Samstag, 04. Mai 2024

Nach propalästinensischen Demos
Rabbi in New York warnt jüdische Studierende

Nach propalästinensischen Demonstrationen auf dem Campus der Columbia University in New York hat ein Rabbi seine jüdischen Studierenden gewarnt. Jüdinnen und Juden seien auf dem Campus-Gelände nicht mehr sicher, schreibt Rabbi Elie Buechler.

23.04.2024
    Pro-palästinensiche Aktivisten demonstrieren vor der Columbia University in New York.
    Pro-palästinensiche Aktivisten demonstrieren vor der Columbia University in New York. (AFP / LEONARDO MUNOZ)
    Wie mehrere US-Medien berichten, heißt es in dem Schreiben des Rabbiners: "Es schmerzt mich zutiefst, Ihnen sagen zu müssen, dass ich Ihnen dringend empfehle, so schnell wie möglich nach Hause zurückzukehren und dort zu bleiben, bis sich die Lage auf dem Campus und in der Umgebung dramatisch verbessert hat."

    Antisemitische Demonstrationen und Festnahmen

    In der Nacht zu Sonntag war es bei Demonstration zu heftigen antisemitischen Äußerungen gekommen, wie zahlreiche Videos auf der Plattform X zeigen. In einem ist zu hören, wie Teilnehmer rufen: "We say justice, you say how? Burn Tel Aviv to the ground" Zu Deutsch: "Wir sagen Gerechtigkeit, ihr sagt wie? Brennt Tel Aviv nieder". In einer anderen Aufnahme werden die jüdischen Studierenden aufgefordert, zurück nach Polen zu gehen. Aus Sicht des Rabbis haben die Ereignisse deutlich gemacht, dass weder die Universität noch die Polizei für die Sicherheit jüdischer Studierender garantieren könnten. 
    Bereits am Donnerstag hatte die Polizei ein propalästinensisches Zeltlager auf dem Campus geräumt und gut 100 Teilnehmer festgenommen. Diese hatten sich trotz mehrfacher Aufforderung geweigert, das Lager aufzulösen, wie ein Polizeisprecher bei einer Pressekonferenz bestätigte. Berichten zufolge war unter den Festgenommenen auch die Tochter der prominenten demokratischen Abgeordneten Omar. Columbia-Präsidentin Shafik hatte die Polizei selbst um Hilfe gebeten. Die Personen, die das Lager errichtet hätten, hätten gegen viele Regeln verstoßen. Laut Berichten hat sich die Lage seitdem verschlimmert.

    US-Präsident Biden: Unverhohlener Antisemitismus ist gefährlich

    Auch US-Präsident Biden bezog Stellung zu den Ereignissen, nannte die Columbia University aber nicht beim Namen. In den vergangenen Tagen habe es Schikanen und Aufrufe zur Gewalt gegen Juden gegeben, teilte Biden mit. Dieser unverhohlene Antisemitismus sei verwerflich und gefährlich - und er habe auf dem Campus oder irgendwo anders im Land absolut keinen Platz. Gegen Antisemitismus müsse man seine Stimme erheben, so Biden. Schweigen sei Mittäterschaft.
    Diese Nachricht wurde am 23.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.