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Professor im braunen Zwielicht

Nach massiven Vorwürfen, rechtsextremes Gedankengut verbreitet zu haben, wächst an der Universität Leipzig der Druck auf einen Honorarprofessor im Bereich Kommunikations- und Medienwissenschaften. Der Studentenrat fordert ein Ende der Beschäftigung des Professors, der inzwischen auf Anraten der Institutsleitung seine Lehrtätigkeit ruhen lässt, bis zur Aufklärung der Vorwürfe.

Von Alexandra Gerlach |
    Noch steht Aussage gegen Aussage, diverse schriftliche Erklärungen kursieren im Internet, doch die Studierenden am Leipziger Institut für Kommunikationswissenschaften sind entsetzt. Allein der Gedanke, dass einer ihrer Dozenten der rechtsextremen NPD nahe stehen könnte, empört:

    " Ja, das einfach krass, wie man als Professor, das ist meine Meinung, einfach es ist ein intelligenter, gebildeter Mensch, einfach so einer Partei beiwohnen und befürworten kann, die unseren demokratischen Staat dabei ist kaputt zu machen, das ist einfach krass. "

    " Also er soll sich ja nicht geäußert haben in Seminaren, aber für mich verliert dieser Mensch einfach an Glaubwürdigkeit. "

    " Ich würde sagen , man soll diese Sache noch einmal ganz genau untersuchen. Man sollte ihn nicht gleich feuern. Man sollte noch einmal ganz genau nachgucken, dass da alle Fakten auf dem Tisch liegen. "

    Seit 1998 ist Professor Michael Friedrich Vogt Inhaber einer Honorarprofessur für PR am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. In diesem Wintersemester wäre er eigentlich für zwei Seminare zuständig, die nun andere übernehmen müssen. Vogt wird zur Last gelegt, außerhalb seiner Lehrtätigkeit seit Jahrzehnten als Publizist am rechten Rand tätig gewesen zu sein. Laut einem Bericht der Leipziger Volkszeitung soll sein Name auf einer Solidaritätserklärung mit der rechtsextremen Fraktion des Europaparlaments - kurz IST - aufgetaucht sein. Außerdem so heißt es, habe er an einem Treffen der Fraktion in Straßburg teilgenommen. Das stimme nicht, dementierte Vogt gegenüber der Leipziger Volkszeitung. Diese meldet jedoch, dass der Bayerische Landeschef der rechtsextremen Republikaner, Johann Gärtner, das Treffen bestätigt.

    Der Honorar-Professor Michael Friedrich Vogt hat den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zufolge in seiner Rolle als Publizist auch Filme gedreht, so unter anderem im Jahr 2004 einen mit dem Titel "Geheimakte Heß". Ihm zur Seite stand damals der Historiker und ehemalige Stadtarchivar von Herdecke, Dr. Olaf Rose. Rose ist inzwischen in die NPD eingetreten und arbeitet heute als parlamentarischer Berater der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag. Dieser Parteieintritt, so Vogt gegenüber der Zeitung sei damals nicht absehbar gewesen sei.

    In einer Erklärung in eigener Sache distanziert sich Vogt nun ausdrücklich von rassistischem, antisemitischem und nazistischem Gedankengut. Das lehne er prinzipiell ab, teilt er mit. Nie habe er in seinen Filmen derartige Standpunkte eingenommen, erklärt Vogt in seiner schriftlichen Stellungnahme. Jederzeit stehe er für eine inhaltliche Auseinandersetzung zum Inhalt seiner Filme zur Verfügung. Dazu wird es jetzt wohl auch kommen. Das plant zumindest der geschäftsführende KW-Institutsleiter Professor Michael Haller, der zur Zeit alle Hände voll zu tun hat, um die Wogen zu glätten und Schaden abzuwenden von seinem Institut:

    " Wir haben, als wir nicht nur die Klagen und Vorhaltungen gehört haben, sondern die auch weitgehend mit Studenten überprüft haben, den Eindruck, dass sehr viel von dem, was dem Herrn Vogt unterstellt wird, wohl zutrifft, haben wir ihm sofort nahe gelegt seine Lehrveranstaltungen einzustellen, und wir werden ein Hearing mit ihm durchführen, um die Vorwürfe auch durchgehen zu können. "

    Auch die Universitätsleitung setzt zunächst auf eine saubere Recherche und Aufklärung der Vorwürfe. Erst wenn alle Fakten auf dem Tisch lägen könne über weitere Schritte nachgedacht werden, so der Leipziger Uni-Rektor Franz Häuser.