"Ich habe in Russland als Lehrer in der Schule gearbeitet, einem Gymnasium, und auch an der Universität habe ich auch als Dozent gearbeitet."
Irina Otchichenko spricht fließend deutsch und englisch. Natürlich auch russisch, ihre Muttersprache. Seit zwei Jahren lebt die 44-Jährige in Deutschland. Mit ihrem Mann, einem Deutschen, der in Russland gearbeitet hat, zog sie nach Oldenburg. Für Irina war es selbstverständlich: Sie wollte wieder arbeiten. In ihrem ursprünglichen Beruf. Als Lehrerin. Doch das Kultusministerium in Hannover erkannte ihre Ausbildung nicht an.
"Wo ich diesen Brief in der Hand gehabt habe, das war kein gutes Gefühl. Der ganze Lebensabschnitt, was soviel Mühe gemacht hat, wird dann auf null gemacht. Das heißt, du bist ein Nichts. Das ist schon erniedrigend."
Irina Otchichenko ist eine resolute Frau, die stets mit Zuversicht nach vorne schaut. Sie suchte einen Weg und fand ihn: Die Universität in Oldenburg bietet speziell für hochqualifizierte Zuwanderer einen Studiengang an; "Interkulturelle Bildung und Beratung".
20 Studienplätze gibt es pro Jahr. Studieren kann, wer eine Hochschulberechtigung hat sowie zwei Semester Pädagogikstudium und zwei Jahre Berufserfahrung nachweisen kann. Zwischen den Semestern werden Praktika absolviert. Irina Otchichenko fand eine Praktikums-Stelle in der Firma ihres Mannes.
"Eigentlich mit der Begründung, es gibt dort sehr viele Familien mit russischem Migrationshintergrund. Da benötigt man die Sprache und die Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichen Mentalitäten und Kulturen. Da passen wir am besten rein."
Im Ausland ausgebildet, in Deutschland arbeitslos. Migranten und ihre in Deutschland geborenen Kinder sind doppelt so häufig auf Sozialhilfe angewiesen wie der Rest der Bevölkerung - obwohl jeder Dritte von ihnen einen Berufsabschluss aus dem Heimatland besitzt, der in Deutschland aber nichts wert ist.
"Die ersten acht Jahre habe ich als einfacher Maler gearbeitet, dann bei der Caritas mit russischsprachigen Jugendlichen zu arbeiten. Heute arbeite ich bei der AWO für 30 Stunden in einem Jugendklub, wo viele russischsprachige Jugendliche leben."
Albert Mohr - der Name verrät es schon - ist Spätaussiedler; 1992 kam er nach Deutschland.
"In Russland habe ich Kunst studiert, habe drei Jahre in einer Kunstschule gearbeitet als Lehrer und Kunstmaler."
Auch Albert Mohr hat sich im Bachelor-Studiengang eingeschrieben. Ein Semester hat er noch vor sich. Seine Studienkollegen stammen aus dem Irak, aus Tunesien, Türkei, Elfenbeinküste, Ägypten.
"Ich hoffe, bei der AWO zu bleiben, jetzt auch mit deutschem Diplom, nicht nur mit nicht anerkanntes russisches, als Sozialpädagoge bei der AWO tätig zu bleiben."
Gunilla Fincke, die Geschäftsführerin des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration, schätzt, dass 300.000 Zuwanderer in Deutschland erwerbslos sind, weil ihr akademischer Abschluss hierzulande nicht anerkannt ist.
"Diese Leute sind heute größtenteils vom Arbeitsmarkt ferngehalten oder sie arbeiten in Ersatzkarrieren auf einem deutlich niedrigeren Qualifikationsniveau. Da geht es darum, sie anzusprechen, denn sie sind noch in den besten Arbeitsjahren. Deutschland kann sich es nicht erlauben, sie weitere 20 Jahre vom Arbeitsmarkt abzuhalten oder sie ganz niedrig qualifiziert beschäftigen."
