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Punkband "Feine Sahne Fischfilet"
Kulturminister Sachsen-Anhalts verteidigt Konzert-Absage

Sachsen-Anhalts Kulturminister Robra hat die Entscheidung des Bauhauses Dessau verteidigt, ein Konzert der linken Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ abzusagen. Der CDU-Politiker sagte dem MDR, eine politische Konfrontation sei mit dem Bauhaus nicht vereinbar. In den Sozialen Medien hagelt es Kritik.

19.10.2018
    Sänger Jan Monchi Gorkow von der Punkband Feine Sahne Fischfilet beim Hurricane Festival 2018 in Scheessel
    Sänger Jan Monchi Gorkow von der Punkband Feine Sahne Fischfilet beim Hurricane Festival 2018 in Scheessel (dpa / picture alliance / Jazz Archiv/Rainer Merkel)
    Sachsen-Anhalts Kulturminister Robra hat die Entscheidung des Bauhauses Dessau verteidigt, ein Konzert der linken Punkband "Feine Sahne Fischfilet" abzusagen.
    Der CDU-Politiker sagte dem Mitteldeutschen Rundfunk, eine politische Konfrontation sei mit dem Bauhaus nicht vereinbar. Die Direktorin des Bauhauses sei in die Überlegungen des ZDF, die Musiker für ein Konzert am 6. November einzuladen, nicht eingebunden gewesen. Die Absage sei nicht in erster Linie eine Reaktion auf die Bedrohung durch Rechtsextreme gewesen, betonte Robra: "Ich halte die Idee, eine Punkrockband aus dem linken Spektrum mit entsprechenden Fans eher im kammermusikalischen Ambiente der Bauhaus-Bühne auftreten zu lassen, für nicht besonders überzeugend."
    "Gefährlich geschichtsvergessen"
    In den Sozialen Medien gab es zahlreiche Proteste gegen die Entscheidung. Der Linken-Politiker Jan Korte etwa schrieb auf Twitter:
    Sachsen-Anhalt wird von einer Koalition aus CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen regiert. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Sachsen-Anhalt, Conny Lüddemann, erklärte:
    Die SPD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt machte eine Intervention der Staatskanzlei von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) für die Absage verantwortlich. Ihr medienpolitischer Sprecher Holger Hövelmann äußerte sich "sehr besorgt" deswegen. Ein Eingriff von staatlicher Seite in ein Kulturprogramm sei "hoch problematisch", erklärte er in Magdeburg.
    Der Dessauer AfD-Bundestagsabgeordnete Andreas Mrosek begrüßte die Absage durch die Bauhaus-Stiftung als "ein erfreuliches Zeichen".
    Die Bauhaus-Stiftung hatte zur Begründung der Absage zuvor mitgeteilt, rechte Gruppierungen hätten in sozialen Netzwerken gegen das Konzert mobil gemacht. Man wolle nicht zum Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden. Die Stiftung mache von ihrem Hausrecht Gebrauch und habe das ZDF aufgefordert, das für den 6. November geplante Konzert abzusagen.
    Das ZDF reagierte mit Bedauern auf die Entscheidung der Stiftung. "Das ZDF plant weiterhin die Aufzeichnung eines Konzerts zum aktuellen Album der Band", hieß es aus Mainz. Es werde derzeit nach einem alternativen Veranstaltungsort gesucht, das dem Sendungskonzept entspräche, twitterte der Sender.
    Band wird nicht mehr vom Verfassungsschutz beobachtet
    Feine Sahne Fischfilet war wegen linker Texte 2011 zum ersten Mal im Verfassungsschutzbericht von Mecklenburg-Vorpommern aufgetaucht – was nicht unumstritten war. Seit 2015 beobachtet sie der Verfassungsschutz nicht mehr. Die Band engagiert sich seit langer Zeit gegen Rechtsradikalismus, sie ist auch bei #wirsindmehr in Chemnitz aufgetreten und stand Mitte Oktober als Vorband der Toten Hosen in Düsseldorf vor insgesamt 85.000 Zuschauern auf der Bühne.
    Hören Sie zum Thema auch einen Bericht  (Audio-Link) unseres Landeskorrespondenten Christoph D. Richter.