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Projekt LÜSA
Altenheim für Drogenabhängige

Drogenkranke, die das Rentenalter erreichen, leiden teils unter schwersten Begleiterkrankungen. In Nordrhein-Westfalen gibt es eine spezielle Einrichtung, die sich um diese Menschen und ihre Bedürfnisse kümmert. Dazu gehört auch, dass die Bewohner Ersatzdrogen bekommen.

Von Mirko Smiljanic | 15.08.2017
    Gemeinsames Mittagessen der Bewohner im bundsesweit ersten Wohnheim für alternde Drogenabhängige in Unna (Nordrhein-Westfalen, Foto vom 13.3.2015).
    Gemeinsames Mittagessen der Bewohner im bundsesweit ersten Wohnheim für alternde Drogenabhängige. (imago / epd)
    Ein paar Kilometer vor Unna bei Dortmund, inmitten von Feldern und Wäldern, liegt ein kleines in U-Form gebautes Haus. Zwei Fahrräder lehnen an der mit roten Brettern verschalten Wand, im Vorgarten blühen Blumen, rechts öffnet sich das Anwesen in einen Wintergarten. An dessen breiter Fensterfront hängen vier selbstgestaltete Buchstaben: DaWo.
    "Da, wo man bleiben kann", erklärt Sabine Lorey, Leiterin der Einrichtung.
    DaWo - ein Teil des Projektes LÜSA
    "Da, wo man bleiben kann" ist ihre Übersetzung, offiziell bedeutet die Abkürzung "Dauerwohneinrichtung". DaWo ist Teil des Projektes LÜSA, das sich seit 20 Jahren in der Drogenhilfe engagiert. 14 Bewohner kann DaWo aufnehmen – aktuell sind es vier Frauen und zehn Männer im Alter zwischen 40 Jahren und Ende 60. So unterschiedlich ihre Lebenswege auch sein mögen, in zwei Punkten treffen sich alle: Sie sind drogenabhängig und sie haben teils schwerste Begleiterkrankungen.
    "Ich wohne jetzt knapp drei Monaten hier," erzählt dieser Bewohner. In seiner 40-jährigen Drogenkarriere hat er alles konsumiert, was er bekommen konnte.
    "Mit allem, mit allem, was Sie sich vorstellen können, wo man sich von breitmachen kann."
    Heroin und Kokain, Alkohol und Cristal Meth – die Drogen haben seinen Körper und Geist vollkommen beherrscht. Beschaffungskriminalität hat ihn ins Gefängnis gebracht, seine Gesundheit ist schwer angegriffen.
    "Wir gehen hier davon aus, die Leute sind drogenabhängig und alt, und wir haben nicht den Anspruch, die davon runterzukriegen, das höchste wäre schon korrekt substituiert, aber auch wenn sie Beigebrauch haben, und Rückfälle, können sie hier bleiben."
    "Wir legen sehr viel Wert darauf, dass wir die Mahlzeiten zusammen einnehmen"
    Alle Bewohner bekommen Ersatzdrogen. Harte Drogen wie Heroin, Kokain oder Cristal Meth sind verboten, Marihuana und Alkohol werden zähneknirschend geduldet.
    "Wir legen sehr viel Wert darauf, dass wir die Mahlzeiten zusammen einnehmen, dann haben die Leute die Möglichkeit, in der Küche mitzuhelfen, sich im Garten zu beschäftigen, im Krearaum, den wir auch haben. Sie müssen es aber nicht, wenn es ihnen nicht gut geht, sie krank sind oder sich nicht gut fühlen, dann können sie auch den Tag im Bett verbringen."
    Fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um die Bewohner, hinzukommen Ärzte, eine Köchin und ein regelmäßiger Putzdienst. Alle Räume sind geschmackvoll gestaltet und jahreszeitlich geschmückt. DaWo bei Unna ist ein schönes Haus. Und wie geht es den Bewohnern?
    "Das ist hier mein Zuhause, da fühl ich mich wohl!"