Die Bundesregierung will den hochqualifizierten Migranten deshalb den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtern. Ab Januar 2011 sollen alle Zuwanderer einen Anspruch auf Überprüfung und mögliche Anerkennung ihrer Abschlüsse erhalten - nicht nur wie bisher EU-Bürger und Spätaussiedler. Für Migrationsexpertin Gunilla Fincke ein längst überfälliger Schritt:
"In der Zukunft wird es darauf ankommen, Abschlüsse schneller anzuerkennen und den Leuten schneller einen Bescheid zu geben, ob ihr Abschluss anerkannt wird, und wenn nicht, wieweit sie sich nachqualifizieren müssen."
Das gelte besonders für die reglementierten Berufe. Lehrer zählen unter anderem dazu.
"Ärzte, Ingenieure, Architekten, Dolmetscher, Psychotherapeuten, also Bereiche, wo man unbedingt eine Qualitätssicherung haben möchte. Hier kann man nur tätig werden, wenn man sich den ausländischen Abschluss hat anerkennen lassen können."
Von den 24 Absolventen des letzten Jahrgangs sind 17 berufstätig, vier machen ihren Master, drei sind noch arbeitssuchend. Für Gunilla Fincke erste Erfolge, die sich außerhalb der Hochschulen fortsetzen müssten.
"Wo es schon erfolgreiche Projekte gibt, ist in der Nachqualifizierung für Ärzte. Das Land Brandenburg hat wegen des Ärztemangels ein Projekt gestartet, wo Ärzte zunächst drei Monate die deutsche Fachsprache lernen, vier Monate unter Aufsicht im KHS praktizieren, nach nochmaligen drei Monaten Lernen für eine Gleichwertigkeitsprüfung."
Auch Irina Otchichenko hat Aussicht auf eine Stelle. Noch ein Semester, dann wird sie den Bachelor in "Interkulturelle Bildung und Beratung" haben. Die Firma, die ihr einen Praktikumplatz angeboten hat, möchte sie danach übernehmen.
Irina Otchichenko spricht fließend deutsch und englisch. Natürlich auch russisch, ihre Muttersprache. Seit zwei Jahren lebt die 44-Jährige in Deutschland. Mit ihrem Mann, einem Deutschen, der in Russland gearbeitet hat, zog sie nach Oldenburg. Für Irina war es selbstverständlich: Sie wollte wieder arbeiten. In ihrem ursprünglichen Beruf. Als Lehrerin. Doch das Kultusministerium in Hannover erkannte ihre Ausbildung nicht an.
"Wo ich diesen Brief in der Hand gehabt habe, das war kein gutes Gefühl. Der ganze Lebensabschnitt, was soviel Mühe gemacht hat, wird dann auf null gemacht. Das heißt, du bist ein Nichts. Das ist schon erniedrigend."
Irina Otchichenko ist eine resolute Frau, die stets mit Zuversicht nach vorne schaut. Sie suchte einen Weg und fand ihn: Die Universität in Oldenburg bietet speziell für hochqualifizierte Zuwanderer einen Studiengang an; "Interkulturelle Bildung und Beratung".
20 Studienplätze gibt es pro Jahr. Studieren kann, wer eine Hochschulberechtigung hat sowie zwei Semester Pädagogikstudium und zwei Jahre Berufserfahrung nachweisen kann. Zwischen den Semestern werden Praktika absolviert. Irina Otchichenko fand eine Praktikums-Stelle in der Firma ihres Mannes.
"Eigentlich mit der Begründung, es gibt dort sehr viele Familien mit russischem Migrationshintergrund. Da benötigt man die Sprache und die Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichen Mentalitäten und Kulturen. Da passen wir am besten rein."
Im Ausland ausgebildet, in Deutschland arbeitslos. Migranten und ihre in Deutschland geborenen Kinder sind doppelt so häufig auf Sozialhilfe angewiesen wie der Rest der Bevölkerung - obwohl jeder Dritte von ihnen einen Berufsabschluss aus dem Heimatland besitzt, der in Deutschland aber nichts wert ist.
