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Quietschendes Puppentheater

Das komische Puppenspiel hat in den letzten Jahren einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Künstler wie Sascha Grammel, der seinen Figuren als Bauchredner eine Stimme gibt, haben Hochkonjunktur. Zu Recht, wie er mit seinem neuen Programm "Keine Anhung" beweist.

Von Achim Hahn | 13.06.2013
    "Ja, ich werd euch jetzt in meine kleine Grammel-Welt entführen, und da wird's Momente geben, die werden sehr lustig werden; es wird Momente geben, die werden sehr ergreifend vielleicht sein, und es wird Momente, ... - Die sind peinlich. - Danke. - bitte."

    Sascha Grammel, derzeit einer der erfolgreichsten Puppenspieler.

    "Das ist so 'n bisschen wie Frankenstein, ich kann so kleine Wesen zum Leben erwecken, und die Menschen fiebern mit denen mit, trauern mit denen, haben Spaß ..."

    ... bei der Puppet-Comedy. So nennt er seinen Stil, weil er Elemente der Stand-up-Comedy mit dem Puppenspiel und dem Bauchreden verbindet. In einem aufwen-digen, poppig bunten Bühnenbild und mit effektvollem Soundtrack.

    "Ich möchte das alles so schön und so echt inszenieren, dass man alles um sie herum vergisst."

    Und dazu fährt er eben alles auf, was seine inzwischen immense Fangemeinde erfreut. Videoeinspielungen zum Beispiel, die die Hauptfiguren einführt.

    "Das sind Klappmaulfiguren, aber die Hände werden an Stäben geführt, das ist also eine Mischform."

    Allen voran: Frederic.

    "Nix Frederic. Meine Name ist Frederico Maria Victoria ... Furchensumpf. Chaka!"

    Eine komisch-freche Kreuzung aus Adler und Fasan, die schon in Sascha Gram-mels erstem Programm die Herzen der Zuschauer gewann und mit frenetischem Applaus empfangen wird.

    "Hast Du da nen Lidstrich? - Ja. - Warum? - Das macht man so auf der Bühne. - Hab ich 'nen Lidstrich? - Ne. - Dann denk mal drüber nach. Chaka!"

    Sympathisch selbstironisch nimmt sich Sascha Grammel, der wie der beste Schwiegersohn aller Zeiten wirkt, immer auch auf die Schippe. Vor allem in den Wortduellen mit Frederic:

    "Schau mal nach links, nach rechts. - Och Frederic. - Wusst ich's doch! - Was? - Du kannst dich drehen und wenden, wie du willst, du bist und bleibst 'ne Pfeife."

    Aber mit ausgesprochen Familien tauglichem Humor. Keinesfalls böse und immer menschelnd, selten tiefsinnig. Lustig eben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn er möchte,

    "dass die Menschen abschalten und einfach nur Spaß haben."

    "Keine Anhung", die Doppel DVD zum Programm, ist Mitschnitt und mit umfangreichem Bonusmaterial aufgepeppte Dokumentation, die den immensen Aufwand dieser Show zelebriert und durch die Nahaufnahmen die bauchredende Interaktion zwischen Puppenspieler und seinen Figuren zeigt.

    "Ist dir schon mal aufgefallen? Wenn du lachst, kann ich nicht reden!"

    Dazu das bekannte Puppenensemble: bestehend aus einer melancholischen, heiratswilligen Schildkröte, einem professoralen, sprechenden Hamburger und ganz neu: einem Außerirdischem mit Hang zu deutschen Schlagern, einem blauen Huhn und einer Art Strumpf mit Riesenaugen. Fazit: ein buntes Nummernprogramm mit Running Gags, einem bauchgesungenen Liebeslied und artistischen Einlagen - meist seiner Figuren, vor allem aber mit einer breitenwirksamen Charmeoffensive:

    "Ich seh's ja jeden Abend - da sitzen teilweise Neunjährige, aber auch die Omi mit 80 und das ist schön zu sehen, wie so viele Generationen Spaß haben."