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PotAS-Kommission
Vertrauensbildende Maßnahmen sind jetzt angesagt

Viele Sportverbände ständen der wissenschaftsdominierten PotAS-Kommission nach wie vor mit großer Skepsis gegenüber, meint Bianka Schreiber-Rietig. Es liege jetzt an DOSB-Präsident Alfons Hörmann, ein Klima zu schaffen, das ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander gewährleiste.

Von Bianka Schreiber-Rietig | 08.05.2017
    Die PotAS-Kommission, die Experten-Kommission zur Umsetzung der Leistungssportreform: Reinhard Wendt (l-r), früherer Sportchef der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und des Deutschen Olympiadekomitees für Reiterei, Mirjam Rebel vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Vorsitzender Sportpsychologe Bernd Strauß, Fecht-Olympiasiegerin und Mitglied der IOC-Athletenkommission, Britta Heidemann, und Sportwissenschaftler Urs Granacher.
    Die PotAS-Kommission: Reinhard Wendt (l-r), Mirjam Rebel, Bernd Strauß, Britta Heidemann, Urs Granacher (dpa/picture alliance/ Maurizio Gambarini)
    Das Kernelement der Leistungssportreform ist auf dem Weg: Ein aufgeräumter Bundesinnenminister hat den Startschuss für die PotAS-Kommission gegeben. Kein Wunder also, dass nun auf dem Vorsitzenden Bernd Strauß und seinem Team ein hoher Erwartungsdruck lastet. Zumal die Verbände dem wissenschaftsdominierten Gremium nach wie vor mit großer Skepsis und teilweise Ablehnung gegenüberstehen.
    Es ist kein Geheimnis, dass viele Praktiker in den Verbänden traditionell eine Abneigung gegen wissenschaftliche Theorievorgaben haben. Und jetzt befürchten sie, dass die Kommission völlig praxisferne Entscheidungen treffen könnte. Bei den verunsicherten Verbänden herrscht deshalb immer noch Alarmstimmung: Sie fürchten, dass für sie aus dem Förder-Topf plötzlich ein Förder-Tropf werden könnte, der sie gerade so am Leben lässt.
    Vertrauensbildende Maßnahmen sind deshalb angesagt. Minister Thomas de Maizière setzt auf Gesprächstherapie. Und da liegt es vor allem an DOSB-Präsident Alfons Hörmann, ein Klima zu schaffen, das ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander gewährleistet. Die Reform ist ein Gemeinschaftswerk von DOSB und BMI. Daran muss man Hörmann öfter erinnern. Er geht gerne auf Distanz zum Partner BMI, wenn er vor den Verbänden für Entscheidungen geradestehen muss, die diesen nicht behagen.
    Der Reform-Erfolg steht und fällt mit der Kommission
    Wenn Hörmann sagt, der "Leistungs-TÜV" durch PotAS werde dazu führen, dass man in Zukunft weniger mit dem Bauch als mit Verstand agieren solle, dann ist das wohl so zu verstehen, dass die Zeiten, in denen man sich verbandsintern alles zurecht biegen konnte, endgültig vorbei sind. Zumindest sagt er das in Anwesenheit des Ministers. Der wies noch einmal eindringlich darauf hin, dass PotAS ein "transparentes, objektiviertes und verlässliches Instrument" sei, um gerechte Förderentscheidungen zu treffen.
    Das funktioniert aber nur, wenn alle bereit sind, zusammenzuarbeiten. Strauß jedenfalls sagt, die Kommission biete Kooperation an. Der Reform-Erfolg steht und fällt mit der Kommission – da braucht es einen heftigen Ruck durch Sportverbands-Deutschland.