"Die ersten acht Jahre habe ich als einfacher Maler gearbeitet, dann bei der Caritas mit russischsprachigen Jugendlichen zu arbeiten. Heute arbeite ich bei der AWO für 30 Stunden in einem Jugendklub, wo viele russischsprachige Jugendliche leben."
Albert Mohr - der Name verrät es schon - ist Spätaussiedler; 1992 kam er nach Deutschland.
"In Russland habe ich Kunst studiert, habe drei Jahre in einer Kunstschule gearbeitet als Lehrer und Kunstmaler."
Auch Albert Mohr hat sich im Bachelor-Studiengang eingeschrieben. Ein Semester hat er noch vor sich. Seine Studienkollegen stammen aus dem Irak, aus Tunesien, Türkei, Elfenbeinküste, Ägypten.
"Ich hoffe, bei der AWO zu bleiben, jetzt auch mit deutschem Diplom, nicht nur mit nicht anerkanntes russisches, als Sozialpädagoge bei der AWO tätig zu bleiben."
Gunilla Fincke, die Geschäftsführerin des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration, schätzt, dass 300.000 Zuwanderer in Deutschland erwerbslos sind, weil ihr akademischer Abschluss hierzulande nicht anerkannt ist.
"Diese Leute sind heute größtenteils vom Arbeitsmarkt ferngehalten oder sie arbeiten in Ersatzkarrieren auf einem deutlich niedrigeren Qualifikationsniveau. Da geht es darum, sie anzusprechen, denn sie sind noch in den besten Arbeitsjahren. Deutschland kann sich es nicht erlauben, sie weitere 20 Jahre vom Arbeitsmarkt abzuhalten oder sie ganz niedrig qualifiziert beschäftigen."
Die Bundesregierung will den hochqualifizierten Migranten deshalb den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtern. Ab Januar 2011 sollen alle Zuwanderer einen Anspruch auf Überprüfung und mögliche Anerkennung ihrer Abschlüsse erhalten - nicht nur wie bisher EU-Bürger und Spätaussiedler. Für Migrationsexpertin Gunilla Fincke ein längst überfälliger Schritt:
"In der Zukunft wird es darauf ankommen, Abschlüsse schneller anzuerkennen und den Leuten schneller einen Bescheid zu geben, ob ihr Abschluss anerkannt wird, und wenn nicht, wieweit sie sich nachqualifizieren müssen."
Das gelte besonders für die reglementierten Berufe. Lehrer zählen unter anderem dazu.
"Ärzte, Ingenieure, Architekten, Dolmetscher, Psychotherapeuten, also Bereiche, wo man unbedingt eine Qualitätssicherung haben möchte. Hier kann man nur tätig werden, wenn man sich den ausländischen Abschluss hat anerkennen lassen können."
Von den 24 Absolventen des letzten Jahrgangs sind 17 berufstätig, vier machen ihren Master, drei sind noch arbeitssuchend. Für Gunilla Fincke erste Erfolge, die sich außerhalb der Hochschulen fortsetzen müssten.
"Wo es schon erfolgreiche Projekte gibt, ist in der Nachqualifizierung für Ärzte. Das Land Brandenburg hat wegen des Ärztemangels ein Projekt gestartet, wo Ärzte zunächst drei Monate die deutsche Fachsprache lernen, vier Monate unter Aufsicht im KHS praktizieren, nach nochmaligen drei Monaten Lernen für eine Gleichwertigkeitsprüfung."
Auch Irina Otchichenko hat Aussicht auf eine Stelle. Noch ein Semester, dann wird sie den Bachelor in "Interkulturelle Bildung und Beratung" haben. Die Firma, die ihr einen Praktikumplatz angeboten hat, möchte sie danach übernehmen.