Mehrere epileptische Anfälle pro Tag, ohne dass eines der gängigen Medikamente das Leiden auch nur ansatzweise lindern könnte. Solche Verläufe lassen den Medizinern häufig nur die Radikaltherapie, den Griff zum Skalpell. Wenn alles gut geht, schneidet der Chirurg dem Patienten die Krankheit geradezu aus dem Kopf. Aus dem entnommenen Hirnstück versuchen die Neurologen hinterher Informationen über die früher "göttliche" Krankheit abzulesen. Rüdiger Köhling von der Universität Münster ist einer von ihnen: Mit Hilfe von haarfeinen Elektroden untersucht er die elektrische Aktivität von Nervenzellen. Denn die ist bei Epilepsiepatienten gestört. In ihrem Gehirn feuern viele Nervenzellen synchron und die Aktivität kann sich in weite Hirnbereiche ausbreiten. So kommt es dann zu epileptischen Anfällen.
Forscher wie Köhling versuchen herauszufinden, warum die Nervenzellen plötzlich spontan alle gleichzeitig aktiv werden – und sie tun das an den Gewebestücken der Epilepsiepatienten. Ivan Cohen von der Universität von Paris konnte bei solchen Experimenten Zellen bei ihrer spontanen Aktivität beobachten. Er und viele seiner Kollegen – auch Rüdiger Köhling – waren erstaunt, zu sehen, dass in dem Gewebe Nervenzellen aktiv waren, die andere nachgeschaltete Zellen hemmen sollten. Dazu verwenden sie den Botenstoff GABA. Aber irgendwie schien GABA bei den nachgeschalteten Zellen eine ganz andere Reaktion auszulösen: Köhling: "Es sind Zellen aktiv, die einerseits eigentlich eine hemmende Funktion haben sollten und andererseits aktivieren sie Zellen obwohl sie sie hemmen sollten." Die Ergebnisse der Pariser Forscher erklären ein Phänomen, dass Rüdiger Köhling und seine Kollegen schon einiges Kopfzerbrechen bereitet hat: Es gibt Medikamente, die bei Epilepsiepatienten den hemmenden GABA-Botenstoffe unterstützen sollen. Der Gedanke ist klar: Wenn so ein Wirkstoff die Hemmung unterstützt, dann wird unkontrollierte Aktivität im Gehirn von Epilepsiekranken hoffentlich auch gehemmt. Bei manchen Patienten löste das Medikament dagegen geradezu Anfälle aus. Köhling: "Diese Situation wäre hier dann so zu interpretieren, dass diese Substanz, die erregende Wirkung von GABA verstärkt, so dass es durchaus möglich ist, dass unter solchen Bedingungen auch ein Anfall startet." Für solche Patienten müssten dann im Gegenteil GABA-hemmende Medikamente entwickelt werden. Doch das wird noch einige Jahre dauern. Bis dahin hilft weiterhin nur die Operation.
[Quelle: Kristin Raabe]
Forscher wie Köhling versuchen herauszufinden, warum die Nervenzellen plötzlich spontan alle gleichzeitig aktiv werden – und sie tun das an den Gewebestücken der Epilepsiepatienten. Ivan Cohen von der Universität von Paris konnte bei solchen Experimenten Zellen bei ihrer spontanen Aktivität beobachten. Er und viele seiner Kollegen – auch Rüdiger Köhling – waren erstaunt, zu sehen, dass in dem Gewebe Nervenzellen aktiv waren, die andere nachgeschaltete Zellen hemmen sollten. Dazu verwenden sie den Botenstoff GABA. Aber irgendwie schien GABA bei den nachgeschalteten Zellen eine ganz andere Reaktion auszulösen: Köhling: "Es sind Zellen aktiv, die einerseits eigentlich eine hemmende Funktion haben sollten und andererseits aktivieren sie Zellen obwohl sie sie hemmen sollten." Die Ergebnisse der Pariser Forscher erklären ein Phänomen, dass Rüdiger Köhling und seine Kollegen schon einiges Kopfzerbrechen bereitet hat: Es gibt Medikamente, die bei Epilepsiepatienten den hemmenden GABA-Botenstoffe unterstützen sollen. Der Gedanke ist klar: Wenn so ein Wirkstoff die Hemmung unterstützt, dann wird unkontrollierte Aktivität im Gehirn von Epilepsiekranken hoffentlich auch gehemmt. Bei manchen Patienten löste das Medikament dagegen geradezu Anfälle aus. Köhling: "Diese Situation wäre hier dann so zu interpretieren, dass diese Substanz, die erregende Wirkung von GABA verstärkt, so dass es durchaus möglich ist, dass unter solchen Bedingungen auch ein Anfall startet." Für solche Patienten müssten dann im Gegenteil GABA-hemmende Medikamente entwickelt werden. Doch das wird noch einige Jahre dauern. Bis dahin hilft weiterhin nur die Operation.
[Quelle: Kristin Raabe]