Bei seiner Einrichtung von Richard Strauss' "Arabella" im Vorjahr verlegte Regisseur Alexander von Pfeil das Prekariat einer österreichischen Adelsfamilie in eine Detroiter Tiefgarage. Es war Pfeils Einstands-Inszenierung als Chefregisseur der Deutschen Oper Berlin.
Weil nicht viel mehr zu bewundern war als Bernd Damovskys getreulicher Nachbau jener historischen Garage aus der Zeit des frühen vorigen Jahrhunderts und die tapfer darin ein- und ausparkenden Autos samt Ganoven- und auch sonstigem Verkehr, zauste das Premieren-Publikum den Regisseur mit heftigen Buhs.
Die durfte er auch jetzt wieder einstecken, als er - wiederum mit Damovsky - seinen neuen "Freischütz" präsentierte. Allerdings hatte der musikalische Chef des Hauses, Renato Palumbo, seinen nicht unerheblichen Anteil am Entfachen dieses Buhsturms.
Palumbos Domäne ist die italienische Oper. Mit der deutschen Romantik von Weber bis Wagner hatte er bislang wenig im Sinn. Seine offensichtliche Nervosität versuchte er zu überspielen mit forcierten Tempi, unartikuliertem Drüber-hinweg-Musizieren. Schon in der Ouvertüre.
Immer wieder schlingerte er bei der Koordination von Bühne und Graben. Der Jägerchor geriet fast völlig aus den Fugen. Aber auch der einst die Wälder arglos durchstreifende Max kam bei seiner Arie immer mal ins Wanken.
Allerdings konnte man sängerische Spitzenkräfte kaum aufbieten. Etwas näselig in der Tongebung ist der Max des Will Hartmann, als Figur ständig pendelnd zwischen Ruppigkeit und Freund Hasenfuß.
Michaela Kaune als Agathe kann zwar ihren Sopran schön strömen lassen, aber in den Piani neigt ihre Stimme zum Wackeln. Zudem lässt Palumbo sie ihre Arien sentimentalisch überdehnen. Cécile de Boevers Ännchen wiederum fehlt es an soubrettiger Leichtigkeit.
Als Spielort haben Regisseur und Bühnenbildner eine der seit Peter Konwitschnys Stuttgarter "Zauberflöte" so beliebten Theaterkneipen gewählt. Allerdings: mit Kohl‘schem Aquarium und Lüstern zu Hauf wie in Erichs Lampenladen. Später werden noch die erlegten und für den Festschmaus auszuweidenden Tiere dazu gehängt.
Auch ein allerdings kaum genutzter Punchball pendelt von der Decke. Alle hängen irgendwie rum, saufen, schwofen, vertiefen sich in die Pinups an den Wänden inklusive Altförster Kuno, der der Agathe unschön auf die Kopfdecke fällt. Hätte sie nur etwas heftiger mit ihrer weißen Taube geturtelt, die sie anfangs im Käfig spazieren trug! Die richtigen Schuhe an die Füße zu kriegen, scheint ihr "drückendstes" Problem. Ruckediguh!
Aber auch die Wolfsschlucht ist hier bloßes Theater. Ein gelber Kreis, aus dem Dämpfe steigen, um den Samiel - eine Art blutschlabbernder Wolfshund - ständig kreist und in dem Kaspar vorm Mischen der Freikugel-Zutaten selbst fast schon in Ohnmacht fällt. Vampirhaft gierig leckt das Tier am Ende seine Beute, den toten Kaspar.
Derweilen heben alle unter Anleitung des als Pater zum Dankgebet rufenden Eremiten schon die Sektkelche zur Brust - kleine Provokation. Aber es kribbelt und blubbert immer nur ein bisschen an der Oberfläche. Indes haben die drei sprichwörtlichen Affen noch ihren großen Auftritt. Jeder pflegt hier seinen Affen, so wohl die tiefschürfende Erkenntnis des Abends.
Affengeil? Affenliebe? Affentheater? Was darf man denn nun assoziieren?
In der kommenden Spielzeit ist von Alexander von Pfeil keine neue Produktion angekündigt. Daran sich knüpfende Spekulationen um ihren Chefregisseur dämpfte Intendantin Kirsten Harms indes jüngst bei ihrer Pressekonferenz.
Hingegen will man sich am Hause unter anderem dem Mystizismus zuwenden mit der szenischen Erstaufführung einer nachgelassenen, am Ende des zweiten Weltkriegs entstandenen Oper von Walter Braunfels über die "heilige Johanna".
