Und noch etwas: Das Leben in einem Land anderer Kultur ist immer eine individuelle Erfahrung. Der Einwanderer erster Generation kam aus eigenem Entschluss. Um sich eine Existenz zu schaffen, war er bereit, Konzessionen zu machen, nicht unnötig aufzufallen, ja sich mit einem gewissen Mass an Diskrimination abzufinden. Ganz anders die Enkel. Niemand hat sie gefragt. Sie sind hier geboren. Auf der Suche nach Identität wird für sie genau das zu Fixpunkten, was sie vom ungeliebten Land ihrer Geburt unterscheidet: Nationale Herkunft, Sprache und ihre Religion, der Islam. Oft kennen Europas junge Muslime ihren Glauben nicht gut, missverstehen ihn, lassen sich in seinem Namen manipulieren. Aber das macht die Barrieren nur höher. Die Diagnose des Übels ist einfach, schwierig wird die Therapie.
Probleme der Integration
Wenigstens ein Gutes hat der Schock, den die Wucherungen des radikalen Islam in Europa bewirken. Es ist nicht mehr verboten, über Probleme zu reden, statt sie - wie bisher - unter den Teppich des Wohlwollens zu kehren. Wer darauf hinwies, dass Spezialitäten-Lokale und Bauchtanzkurse nicht die einzigen Resultate der multikulturellen Gesellschaft bleiben würden, riskierte lange den Verdacht, er sei Rassist oder Faschist. Plötzlich ist Blauäugigkeit aus der Mode. Als erste erinnerten sich die Franzosen ihres Sprichworts, dass man Fieber nicht heilt, indem man das Thermometer zerbricht. Sie fingen an, darüber nachzudenken, weshalb die bewährte Verwandlung von Zuwanderern in Bürger der Republik nicht mehr funktioniert. Bei Italienern, Polen, Portugiesen war die Eingliederung nach geringen Reibungen binnen einer Generation vollzogen. Bei Einwanderern aus der arabisch-islamischen Welt werden die Schwierigkeiten mit jeder Generation grösser. Am Staatsangehörigkeitsrecht liegt es offenbar nicht. Denn das "Recht des Bodens" macht jeden, der im Lande geboren ist, zum Franzosen. Aber die Begünstigten fühlen sich nicht unbedingt so. Sie johlen und randalieren, wenn nach einem Fussball-Match gegen Algerien die Marseillaise gespielt wird. Noch Fataler: die "Beurs", die jungen Nordafrikaner und ihre Schwestern mit dem Kopftuch, werden trotz französischem Pass von vielen "Francais de souche", den angestammten Franzosen, als Fremde abgelehnt.
Und noch etwas: Das Leben in einem Land anderer Kultur ist immer eine individuelle Erfahrung. Der Einwanderer erster Generation kam aus eigenem Entschluss. Um sich eine Existenz zu schaffen, war er bereit, Konzessionen zu machen, nicht unnötig aufzufallen, ja sich mit einem gewissen Mass an Diskrimination abzufinden. Ganz anders die Enkel. Niemand hat sie gefragt. Sie sind hier geboren. Auf der Suche nach Identität wird für sie genau das zu Fixpunkten, was sie vom ungeliebten Land ihrer Geburt unterscheidet: Nationale Herkunft, Sprache und ihre Religion, der Islam. Oft kennen Europas junge Muslime ihren Glauben nicht gut, missverstehen ihn, lassen sich in seinem Namen manipulieren. Aber das macht die Barrieren nur höher. Die Diagnose des Übels ist einfach, schwierig wird die Therapie.