Bruck an der Leitha, eine Kleinstadt hinter der ungarisch- österreichischen Grenze. Jedes dritte Auto, das hier vor einem großen Supermarkt parkt, hat ein ungarisches Kennzeichen, denn immer mehr Ungarn machen sich auf den Weg zum Billig-Shopping nach Österreich. Eine von ihnen ist die Budapester Sekretärin Emese Gal.
"Ja, wir haben bemerkt, dass die Großmärkte hier in Österreich wesentlich günstiger sind, als bei uns in Ungarn. Ich spare hie, na ja, schon bis zu 30 Prozent. Die Fahrt rechnet sich auf jeden Fall."
Anders als in Ungarn wird hier der gute Camembert für 3 Euro nicht in vier Viertel geschnitten - und für jeweils 1,50 Euro verkauft. Auch der Liter Milch ist billiger. Er kostet im Sonderangebot sogar nur 40 Cent. Und selbst beim Optiker gleich neben dem Supermarkt bekommt Emese Gal ihre Kontaktlinsenlösung für 5,40 Euro, statt der stolzen 12 Euro in der ungarischen Hauptstadt.
Ungarn leidet an einer Teuerungsrate, die in Europa ihresgleichen sucht. Seit dem EU-Beitritt im Jahre 2004 liegt die Teuerungsrate jährlich bei knapp sechs Prozent. Doch seit 1990 haben sich die Preise insgesamt um rund 150 Prozent erhöht. Arnold Ludanyi vom Budapester Wirtschaftsforschungsinstitut erklärt, wie es dazu kommen konnte.
"Ungarn ist ja an die Wirtschaftsprozesse in Europa gebunden und an die zunehmende Angleichung der Preise an das EU-Niveau. Hinzu kommt, dass viele Industrien und Supermarktketten in ausländischer Hand liegen und mit ihren Importen auch die Preise der lokalen Produkte steigen lassen - plus eine Mehrwertssteuer von 20 Prozent für Lebensmittel und geschäftstüchtige Händler, die noch ein bisschen mehr draufsetzen. Das alles wirkt sich natürlich auf die Preise aus."
Jetzt erfolgt eine weitere Preiserhöhung, so wie es der sozialistische Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany kurz nach den Wahlen im Mai dieses Jahres angekündigt hat. Ab heute sollen die Tickets der öffentlichen Verkehrsmittel 10 Prozent teurer werden, obwohl Monatskarten bisher schon stolze 25 Euro kosteten. Die Sozialabgaben für Minimalgehälter verdoppeln sich, die Elektrizitätspreise steigen um 15 Prozent. Gaspreise werden in einer ersten Runde um 30 Prozent und ab Januar 2oo7 um noch weitere 30 Prozent hoch gesetzt. Und natürlich steigt auch die Mehrwertssteuer um weitere fünf Prozentpunkte. Doch warum all das? Was ist schief gelaufen? - Der Staat ist bankrott, erklärt Tibor Navracsics der Fraktionsführer der FIDESZ-Oppositionspartei
"In Ungarn ist die wirtschaftliche Situation schon seit langem angespannt. Und das spitzt sich jetzt zu. Weder die Regierung - aber man muss ehrlicherweise auch sagen - noch die Opposition wissen, wie man weiter machen soll. Budgetdefizit und Staatsverschuldung sind extrem hoch. Die Schulden liegen im kommenden Jahr bei 71 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Der Staat braucht Geld."
Einer schonungslosen Fehleranalyse ist die politische Führung bislang ausgewichen. Und auch die Medien erklären nicht, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Sicher ist jedoch, dass immer mehr Menschen in die Schuldenfalle laufen, dass der Mittelstand abrutscht und eine kollektive Verarmung droht. Denn die Gehälter halten nicht Schritt. Das Realeinkommen der Ungarn sinkt jährlich. Sie verdienen ein Drittel oder ein Achtel des westeuropäischen Durchschnittsgehaltes und zahlen bei monatlich 500 Euro Brutto schon 55 Prozent Sozialabgaben und Steuern. Wohin soll das führen, fragen sich viele - auch die 87-jährige Rentnerin Maria Bors. Sie lebt von umgerechnet 177 Euro pro Monat, was schon jetzt nicht mehr zum Leben reicht. Doch sie hatte Glück. Sie konnte wenigstens zu ihrer Tochter ziehen. Denn staatliche Hilfe für Menschen in ihrer Situation hat es in Ungarn traditionell nie gegeben, erklären ihre Tochter und sie.