Besorgen soll ihr es Christoph Schlingensief, und der habe ihr eine "seriöse Arbeit" versprochen, versicherte die Intendantin.
Weil nicht viel mehr zu bewundern war als Bernd Damovskys getreulicher Nachbau jener historischen Garage aus der Zeit des frühen vorigen Jahrhunderts und die tapfer darin ein- und ausparkenden Autos samt Ganoven- und auch sonstigem Verkehr, zauste das Premieren-Publikum den Regisseur mit heftigen Buhs.
Die durfte er auch jetzt wieder einstecken, als er - wiederum mit Damovsky - seinen neuen "Freischütz" präsentierte. Allerdings hatte der musikalische Chef des Hauses, Renato Palumbo, seinen nicht unerheblichen Anteil am Entfachen dieses Buhsturms.
Palumbos Domäne ist die italienische Oper. Mit der deutschen Romantik von Weber bis Wagner hatte er bislang wenig im Sinn. Seine offensichtliche Nervosität versuchte er zu überspielen mit forcierten Tempi, unartikuliertem Drüber-hinweg-Musizieren. Schon in der Ouvertüre.
Immer wieder schlingerte er bei der Koordination von Bühne und Graben. Der Jägerchor geriet fast völlig aus den Fugen. Aber auch der einst die Wälder arglos durchstreifende Max kam bei seiner Arie immer mal ins Wanken.
Allerdings konnte man sängerische Spitzenkräfte kaum aufbieten. Etwas näselig in der Tongebung ist der Max des Will Hartmann, als Figur ständig pendelnd zwischen Ruppigkeit und Freund Hasenfuß.
Michaela Kaune als Agathe kann zwar ihren Sopran schön strömen lassen, aber in den Piani neigt ihre Stimme zum Wackeln. Zudem lässt Palumbo sie ihre Arien sentimentalisch überdehnen. Cécile de Boevers Ännchen wiederum fehlt es an soubrettiger Leichtigkeit.
Als Spielort haben Regisseur und Bühnenbildner eine der seit Peter Konwitschnys Stuttgarter "Zauberflöte" so beliebten Theaterkneipen gewählt. Allerdings: mit Kohl‘schem Aquarium und Lüstern zu Hauf wie in Erichs Lampenladen. Später werden noch die erlegten und für den Festschmaus auszuweidenden Tiere dazu gehängt.
Auch ein allerdings kaum genutzter Punchball pendelt von der Decke. Alle hängen irgendwie rum, saufen, schwofen, vertiefen sich in die Pinups an den Wänden inklusive Altförster Kuno, der der Agathe unschön auf die Kopfdecke fällt. Hätte sie nur etwas heftiger mit ihrer weißen Taube geturtelt, die sie anfangs im Käfig spazieren trug! Die richtigen Schuhe an die Füße zu kriegen, scheint ihr "drückendstes" Problem. Ruckediguh!
Aber auch die Wolfsschlucht ist hier bloßes Theater. Ein gelber Kreis, aus dem Dämpfe steigen, um den Samiel - eine Art blutschlabbernder Wolfshund - ständig kreist und in dem Kaspar vorm Mischen der Freikugel-Zutaten selbst fast schon in Ohnmacht fällt. Vampirhaft gierig leckt das Tier am Ende seine Beute, den toten Kaspar.
Derweilen heben alle unter Anleitung des als Pater zum Dankgebet rufenden Eremiten schon die Sektkelche zur Brust - kleine Provokation. Aber es kribbelt und blubbert immer nur ein bisschen an der Oberfläche. Indes haben die drei sprichwörtlichen Affen noch ihren großen Auftritt. Jeder pflegt hier seinen Affen, so wohl die tiefschürfende Erkenntnis des Abends.
Affengeil? Affenliebe? Affentheater? Was darf man denn nun assoziieren?
In der kommenden Spielzeit ist von Alexander von Pfeil keine neue Produktion angekündigt. Daran sich knüpfende Spekulationen um ihren Chefregisseur dämpfte Intendantin Kirsten Harms indes jüngst bei ihrer Pressekonferenz.
Hingegen will man sich am Hause unter anderem dem Mystizismus zuwenden mit der szenischen Erstaufführung einer nachgelassenen, am Ende des zweiten Weltkriegs entstandenen Oper von Walter Braunfels über die "heilige Johanna".
Besorgen soll ihr es Christoph Schlingensief, und der habe ihr eine "seriöse Arbeit" versprochen, versicherte die Intendantin.