
Die Demonstranten zogen vor das Rathaus sowie das Gerichtsgebäude und schwenkten Fahnen und Plakate, wie Korrespondenten berichten. Die Polizei war mit Wasserwerfern vor Ort. Die Lage sei angespannt, hieß es. Der Protest findet trotz eines geltenden Versammlungsverbots statt, das von den türkischen Behörden inzwischen ausgeweitet und bis Mittwoch verlängert wurde.
Der Oppositionsführer und mit ihm 90 weitere Personen wurden am Abend in den Justizpalast gebracht. Imamoglu war am Vormittag noch einmal stundenlang verhört worden. Die Behörden werfen ihm Korruption und Unterstützung von Terrorismus vor. Imamoglu sprach von "unvorstellbaren Anschuldigungen und Verleumdungen". Das geht aus einem Gerichtsdokument hervor, aus dem die Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Er war am Mittwoch festgenommen worden.
Hunderte Demonstranten festgenommen
Seither gehen in der Türkei Tausende trotz Verbots auf die Straße. Mehr als 340 Menschen wurden bereits festgenommen. In Istanbul hatten am Freitag etwa 10.000 Protestierende versucht, auf den zentralen Taksim-Platz zu gelangen. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein.
CHP will Imamoglu morgen zum Präsidentschaftskandidaten wählen
Seine Partei CHP wirft Präsident Erdogan vor, er wolle über die Justiz seinen aussichtsreichsten Rivalen aus dem Weg räumen lassen. Sie will Imamoglu morgen trotz der Ermittlungen zum Präsidentschaftskandidaten küren. Etwa 1,7 Millionen Parteimitglieder sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Außerdem soll es landesweit symbolische Solidaritäts-Wahlurnen für Nicht-Mitglieder geben. Offizieller Kandidat wäre Imamoglu allerdings erst dann, wenn die regierungsfreundliche Wahlbehörde seine Kandidatur bestätigt.
Diese Nachricht wurde am 22.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.