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Projekt LiLa
Lahn soll wieder Lachsgewässer werden

Den Lachs zurück in die Lahn: Das hat sich das EU-Projekt LiLa (Living Lahn) auf die Fahnen geschrieben. Gemeinsam mit dem Bund wollen Hessen und Rheinland-Pfalz Wanderfische wie den Lachs und die Meerforelle wieder in der Lahn und ihren Nebenflüssen wieder ansiedeln. Dazu müssen Fischtreppen gebaut werden - und weitere Hindernisse beseitig werden.

Von Ludger Fittkau | 04.02.2016
    "Wir sind hier in Aumenau an der Lahn, ein Ortsteil von Villmar. Wir haben hier eine Lachszucht-Station aufgebaut. Wir haben hier den Leistenbach vorbeifließen, wo wir unser Wasser raus beziehen, was eine einwandfreie Wasserqualität hat. Wir haben hier optimale Bedingungen, um das, was wir wollen, nämlich die Lachs-Wiederansiedlung zu betreiben zu unterstützen und durchzuführen."
    Winfried Klein ist der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Lahn, die sich seit genau 30 Jahren für die Wiederansiedlung des Lachses in der Lahn stark macht. 43 Fischereivereine sowie an Natur- und Gewässerschutz interessierte Mitglieder versammeln sich unter dem Dach der IG Lahn. Doch Schleusen und Wasserkraftwerke verhindern bis heute, dass der Lachs vom Rhein aus wieder in seine alten Laichgebiete im Lahn-Oberlauf sowie in den Lahn-Nebenflüssen aufsteigen kann. Stephan von Kaitz, Biologe im Hessischen Umweltministerium:
    "Die Lahn ist Teil des Rheineinzugsgebietes. Wir haben es geschafft, durch entsprechende Wiederbesetzungsmaßnahmen eine stabile, selbsterhaltende Lachspopulation am Rhein wieder zu etablieren. Die Lahn und ihre Nebengewässer würden dabei eine wichtige Rolle spielen, wenn sie für die Lachse zugänglich wären, was sie im Moment nicht sind. Weil sie schon an der ersten Staustufe in Lahnstein keine Möglichkeit haben, in das Lahneinzugsgebiet einzuwandern."
    Das soll sich nun ändern. Das EU-Projekt "Living Lahn" wird es jetzt mit Millionenbeträgen möglich machen, die Hindernisse zu überwinden, die es noch für den Lachs gibt, so Stephan von Kaitz:
    "Man muss nicht nur eine Fischtreppe bauen, man muss im Grund das gesamte System durchgängig machen. Wenn irgendwo eine Schleuse undurchgängig ist, wird das das Ende des Aufstieges von Lachsen sein. Und deshalb ist es wichtig, dass alle an einem Strang ziehen und miteinander wirken, damit am Schluss die gesamten, noch undurchgängigen Lahn-Querbauwerke wieder für Langdistanzfische überwindbar sind."
    Wiederansiedlungsversuche bisher gescheitert
    Die Lahn ist ab einem Punkt bei Wetzlar bis zur Mündung in den Rhein als Bundeswasserstraße ausgewiesen und etwa zu einem Drittel auch von größeren Schiffen befahrbar. Der Bund, der dafür verantwortlich ist, ist bei der Auftaktveranstaltung des "Living Lahn-Projektes" genauso vertreten wie die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz, durch die die Lahn fließt.
    Allerdings fehlt das Lahn-Anrainer-Land Nordrhein-Westfalen als Projektpartner, kritisiert Angelika Löber. Sie lebt am Oberlauf der Lahn und ist verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Opposition im hessischen Landtag. Dabei ist die nordrhein-westfälische Lahn-Stadt Bad Laasphe schon vom Namen her mit dem Lachs verbunden, so Löber:
    "Frühmittelalterlich war die Bezeichnung für Laasphe "Lassaffa – Lachswasser". Und gerade in Bad Laasphe waren früher Lachse, wenn man in alten Schriften nachliest, sehr häufig zu finden. Mit ordentlichen Kilozahlen, also große Lachse auch. Und bisher sind leider die Wiederansiedlungsversuche von Lachsen in Bad Laasphe gescheitert, die die Fischereivereine dort unternommen haben. Gerade unter diesem Aspekt wäre es auch wichtig gewesen, Nordrhein-Westfalen mit in dieses Projekt einzubinden. Um eben auch in Bad Laasphe und in diesen Teilen der Lahn wieder Lachse uns Wanderfische ansiedeln zu können."
    Auch der Bieber soll zurückkommen
    Doch auch im hessischen Einzugsgebiet der Lahn bleibt noch einiges zu tun, weiß Stephan von Kaitz vom hessischen Umweltministerium. Insbesondere bei den Lahn-Nebenflüssen:
    "Also ich nenne mal zwei: die Ohm und die Weil. Beides sind sehr schöne Gewässer, die noch einen sehr hohen naturnahen Anteil haben an Fließstrecken. Wo es auf jeden Fall Möglichkeiten gibt, beispielsweise für den Lachs aber auch für die Meerforelle wieder Laich-Habitate zu erreichen. Wenn sie aufgrund der bisher vorhandenen Restriktionen diese Areale auch wieder erschließen können."
    Nicht nur Wanderfische wie Lachs oder Meerforelle sollen vom EU-Projekt "Living Lahn" profitieren. Mit dem Ziel, eine höhere Durchlässigkeit und eine verbessere Fließgeschwindigkeit auch im Unterlauf der Lahn zu erreichen, sollen auch viele andere Tiere wieder in das Lahngebiet gelockt werden - etwa der Bieber. Der Biologe Stephan von Kaitz hofft, dass es gelingen wird, die ökologischen Maßnahmen an der Lahn mit dem beliebten Kanu-und Radtourismus am Fluss in Einklang zu bringen:
    "Das bedeutet aber im Einzelfall aber möglicherweise auch, dass wir bestimmte Restriktionen - zum Beispiel Anlegestellen - so gestalten sollten, dass sie für brütende Vögel oder Fischpopulationen, die dort gerade ihre Laichgründe haben, nicht störend sind."