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Politischer Druck auf NDR nach Absetzung von konservativer Moderatorin Julia Ruhs

Der Norddeutsche Rundfunk gerät wegen der Absetzung der Moderatorin Julia Ruhs unter Druck. CDU-Generalsekretär Linnemann sagte dem Sender Welt-TV, es sei bitter, dass im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine Mitarbeiterin ausgeschlossen werde, weil sie vielleicht dem einen oder anderen zu konservativ erscheine.

    Julia Ruhs in der ARD-Talkshow "maischberger" im Studio Berlin Adlershof am 13.05.2025
    Die Journalistin Julia Ruhs (picture alliance/Geisler-Fotopress/Thomas Bartilla)
    Linnemann schlug vor, als Reaktion den Rundfunkbeitrag von derzeit 18,36 Euro je Monat einzufrieren, damit endlich Druck auf die Sender bezüglich Reformen entstehe.
    Kritik am NDR kam auch von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther und Bayerns Ministerpräsident Söder. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk erweise sich mit solchen Entscheidungen einen Bärendienst, wurde Günther zitiert. Menschen, die den demokratischen Parteien ein bisschen entglitten, fühlten sich durch solche Entscheidungen bestätigt. CSU-Chef Söder sprach von keinem guten Signal für die Meinungsfreiheit, Pluralität und Toleranz. Kulturstaatsminister Weimer meinte, der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse die Breite der gesellschaftlichen Stimmen abbilden.
    Julia Ruhs moderiert das Format "Klar", das Streitfragen aufgreifen soll, "die in der Mitte der Gesellschaft konstrovers diskutiert werden". NDR und Bayerischer Rundfunk wollen die Sendung zwar künftig weiter produzieren - Ruhs soll aber nur noch vom BR-produzierte Sendungen moderieren. Der NDR begründete die Trennung von der Moderatorin nicht. Eine Sprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur lediglich, NDR und BR wollten das Format "Klar" mit mehreren Moderatoren und damit mehreren Perspektiven ausbauen. In der offiziellen Pressemitteilung heißt es, wer die Ausgaben des NDR präsentieren werde, stehe noch nicht fest.

    Ruhs: "Cancel Culture"

    Ruhs gilt als dezidiert konservative Stimme. Die 31-Jährige selbst sprach auf X von "Cancel Culture", die dadurch möglich werde, dass den "Chefs der Mut fehlt, sich auch mal querzustellen."
    Beim NDR gab es Medienberichten zufolge intern Kritik an der journalistischen Arbeit der Moderatorin: So sollen 250 Mitarbeiter einen offenen Brief an die Programmverantwortlichen übergeben haben, in dem von handwerklichen Fehlern die Rede ist, unter anderem von der Verletzung journalistischer Sorgfaltspflichten.
    Auch in einer Sitzung des Programmausschusses Anfang Mai soll es Kritik gegeben haben. In einem Sitzungsbericht werden "mangelnde Ausgewogenheit der Sendung" sowie eine "zu starke Emotionalisierung" genannt. Der Verein "Neue deutsche Medienmacher:innen" bezeichnete die erste Ausgabe von "Klar" mit dem Titel "Migration: Was falsch läuft" als "Tiefpunkt in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks".
    Diese Nachricht wurde am 19.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.