Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv

Politisches Comeback
Sarkozy zu Diensten

Zweieinhalb Jahre lang hatte sich Nicolas Sarkozy mit politischen Kommentaren zurückgehalten. Stattdessen musste sich Frankreichs Ex-Präsident wegen diverser Affären erklären. Nun meldet sich Sarkozy zurück. Zunächst will er UMP-Parteichef werden - doch dabei soll es nicht bleiben.

Von Ursula Welter, Büro Paris | 19.09.2014
    Nicolas Sarkozy telefoniert mit einem Handy.
    Nicolas Sarkozy: von 2007 bis 2012 französischer Staatspräsident. (dpa/maxppp/ncy)
    Etwas mehr als 700 Wörter via Facebook und eine Twitter-Nachricht. NS lautet die Unterschrift, Nicolas Sarkozy. "Au Service de la France", dem Land zu Diensten will der Ex-Präsident sein, der 2012 abgewählt wurde und mit der Botschaft im sozialen Netzwerk seine Rückkehr auf die Bühne offiziell verkündet hat.
    "Ein Franzose unter Franzosen", wie sich Sarkozy am Abend seiner Niederlage 2012 eingestuft hatte, war er nun zweieinhalb Jahre lang. Hielt sich mit politischen Kommentaren weitgehend zurück, musste sich aber mehrfach wegen Affären und juristischer Ermittlungen erklären und verteidigen. So zuletzt im Sommer, als er Stunden im Polizeigewahrsam verbringen musste, der Korruptionsverdacht steht seither im Raum. Er habe sich nichts zuschulden kommen lassen, sagte Sarkozy damals .
    "Einen Komplott" gegen ihr Idol hatten Anhänger des Ex-Präsidenten vermutet, und als dieser sich im Fernsehen verteidigte, kampfbereit wie stets, sagten junge Zuhörer in einer Pariser Kneipe: "Der Chef ist zurück."
    Mit seiner Internetbotschaft ist er es nun endgültig, Nicolas Sarkozy will zunächst Parteichef werden, will sich Ende November dem parteiinternen Auswahlverfahren stellen und – da er davon ausgeht, dieses zu gewinnen - via Parteivorsitz zum Präsidentschaftskandidaten 2017 aufsteigen. Die Partei, schreibt Sarkozy an seine "lieben Freunde", wolle er vom Grund bis zum Dach erneuern, eine neue Sammelbewegung schwebt ihm vor.
    Und auch Selbstkritik bringt der Mann an, der 2012 nicht zuletzt wegen seiner charakterlichen Schwächen von einer Mehrheit der Franzosen abgewählt wurde - und auf diese Weise dem regierungsunerfahrenen Francois Hollande ins Amt verhalf.
    Könnte Sarkozy Le Pen stoppen?
    Er liebe Frankreich zu sehr, schreibt Sarkozy, als dass er seine Landsleute zwischen dem "hoffnungslosen Spektakel heute" und einer "aussichtslosen Isolierung Frankreichs" morgen alleine lassen könne. Damit meint Sarkozy die pannenreiche Regierung der Sozialisten auf der einen und den Aufstieg des rechtsextremen Front National auf der anderen Seite.
    Sarkozy könnte, den Umfragen zufolge, Marine Le Pen schlagen, allerdings wünschte sich zuletzt nur eine Mehrheit der konservativen Anhänger seine Rückkehr in die Politik, eine Mehrheit der Franzosen wünschte sich diese Rückkehr nicht!
    Er wisse, um die Schwierigkeiten, die ihn erwarten. Schreibt Sarkozy in seinem Internetbrief. "Sincerité", Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, verspricht der frühere Präsident, der nun gestartet ist, um auch der nächste Präsident Frankreichs zu werden.
    Die Chanson -Sängerin Carla Bruni, hatte (in ihrer Funktion als Ehefrau), eher skeptisch reagiert, als sie vor Monaten auf die denkbare Rückkehr ihres Mannes in die Politik angesprochen wurde. Im Jahr der Wahlniederlage 2012 hatte Carla Bruni ihrem Mann ein Lied gewidmet, "man könne nicht sagen, dass er zögere", heißt es darin.