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Qualifizierung für angehende Wissenschaftsjournalisten

Wissenschaftlern, vor allem Naturwissenschaftlern und Ingenieuren wird oft nachgesagt, dass sie zwar ihr Fach beherrschen, aber nicht in der Lage sind, es in den Medien anschaulich darzustellen. Für Wissenschaftsjournalisten aber ist diese Fähigkeit zu berichten, Forschungen verständlich zumachen unbedingte Pflicht, denn schließlich leben sie davon. Die Bertelsmann-Stiftung, die BASF AG und die Volkswagen-Stiftung wollen Wissenschaftler deshalb jetzt mit einem speziellen Mentoring-Prgramm fit machen für die Medienarbeit.

    Campus & Karriere: Hallo, Herr Zotta.

    Zotta: Guten Tag.

    Campus & Karriere: Wie muss man sich dieses Mentoring-Programm vorstellen, wobei werden die angehenden Wissenschaftsjournalisten an die Hand genommen?

    Zotta: Also, das Programm dauert neun Monate und richtet sich an junge Absolventen der Natur- und Technikwissenschaften. Das richtet sich in einer Phase an sie, wo sie gerade ihr Studium beendet haben, ob es jetzt Diplom oder Promotion ist, ist in dem Fall egal, und wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, sich im Wissenschaftsjournalismus zu orientieren. Wir geben ihnen eine qualifizierte Möglichkeit, insofern wir zwei Praktika und eine so genannte mentorierte freie Phase anbieten, wo sie bei renommierten Wissenschaftsredaktionen im Print-, im Hörfunk- und im TV-Bereich und im Onlinebereich Erfahrungen sammeln können. Insgesamt sechs Monate dauern diese beiden Praktika zusammen. Und dann in einer freien Phase können sie versuchen, mit den Erfahrungen und den Kontakten, die sie in den beiden Praktika gesammelt haben, sich dann selbst auf dem Markt zu bewegen und zu gucken, ob das was ist, was sie perspektivisch auch beruflich machen können.

    Campus & Karriere: Auch die Kollegen von "Forschung aktuell" hier im Haus werden ja einige der Teilnehmer dann zu Gast haben. Wie groß, glauben Sie, ist der Markt für Wissenschaftsjournalisten heutzutage?

    Zotta: Der Markt ist zugegebenermaßen eng. Als wir das Programm entwickelt haben, das in eine größere Initiative eingebettet ist, die sich "Qualifizierungsprogramm Wissenschaftsjournalismus" nennt - das ist ein auf fünf Jahre angelegtes Programm, wo wir diverse Module für diese Zielgruppe Wissenschaftsjournalisten entwickelt haben. Und dieses Programm fällt quasi in eine Phase, in der Journalismus ja auf vielerlei Ebenen in eine Krisensituation geraten ist. Und insofern ist auch der Markt für Wissenschaftsjournalisten davon nicht unbetroffen. Das heißt, wir gehen nicht davon aus, dass die zwölf Teilnehmer, die ja an diesem Programm teilnehmen, selbstverständlich eine Stelle finden werden. Wovon wir aber schon ausgehen, ist, dass wir Nischen finden können, wo diese dann doch relativ kleine Gruppe, die wir dann quasi mit dem Programm in den Markt neu einspielen, dass die eine Chance haben, sich auf dem Markt zu etablieren. Deswegen legen wir auch bestimmte Auswahlkriterien fest.

    Campus & Karriere: Welche sind das?

