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Probleme einer Patchworkfamilie

Zwei Erwachsene, vier Kinder. Eigentlich sind Michael und Susanne und die vier Kinder Niklas, Luisa, Julia und Nils nichts weiter als eine große Familie. Eine mit Besonderheiten allerdings: Die beiden ältesten Kinder, 23 und 20 Jahre alt, stammen aus Susannes erster Ehe, Michael hat seine Tochter Luisa und seinen Stiefsohn Niklas mit in die Beziehung gebracht. Michael:

von Armin Himmelrath |
    Zunächst mal hab ich schon den Eindruck, auch bis jetzt, dass es nicht so ist wie 'ne ursprüngliche Familie, sondern dass das schon erheblich schwieriger ist, dass das seine Zeit braucht, bis das zusammenwächst. Falls es überhaupt zusammenwächst.

    Seit fünf Jahren sind Susanne und Michael ein Paar, seit zwei Jahren wohnen sie in der gemeinsamen Wohnung, erzählt Susanne:

    Meine Kinder leben ja nun schon ne Weile beide nicht mehr bei mir, und das war in der Tat so, dass ich mich eigentlich auch darauf gefreut hatte, wieder so mein ganz eigenes Leben leben zu können, und dann natürlich auch mit Michael zusammen, und ich empfinde das schon zum Teil auch als eine Einschränkung, jetzt wieder mit den beiden kleineren Kindern, aber ich versuche halt, mich damit zu arrangieren, und es gibt durchaus auch – ja, schöne Seiten dabei.

    Eigentlich, sagt Susanne, hatte sie nämlich schon mit dem Kapitel Kleinkinder in ihrem Leben abgeschlossen, als sie Michael und seine damals fünfjährige Tochter kennen lernte:

    Speziell Luisa hängt natürlich sehr an Michael, und ist auch immerzu sehr in seiner Nähe oder unserer Nähe, und das war schon wieder 'ne ganz gewaltige Umstellung, also immerzu jemanden so sehr an sich kleben zu haben. Das hab ich nicht immer als so angenehm empfunden.

    Dazu kommen aktuelle Auseinandersetzungen, von denen auf den ersten Blick nicht ganz klar ist, ob es sich um typische Generationenkonflikte handelt oder um die spezifischen Probleme einer Patchwork-Familie. Michael:

    Es gab in letzter Zeit schon auch Schwierigkeiten. Da haben sich Niklas und Susanne nicht so gut verstanden. Niklas ist eher der ruhigere Typ, der zurückhaltender ist, der auch jetzt so langsam in die Pubertät kommt, und er hat sich da ziemlich zurückgehalten und hat auch sowieso mehr und mehr in seiner eigenen Welt gelebt, sich mit Dingen beschäftigt wie Computer und Computerspiele, die uns beide nicht so interessieren, und da ist jetzt speziell zwischen ihm und Susanne jetzt 'ne größere Kluft aufgetreten.

    Susanne:

    Ich hatte ziemliche Schwierigkeiten mit Niklas, mit seiner Art, aber es hat dann irgendwann geknallt, es hat eine Aussprache stattgefunden, was ich als sehr positiv empfunden habe. Seitdem finde ich die Atmosphäre regelrecht so ein bisschen gereinigt.

    Hintergrund solcher Spannungen könnte sein, dass man die Kinder des Partners automatisch etwas kritischer behandelt als die eigenen Sprösslinge, vermutet Michael. Da gebe es jedenfalls spürbare Unterschiede, hat er bei sich selber festgestellt. Und auch Susanne findet, dass in neu zusammengefügten Familien die gegenseitigen Ansprüche nicht in unrealistische Höhen geschraubt werden sollten:

    Ich finde es auch sehr wichtig in so einer Situation, nicht von dem anderen zu erwarten, dass er jetzt die Kinder rundum toll findet und lieb hat und so quasi in die offenen Arme nimmt. Das ist schön, wenn das so ist, aber ich glaube, dass das nicht unbedingt so die Regel ist, und man sollte es nicht erwarten, sondern man sollte den Dingen Zeit geben und das sich entwickeln lassen.

    Michael meint:

    Jetzt zur Zeit haben wir eigentlich ein ganz gutes Stadium erreicht, so dass ich sagen würde: So vier bis fünf Jahre müsste man schon rechnen. Man sollte das auf keinen Fall zu dogmatisch angehen. Mit diesem Zwang, unbedingt eine einheitliche Familie sein zu müssen. Ich denke, das geht dann schief.