In der Türkei hat der Prozess gegen sechs Journalisten begonnen. Diese hatten Berichte über ein mögliches Fehlverhalten des Erdogan-Schwiegersohnes und Energieministers Berat Albayrak veröffentlicht. Gegen die Angeklagten sind Terroranschuldigungen erhoben worden, so Christian Mihr, Geschäftsführer von "Reporter ohne Grenzen", der den Prozess von Deutschland aus verfolgt.
Die Berichte der nun angeklagten Journalisten basierten auf E-Mails, die von Hackern von Albayraks persönlichem Nutzerkonto gestohlen und anschließend von Wikileaks enthüllt worden sein sollen. Die Hacker sollen einer linken Gruppe von Computerspezialisten angehören. Der türkische Staatschef Erdogan und die türkische Regierung haben die Echtheit der Mails nicht bestätigt.
"Politische Justiz"
Mihr hält die Vorwürfe für konstruiert und erklärt, dass es in einem Fall lediglich darum gehe, dass der angeklagte Journalist dem Twitter-Account der Hackergruppe gefolgt sei. Darüber hinaus äußerte er Zweifel an der Unabhängigkeit der Justiz in der Türkei: "Wir erleben hier und in anderen Fällen nur noch eine politische Justiz und nicht mehr eine unabhängige Justiz."
Mehr als 100 Journalisten festgenommen
Mehr als 100 Journalisten sind in der Türkei seit dem gescheiterten Putschversuch vom Juli 2016 wegen Terrorvorwürfen festgenommen worden. Die türkische Regierung besteht darauf, dass all diese Festnahmen wegen mutmaßlicher krimineller Straftaten und nicht wegen der journalistischen Arbeit erfolgt seien. Unter anderem war der deutsch-türkische "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel im Februar wegen Terror- und Spionagevorwürfen festgenommen worden.