    Zotta: Zum Beispiel suchen wir nicht generell Natur- und Technikwissenschaftler aus allen Disziplinen, sondern wir haben uns konzentriert auf die Disziplinen, wo uns die Redaktionen zurück gemeldet haben, dass sie da trotz der Marktlage, wo also genügend Wissenschaftsjournalisten am Markt sind, dennoch Bedarf sehen. Also zum Beispiel Physik ist eines dieser Fächer, Technikwissenschaften generell, Informatik, Chemie, Geowissenschaften, das sind Disziplinen, die trotz des Überangebotes an Journalisten nach wie vor gesucht werden. Insofern ist das ein Auswahlkriterium. Ein zweites Auswahlkriterium, ein ganz wichtiges, ist, dass die Bewerber und Bewerberinnen zeigen sollten durch ihre Bewerbung, dass sie zu ihren fachlichen Fähigkeiten auch Dinge mitbringen, die man im Journalismus gut gebrauchen kann, also zum Beispiel Sprachen, die nicht unbedingt jeder spricht.

    Campus & Karriere: Herr Zotta, man kann zwar sagen oder es ist ja natürlich leider so, dass der Markt für Journalisten auch sehr angespannt ist. Trotzdem aber boomen die Wissensthemen. Wir haben ja unheimlich viele Wissensshows, wir haben ganz viele Sendungen, nicht nur im Fernsehen, die sich damit beschäftigen. Man hat so den Eindruck, als wenn wir hier in Deutschland ein bisschen auch in diesem Genre hinterher hinken. Warum ist das so? Warum wird zum Beispiel nicht an den Universitäten in der Ausbildung selbst schon eher daran gedacht, Wissenschaftler eben auch für diese Disziplin auszubilden?

    Zotta: Gute Frage, die kann ich Ihnen leider nicht beantworten. Also, ich sehe das genauso wie Sie, dass zum einen Deutschland, was das Angebot an wissenschaftlichen Sendungen, Zeitschriften angeht, dass es da Entwicklungsbedarf gibt. Wenn man das mit anderen Ländern vergleicht, hat Deutschland da noch deutlichen Entwicklungsbedarf. Wieso an den Hochschulen also da jetzt nicht stärker darauf geachtet wird, dass junge Naturwissenschaftler in die Lage versetzt werden, sich im Wissenschaftsjournalismus zu melden, ist eben auch eine große Frage, die ich nicht beantworten kann. Wir haben mit unserem Programm darauf reagiert, dass wir zum Beispiel einen Studiengang für Wissenschaftsjournalismus ins Leben rufen wollen, weil auch wir da den Eindruck hatten, es gibt einen Bedarf, aber es gibt kein Angebot an den Universitäten.

    Campus & Karriere: Wann und wo soll der starten?

    Zotta: Wir haben den Studiengang im letzten Jahr ausgeschrieben und werden im März die Auswahl treffen. Wir haben Bewerbungen vorliegen von sieben Universitäten und werden dann aus diesen sieben eine Auswahl treffen und dann hoffe ich, dass dieser Studiengang Ende des Jahres, spätestens Anfang nächsten Jahres starten kann.

    Campus & Karriere: Wenn man sich jetzt für das Programm interessiert, wo kann man sich bewerben und noch bis wann?

    Zotta: Bewerben kann man sich noch bis zum 20. Februar. Am einfachsten kann man die Bewerbungsunterlagen und die Modalitäten auf unserer Homepage finden, das ist www.bertelsmann-stiftung.de/wissenschaftsjournalismus. Da gibt es ein Infoblatt für Interessierte, da steht alles drauf, was man über die Bewerbung wissen muss. Vielleicht ist noch interessant zu wissen, das Programm dauert insgesamt neun Monate, und startet im Sommer, also Mitte Juli 2004, und die Stipendiaten werden von uns, also von den drei Projektpartnern Bertelsmann-Stiftung, BASF und Volkswagen-Stiftung mit 500 Euro im Monat finanziert, so dass sie zumindest eine gewisse finanzielle Unterstützung haben. Und da findet man dann auch eine Übersicht über die Redaktionen, die an dem Programm teilnehmen.

    Campus & Karriere: Danke Ihnen. Franco Zotta für die Informationen zum Mentoring-Programm Wissenschaftsjournalismus.