Wer viel im Internet unterwegs ist, kennt das Problem: Auf einmal ploppt beim Surfen ein vermeintlich tolles Angebot auf oder es landet unter einem unverdächtigen Absendernamen im E-Mail-Postfach: eine private Krankenversicherung für 59 Euro im Monat. Wer jetzt von einem Dasein als Erster-Klasse-Patient, freier Arztwahl, Unterkunft in Ein- oder Zweibettzimmern und Chefarztbehandlung träumt, liegt falsch, sagt Stefan Reker vom Verband der privaten Krankenversicherungen. Wer mit dem Anbieter Kontakt aufnimmt, bekäme nie ein entsprechendes Versicherungsangebot, dafür jede Menge Ärger:
"Ich selber habe im Selbstversuch auch mal auf solche Anzeigen geantwortet und bin dann irgendwie bei der Suche nach den Absendern auf irgendwelchen Kanalinseln oder Cayman Islands gelandet.
Das heißt, es stecken oft unseriöse Adressenhändler oder Adressenfischer im Internet dahinter, denn sie verlinken immer bei diesen Anzeigen oder E-Mails auf Fragebögen, wo Sie erst mal Angaben zu Person, Adresse, Lebensalter und idealerweise auch Ihren Einkommensverhältnissen abgeben."
Vorsicht bei der Infosuche im Internet
Und diese Angaben werden dann von Adressenhändlern in der Werbewirtschaft für viel Geld verkauft. Wer den Text nicht genau liest, schließt unter Umständen sogar noch ungewollt ein Zeitschriften-Abo ab, warnt Andrea Fabris, von der Unabhängigen Patientenberatung Potsdam. Ein Verbraucher, der sich im Internet informieren will, könne allerdings wenig gegen solche Angebote auf dem Bildschirm tun:
"Wenn dann immer so ein Fenster hochpoppt, dann hat man sehr wahrscheinlich im Netz schon mal nach privaten Krankenversicherungen gesucht. Das Netz merkt sich sowas und bietet dann natürlich immer wieder an: günstige Tarife für die private Krankenversicherung. Vermeiden kann man es so gut wie gar nicht, weil irgendwo immer Cookies oder sowas eingestellt sind, die sich das merken."
Der Verband der privaten Krankenversicherer bezeichnet die Werbung mit den Billigangeboten als irreführend und geht jetzt juristisch dagegen vor.
Knapp 50 Mitgliedsunternehmen hat der Verband, zum Beispiel die DKV, die Allianz, die Gothaer oder HUK-Coburg. Nur in absoluten Einzelfällen gibt es bei seriösen Anbietern wirklich mal ausgesprochen günstige Angebote, um zum Beispiel Beamtenanwärtern, Azubis oder Meisterschülern die private Krankenversicherung schmackhaft zu machen, sagt Stefan Reker vom Verband:
"Es gibt durchaus private Krankenversicherungen für 59 Euro, aber die richten sich dann eben nur an einen Meisterschüler für die Zeit seiner Meisterschule, die werden dann ohne Alterungsrückstellung kalkuliert, die können deutlich billiger sein und die enden dann auch nach diesem Lebensabschnitt und werden danach dann umgewandelt in eine normale Versicherung, die dann auch deutlich teurer sein muss."
Die Kosten einer privaten Krankenversicherung hängen vom Eintrittsalter, vom Gesundheitszustand und von den gewählten Leistungen ab. 200 bis 500 Euro oder mehr kommen da leicht zusammen. Andrea Fabris von der Patientenberatung Potsdam empfiehlt, das Angebot genau zu prüfen:
"Der Gesetzgeber sieht ja genau vor, was eine private Vollversicherung ist, und genau das sollte man sich auch nur anbieten lassen. Das heißt, ich habe unbegrenzt Leistungen aus dem ambulanten und stationären Bereich, Medikamente, Zahnbehandlungen dabei, da sollte ich also definitiv drauf achten und dann wirklich überlegen, was brauche ich. Brauche ich eine Chefarztbehandlung, brauche ich ein Einzelzimmer im Krankenhaus oder kann ich darauf auch verzichten."
Besser direkt beim Anbieter fragen
Wer sich für eine seriöse private Krankenversicherung interessiert, sollte bei den Unternehmen selbst, bei den Verbraucherzentralen, bei der Stiftung Finanztest oder unabhängigen Versicherungsberatern nachfragen. Vergleichsportale im Internet sind mit Vorsicht zu genießen, weil oft unklar ist, wer sie mit welchen persönlichen Interessen betreibt.