"Oh nichts, nein, es gibt keine Unterstützung vom Staat. Man hat die Renten jetzt um 200 Forint pro Monat erhöht, das sind 70 Cent. Was soll man damit anfangen. Und darüber hinaus gibt es keinen einzigen Filler."
"Ja, wir haben bemerkt, dass die Großmärkte hier in Österreich wesentlich günstiger sind, als bei uns in Ungarn. Ich spare hie, na ja, schon bis zu 30 Prozent. Die Fahrt rechnet sich auf jeden Fall."
Anders als in Ungarn wird hier der gute Camembert für 3 Euro nicht in vier Viertel geschnitten - und für jeweils 1,50 Euro verkauft. Auch der Liter Milch ist billiger. Er kostet im Sonderangebot sogar nur 40 Cent. Und selbst beim Optiker gleich neben dem Supermarkt bekommt Emese Gal ihre Kontaktlinsenlösung für 5,40 Euro, statt der stolzen 12 Euro in der ungarischen Hauptstadt.
Ungarn leidet an einer Teuerungsrate, die in Europa ihresgleichen sucht. Seit dem EU-Beitritt im Jahre 2004 liegt die Teuerungsrate jährlich bei knapp sechs Prozent. Doch seit 1990 haben sich die Preise insgesamt um rund 150 Prozent erhöht. Arnold Ludanyi vom Budapester Wirtschaftsforschungsinstitut erklärt, wie es dazu kommen konnte.
"Ungarn ist ja an die Wirtschaftsprozesse in Europa gebunden und an die zunehmende Angleichung der Preise an das EU-Niveau. Hinzu kommt, dass viele Industrien und Supermarktketten in ausländischer Hand liegen und mit ihren Importen auch die Preise der lokalen Produkte steigen lassen - plus eine Mehrwertssteuer von 20 Prozent für Lebensmittel und geschäftstüchtige Händler, die noch ein bisschen mehr draufsetzen. Das alles wirkt sich natürlich auf die Preise aus."
Jetzt erfolgt eine weitere Preiserhöhung, so wie es der sozialistische Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany kurz nach den Wahlen im Mai dieses Jahres angekündigt hat. Ab heute sollen die Tickets der öffentlichen Verkehrsmittel 10 Prozent teurer werden, obwohl Monatskarten bisher schon stolze 25 Euro kosteten. Die Sozialabgaben für Minimalgehälter verdoppeln sich, die Elektrizitätspreise steigen um 15 Prozent. Gaspreise werden in einer ersten Runde um 30 Prozent und ab Januar 2oo7 um noch weitere 30 Prozent hoch gesetzt. Und natürlich steigt auch die Mehrwertssteuer um weitere fünf Prozentpunkte. Doch warum all das? Was ist schief gelaufen? - Der Staat ist bankrott, erklärt Tibor Navracsics der Fraktionsführer der FIDESZ-Oppositionspartei
"In Ungarn ist die wirtschaftliche Situation schon seit langem angespannt. Und das spitzt sich jetzt zu. Weder die Regierung - aber man muss ehrlicherweise auch sagen - noch die Opposition wissen, wie man weiter machen soll. Budgetdefizit und Staatsverschuldung sind extrem hoch. Die Schulden liegen im kommenden Jahr bei 71 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Der Staat braucht Geld."
Einer schonungslosen Fehleranalyse ist die politische Führung bislang ausgewichen. Und auch die Medien erklären nicht, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Sicher ist jedoch, dass immer mehr Menschen in die Schuldenfalle laufen, dass der Mittelstand abrutscht und eine kollektive Verarmung droht. Denn die Gehälter halten nicht Schritt. Das Realeinkommen der Ungarn sinkt jährlich. Sie verdienen ein Drittel oder ein Achtel des westeuropäischen Durchschnittsgehaltes und zahlen bei monatlich 500 Euro Brutto schon 55 Prozent Sozialabgaben und Steuern. Wohin soll das führen, fragen sich viele - auch die 87-jährige Rentnerin Maria Bors. Sie lebt von umgerechnet 177 Euro pro Monat, was schon jetzt nicht mehr zum Leben reicht. Doch sie hatte Glück. Sie konnte wenigstens zu ihrer Tochter ziehen. Denn staatliche Hilfe für Menschen in ihrer Situation hat es in Ungarn traditionell nie gegeben, erklären ihre Tochter und sie.
"Oh nichts, nein, es gibt keine Unterstützung vom Staat. Man hat die Renten jetzt um 200 Forint pro Monat erhöht, das sind 70 Cent. Was soll man damit anfangen. Und darüber hinaus gibt es keinen einzigen Filler."