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Proteste gegen Mohammed-Karikaturen
"Wir sind nicht Charlie, wir sind Kouachi"

Die Proteste gegen das Satiremagazin "Charlie Hebdo" in islamisch geprägten Ländern dauern an: Im Pakistan protestierten Tausende, dabei wurden französische Flaggen verbrannt. Im Niger ist die Stimmung weiter angeheizt. Seit Freitag starben dort mindestens zehn Menschen, Kirchen standen in Flammen.

18.01.2015
    Ein Mann hält sich ein Tuch vor den Mund, im Hintergrund brennen Reifen.
    In Niger demonstrierten Hunderte gegen die jüngsten Charlie-Hebdo-Karikaturen über den Propheten Mohammed. (AFP/Boureima Hama)
    In der zweitgrößten Stadt Pakistans, in Lahore, versammelten sich nach Aufrufen islamischer und weltlicher Parteien etwa 6.000 Menschen. Sprecher auf der Kundgebung forderten den Abbruch der Beziehungen zu Frankreich. In der 13-Millionen-Metropole Karachi gingen 2.000 Pakistaner auf die Straße. In einigen Städten wurden französische Flaggen und Fotos des französischen Präsidenten François Hollande verbrannt.
    "Wir sind nicht Charlie, wir sind Kouachi", riefen Demonstranten in der Stadt Multan. Die Brüder Chérif und Said Kouachi hatten bei einem Attentat auf die Redaktion der Satirezeitung "Charlie Hebdo" vor anderthalb Wochen zwölf Menschen getötet. In der ersten Ausgabe nach dem Anschlag hatten die überlebenden Zeichner eine Karikatur des Propheten Mohammed auf das Titelblatt gedruckt.
    Eine "Geste der Versöhnlichkeit" ist die Zeichnung für den Herausgeber des Debatten-Magazins "The European", Alexander Görlach. Der Streit um die Abbildung Mohammeds spiegele den "inneren Widerstreit der islamischen Community", sagte er im Deutschlandfunk. In einigen islamisch geprägten Ländern war es zu Protesten gekommen.
    Muslimische Gelehrte: Karikaturen ignorieren
    Im Niger gingen die Menschen den dritten Tag in Folge gegen das Magazin auf die Straße. Trotz eines Demonstrationsverbots versammelten sich Hunderte Oppositionsanhänger zu einem vor den Anschlägen von Paris geplanten Protest gegen die Regierung. Auch diesmal sei wieder gegen "Charlie Hebdo" demonstriert und Tränengas von Sicherheitskräften eingesetzt worden, sagte ARD-Korrespondent Stefan Ehlert im Deutschlandfunk.
    Seit Freitag starben im Niger mindestens zehn Menschen, Kirchen standen in Flammen. Die katholische Kirche in der Hauptstadt Niamey sagte daraufhin aus Sorge um ihre Mitglieder die Sonntagsgottesdienste ab. Der nigrische Präsident Mahamadou Issoufou verurteilte die jüngste Gewalt in dem überwiegend muslimischen Land, zeigte sich aber auch kritisch gegenüber den Mohammed-Karikaturen.
    Gelehrte rufen zu Zurückhaltung auf
    Islamische Gelehrte der hoch angesehenen Azhar-Universität in Kairo riefen Muslime in aller Welt dazu auf, die jüngsten Karikaturen zu ignorieren. Gläubige sollten sich nicht durch die "Ignoranz" anderer verleiten lassen, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung.
    Die Organisation der Islamischen Konferenz rief die Muslime weltweit zur Zurückhaltung auf. Der Organisation gehören 57 muslimische Staaten an. Ihr Menschenrechtsausschuss beschuldigte "Charlie Hebdo", mit der Veröffentlichung die "am meisten verehrte Persönlichkeit" des Islam lächerlich gemacht und "Hass" geschürt zu haben.
    (bor/sdö)