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Polnisch-deutscher Austausch

KAFKA ist es zu verdanken, dass polnische Studierende aus Krakau ein Praxissemester in Frankfurt absolvieren können. KAFKA steht für ''Kommunales Austauschprogramm Frankfurt-Kraukau für junge Akademiker''. Die ersten Teilnehmer sind derzeit in Frankfurt am Main.

    Von: Joanna Skibinska

    Im Business-Outfit unterscheidet sich die Mitzwanzigerin Aleksandra Romanowska nicht von den Mitarbeitern des Frankfurter Europa-Büros. Die Absolventin des Studiengangs Kulturmanagement in Krakau ist hier für sechs Wochen als Praktikantin zu Gast. An ihrer Heimatuniversität erfuhr sie vom Kommunalen Austauschprogramm für junge Akademiker in Krakaus Partnerstadt Frankfurt. Nun ist sie unter den zwölf von der Hertie-Stiftung betreuten Praktikanten, und sie weiß genau, was sie von dieser Zeit erwarten kann:

    Ich sammle hier Erfahrungen im gemeinsamen Arbeiten mit Menschen anderer Nationalität und lerne dabei solche Strategien des Kulturmanagements kennen, die in Polen noch nicht verbreitet sind. Auch die Suche nach Sponsoren gestaltet sich hier anders.

    Ihre Arbeit im Europa Büro wird von Petra Schwind betreut:

    Wir haben im Moment zwei bis drei verschiedene Dinge. Konkret muss sie Briefe schreiben, sie muss anrufen, verschiedene Firmen kontaktieren, sie muss Einladungen verschicken, sie muss auch Multiplikatoren informieren. Sie will unbedingt alles mitmachen und alles wissen.

    Auch für Piotr Rózalski, der bald in Krakau sein Studium des Bankwesens abschließen wird, trägt das Praktikum zum Fundament der künftigen Berufskarriere bei. Vorher studierte er schon im spanischen Sevilla und besitzt zudem eine Händlerzulassung für die Warschauer Warenbörse, aber in einem vergleichbar großen Unternehmen wie der Messe Frankfurt hat er noch nicht gearbeitet:

    Ein Messeunternehmen von dieser Größe existiert bei uns in Polen nicht. So werde ich mich mit dem Zeugnis nicht unbedingt in einem vergleichbaren Unternehmen in Polen bewerben können. Aber für mich ist es hier ebenso wichtig, dass ich meine Deutschkenntnisse verbessere. Und ich schließe nicht aus, dass ich irgendwann mal von diesem Praktikum doch profitieren kann.

    Die 22-jährige Agnieszka Chlopek absolviert ihr Praktikum bei der Fraport AG. In Krakau studiert sie die Volkswirtschaft, und nun weiß sie, dass ein Vergleich zwischen den Flughäfen Frankfurt und Krakau höchstwahrscheinlich das Thema ihrer Diplomarbeit sein wird. Denn bei der Fraport AG erlebt sie den Umbau der Finanzabteilung.

    Vom Anfang an bin ich an den wöchentlichen Beratungen der Leitung der Finanzabteilungen beteiligt und bekomme Einsicht in viele Unterlagen. Ich habe hier wirklich das Gefühl, allen anderen Mitarbeitern gleichgestellt zu sein. Mein Chef gab mir zusätzlich Infomaterial über den ganzen Flughafen, sodass ich jetzt problemlos die Kompetenzstrukturen nachvollziehen kann.

    Nach vier Arbeitstagen der Woche werden dann die Praktikanten von der Hertie-Stiftung begleitet. Die Palette der Veranstaltungen reicht vom Treffen mit Stadtverordneten über den Fachvortrag in der Europäischen Zentralbank bis zu Museumsbesuchen.

    Die gemeinnützige Hertie-Stiftung, die sich stark für die europäische Integration einsetzt, wird das Projekt vor ihrer Haustür in Frankfurt fortsetzen, so die Sprecherin der Geschäftsführung der Stiftung Marlies Mosiek-Müller:

    Aber wir wollen nicht einseitig vorgehen. Wir wünschten uns ja auch, dass im Anschluss daran, vielleicht im nächsten Jahr, auch deutsche Studenten nach Krakau gehen, um wirklich beide kennen lernen zu können.