen dagegen, mit der Neuschöpfung: "diffusion pour baladeur". Was bedeutet: Ausstrahlung, Vertrieb für Walkmen.

    Ein Ausdruck, der im März 2006 im Amtsblatt der Regierung als sprachlich korrekte Übersetzung festgeschrieben wird. Im Dezember 2006 legen die betreffenden Institutionen, die Generaldirektion der französischen Sprache und die altehrwürdige Academie francaise noch nach und veröffentlichen eine sogenannte Gebrauchsempfehlung für das angelsächsische podcasting. Denn im Alltagsgebrauch beim Audiodownload findet sich auch der Begriff télécharger, fernabladen. Für die Sprachschützer nichts als irreführend, denn télécharger bezeichnet jede Übertragungsform für digitale Daten.

    In den Wörterbüchern und bei französischen Webseiten herrscht derzeit ziemliches Sprachgewirr, konkurriert "le podcasting" mit "la diffusion pour baladeur". Damit nicht genug: teils finden sich auch die Ausdrücke: "Baladodiffusion, baladodiffuseur, balado". Wortschöpfungen, die das Amt für französische Sprache in Quebec, dem frankophonen Teil Kanadas, schon im Oktober 2004 kreierte. Linguistisch kurios eingebürgert wurden im letzten Jahr auch in einem der meistverwendeten Wörterbücher in Paris die Podcast-Nutzer: "le podcasteur" bezeichnet Männer, "la podcasteuse" Frauen.

    Ebenso sprachlich kunterbunt geht es bei den Anbietern zu. Radio France, der öffentliche Sender, bietet auf seiner Homepage im Web Sendungen zum téléchargement an. Beim Anklicken landet der Nutzer dann im Kasten "podcast". Surft er hingegen direkt eines der Programme an, findet er dort unter der Aufforderung "zum Anhören" die Rubrik: "podcast à la carte". Während mancher französischer Privatsender ausdrücklich "podcast" anbietet, mit dem Hinweis: "automatische und kostenlose Fernablade". Apple bleibt auch in seinen Läden in Paris und in der Provinz dem Wort Podcast treu.

    Da könnten sich die französischen Sprachhüter die Haare raufen. Doch sie setzen darauf, dass sich ihre Landsleute langfristig auf ihre kulturelle Eigenheit besinnen. Und dass "diffusion pour baladeur" das Modewort "le podcasting" schlagen wird.