Praktisch aus heiterem Himmel, von hier auf jetzt, entzündete sich das Herz von Nino Wolfsram. Der 21-Jährige schwebte in höchster Lebensgefahr, ein Spenderherz stand aber nicht zur Verfügung.
"Vom Kopf her ist es eine ganz schön krasse Umstellung. Mit ganz viel weinen und viel Trost und alles, kriegt man das dann so eigentlich hin"
An der Schulter des jungen Mannes hängt eine Tasche mit zwei Akkus für die Energieversorgung. Ebenfalls außerhalb, am Gürtel, befindet sich die elektronische Steuerung. Kabel, die durch die Bauchdecke geführt werden, stellen die Verbindung zum implantierten Kunstherz her. Peter Schwerdtfeger, vor eineinhalb Jahren operiert, ist der Patient, der in Europa am längsten damit lebt:
"Wenn ich in der Wohnung bin, bin ich an dem Ladegerät an ein fünf Meter langes Kabel angeschlossen, um nicht die Akkus ununterbrochen zu belasten. Das ist das einzige, wo ich sage, ich bin an der Hundeleine, denn sonst kann ich mich frei bewegen, freier als vorher."
" "HeartMate II" – so der Name Kunstherzens – gilt mit seinen 350 Gramm als Leichtgewicht unter den Kunstherzen. Es ist so klein, dass es auch Jugendlichen implantiert werden kann. Eine weitere Besonderheit ist die Turbine im Inneren des U-förmigen Gehäuses. 9.000 bis 10.000 mal in der Minute dreht sich die Turbinenschaufel und kann Patienten bis 130 Kilo mit ausreichend Blut versorgen. Herzspezialist Prof. Axel Haverich hat bis heute 19 solcher Geräte implantiert:
"Wir müssen den Brustkorb aufmachen, wir müssen eine größere Tasche vor den Bauch machen und diese Tasche vor dem Bauch nimmt das eigentliche Kunstherz also den Motor auf. Es wird die Herzspitze, die von der linken Herzkammer, durchbohrt. Da kommt diese Kanüle rein. Das Blut wird dort abgenommen, geht dann durch die Pumpe, wird mit Druck versorgt, und geht dann in die Aorta, also in die große Körperschlagader in den Brustkorb wieder hinein. Und man kann mit dieser Pumpe tatsächlich die gesamte Herzleistung links ersetzen mit fünf Litern pro Minute bis zu acht Litern pro Minute"
Größtes Problem - im Inneren des Gehäuses – ist die Bildung von Blutgerinnseln, die in Folge davon einen tödlichen Hirnschlag auslösen können. Der Hersteller – die Firma "Thoratec" aus Kalifornien – hofft das Problem demnächst mit neuen Titanbeschichtungen in den Griff zu bekommen. Indes, Prof. Haverich bleibt skeptisch:
"..... denn ich selbst hatte Kontakt mit dem ersten Kunstherz bereits 1982 gehabt, und damals waren die Oberflächen, die mit dem Blut in Kontakt sind, schon ein ganz wesentliches Problem. Und wir sind heute 25 Jahre später, und das Problem ist nicht gelöst, so dass sich hier der Optimismus – muss man sagen – in Grenzen hält. Denn solche Riesenoberflächen, die mit dem Blut in Kontakt sind, können natürlich immer Thrombosen, also Blutgerinnsel auslösen, und im Zusammenhang mit einem Implantat auf der linken Seite des Herzens führen solche Thrombosen oder Blutgerinnsel dann natürlich, wenn sie embolisieren, dann auch zu Schlaganfällen, zu Nierenausfällen. "
Patienten mit Kunstherz müssen heute eine ganze Reihe verschiedener Medikamente einnehmen, um die Thrombosegefahr zu verringern, aber auch die Gefahr einer Abstoßung durch das Immunsystem. Amerikanische Herzchirurgen denken bereits laut darüber nach, solche Kunstherzen gleichwohl als dauerhafte Lösung anstelle einer Transplantation anzusehen. Dieser Meinung will sich Prof. Haverich aber nicht anschließen:
" Die Technik dieser Kunstherzen ist eben noch nicht so ausgereift, dass wir das alternativ zur Herztransplantation tatsächlich anbieten können. Die Patienten müssen erheblich Medikamente nehmen. Die Laufzeiten sind wahrscheinlich eineinhalb bis zwei Jahre, bestenfalls, zwischendrin haben wir natürlich immer wieder Versager. Die Schläuche, die aus dem Patientenkörper herauskommen, infizieren sich häufig, dann muss man notfallmäßig transplantieren. Und die Lebensqualität der Patienten ist lange nicht vergleichbar mit der nach einer Herztransplantation, so dass wir uns eigentlich freuen, dass wir das System haben, auf der anderen Seite bedrückt sind, dass wir nicht mehr Spenderorgane für die Transplantation haben. "
60.000 Euro kostet das Kunstherz. Hinzu kommen noch einmal 20.000 Euro für den rund zweistündigen Eingriff. Krankenkassen werden das Kunstherz nach Einschätzung der Experten ohne Probleme bezahlen, denn modernste Präparate gegen die Herzinsuffizienz sind allemal teurer.
"Also ich hoffe, dass ich jetzt ein Spenderherz bekomme"
Patienten wie der 23-Jährige Bastian Heithoff geben die Hoffnung aber nicht auf, doch noch an ein richtiges Herz zu kommen. Seine Stimme klingt noch ein wenig verzerrt durch einen Luftröhrentubus:
"Ich stehe auf der Liste. Seit März diesen Jahres. Und nun hoffe ich, dass die Pumpe so lange hält, bis ich ein neues Herz bekommen kann."
Nach der soeben erfolgten CE-Zulassung darf "HeartMate II" nicht mehr nur im Rahmen einer Studie eingepflanzt werden, sondern allgemein in jeder Herzklinik. Zur Zeit geben sich Chirurgen aus ganz Europa die Klinke in die Hand, um in der Medizinischen Hochschule Hannover die Implantationstechnik zu erlernen."
"Vom Kopf her ist es eine ganz schön krasse Umstellung. Mit ganz viel weinen und viel Trost und alles, kriegt man das dann so eigentlich hin"
An der Schulter des jungen Mannes hängt eine Tasche mit zwei Akkus für die Energieversorgung. Ebenfalls außerhalb, am Gürtel, befindet sich die elektronische Steuerung. Kabel, die durch die Bauchdecke geführt werden, stellen die Verbindung zum implantierten Kunstherz her. Peter Schwerdtfeger, vor eineinhalb Jahren operiert, ist der Patient, der in Europa am längsten damit lebt:
"Wenn ich in der Wohnung bin, bin ich an dem Ladegerät an ein fünf Meter langes Kabel angeschlossen, um nicht die Akkus ununterbrochen zu belasten. Das ist das einzige, wo ich sage, ich bin an der Hundeleine, denn sonst kann ich mich frei bewegen, freier als vorher."
" "HeartMate II" – so der Name Kunstherzens – gilt mit seinen 350 Gramm als Leichtgewicht unter den Kunstherzen. Es ist so klein, dass es auch Jugendlichen implantiert werden kann. Eine weitere Besonderheit ist die Turbine im Inneren des U-förmigen Gehäuses. 9.000 bis 10.000 mal in der Minute dreht sich die Turbinenschaufel und kann Patienten bis 130 Kilo mit ausreichend Blut versorgen. Herzspezialist Prof. Axel Haverich hat bis heute 19 solcher Geräte implantiert:
"Wir müssen den Brustkorb aufmachen, wir müssen eine größere Tasche vor den Bauch machen und diese Tasche vor dem Bauch nimmt das eigentliche Kunstherz also den Motor auf. Es wird die Herzspitze, die von der linken Herzkammer, durchbohrt. Da kommt diese Kanüle rein. Das Blut wird dort abgenommen, geht dann durch die Pumpe, wird mit Druck versorgt, und geht dann in die Aorta, also in die große Körperschlagader in den Brustkorb wieder hinein. Und man kann mit dieser Pumpe tatsächlich die gesamte Herzleistung links ersetzen mit fünf Litern pro Minute bis zu acht Litern pro Minute"
Größtes Problem - im Inneren des Gehäuses – ist die Bildung von Blutgerinnseln, die in Folge davon einen tödlichen Hirnschlag auslösen können. Der Hersteller – die Firma "Thoratec" aus Kalifornien – hofft das Problem demnächst mit neuen Titanbeschichtungen in den Griff zu bekommen. Indes, Prof. Haverich bleibt skeptisch:
"..... denn ich selbst hatte Kontakt mit dem ersten Kunstherz bereits 1982 gehabt, und damals waren die Oberflächen, die mit dem Blut in Kontakt sind, schon ein ganz wesentliches Problem. Und wir sind heute 25 Jahre später, und das Problem ist nicht gelöst, so dass sich hier der Optimismus – muss man sagen – in Grenzen hält. Denn solche Riesenoberflächen, die mit dem Blut in Kontakt sind, können natürlich immer Thrombosen, also Blutgerinnsel auslösen, und im Zusammenhang mit einem Implantat auf der linken Seite des Herzens führen solche Thrombosen oder Blutgerinnsel dann natürlich, wenn sie embolisieren, dann auch zu Schlaganfällen, zu Nierenausfällen. "
Patienten mit Kunstherz müssen heute eine ganze Reihe verschiedener Medikamente einnehmen, um die Thrombosegefahr zu verringern, aber auch die Gefahr einer Abstoßung durch das Immunsystem. Amerikanische Herzchirurgen denken bereits laut darüber nach, solche Kunstherzen gleichwohl als dauerhafte Lösung anstelle einer Transplantation anzusehen. Dieser Meinung will sich Prof. Haverich aber nicht anschließen:
" Die Technik dieser Kunstherzen ist eben noch nicht so ausgereift, dass wir das alternativ zur Herztransplantation tatsächlich anbieten können. Die Patienten müssen erheblich Medikamente nehmen. Die Laufzeiten sind wahrscheinlich eineinhalb bis zwei Jahre, bestenfalls, zwischendrin haben wir natürlich immer wieder Versager. Die Schläuche, die aus dem Patientenkörper herauskommen, infizieren sich häufig, dann muss man notfallmäßig transplantieren. Und die Lebensqualität der Patienten ist lange nicht vergleichbar mit der nach einer Herztransplantation, so dass wir uns eigentlich freuen, dass wir das System haben, auf der anderen Seite bedrückt sind, dass wir nicht mehr Spenderorgane für die Transplantation haben. "
60.000 Euro kostet das Kunstherz. Hinzu kommen noch einmal 20.000 Euro für den rund zweistündigen Eingriff. Krankenkassen werden das Kunstherz nach Einschätzung der Experten ohne Probleme bezahlen, denn modernste Präparate gegen die Herzinsuffizienz sind allemal teurer.
"Also ich hoffe, dass ich jetzt ein Spenderherz bekomme"
Patienten wie der 23-Jährige Bastian Heithoff geben die Hoffnung aber nicht auf, doch noch an ein richtiges Herz zu kommen. Seine Stimme klingt noch ein wenig verzerrt durch einen Luftröhrentubus:
"Ich stehe auf der Liste. Seit März diesen Jahres. Und nun hoffe ich, dass die Pumpe so lange hält, bis ich ein neues Herz bekommen kann."
Nach der soeben erfolgten CE-Zulassung darf "HeartMate II" nicht mehr nur im Rahmen einer Studie eingepflanzt werden, sondern allgemein in jeder Herzklinik. Zur Zeit geben sich Chirurgen aus ganz Europa die Klinke in die Hand, um in der Medizinischen Hochschule Hannover die Implantationstechnik zu erlernen."