Sonntag, 28. April 2024

Archiv

Radiolexikon Gesundheit
Fenchel

Ob bei Darmproblemen, Erkältungen und Heiserkeit oder in der Stillzeit: Fenchel kann in vielfältiger Weise heilsam wirken. Die Heilkraft der Pflanze, die sich vor allem durch die in ihr enthaltenen ätherischen Öle erklärt, ist bereits seit Jahrtausenden belegt.

Von Renate Rutta | 21.06.2016
    Fenchel liegt in einem geflochtenen Korb.
    Fenchel hat viele heilsame Wirkungen. (dpa/ picture-alliance/ Jens Kalaene)
    Fenchel begleitet uns unser Leben lang.
    "Ganz berühmt ist der Fenchel ja bei Kleinkindern. Da wird er natürlich nur in kleinen Mengen beigemischt zum Beispiel in der Milch oder dadurch, dass die stillende Mutter Fencheltee trinkt, geht etwas Fenchel auch auf den Säugling über," sagt Dr. Johannes Mayer vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg. Allerdings sollten stillende Mütter nur eine Tasse Fencheltee am Tag trinken und für die Babys wird der Fencheltee am besten verdünnt.
    "Es ist ein gut bewährtes Mittel gerade bei den Blähungen bei der Umstellung von der Muttermilch auf die normale Nahrung. Dadurch ist übrigens der Fenchel eines der ersten Arzneimittel, die man als Mensch so zu sich nimmt."
    Nachweis über Nutzung in der Römerzeit
    Als Erwachsene genießen diejenigen, die das süßliche Fenchelaroma mögen, rohe Gemüse-Fenchelknollen als Salat oder gedünstet als Gemüse. Besonders in der italienischen Küche wird er gerne zu Fisch oder Meeresfrüchten serviert. Der Name "Fenchel" kommt vom aromatischen Duft der Pflanze. Michael Herchenbach vom Labor für Archäobotanik der Universität Köln:
    "Wenn man sich das Wort anschaut, die Römer bezeichneten den Fenchel als feniculum, da geht man von der Ableitung aus, fenum bedeutet Heu, Heugeruch, wohlriechende Pflanze."
    Zu Zeiten der Römer wurde Fenchel als Küchengewürz verwendet, dafür gibt es Belege, auch in Deutschland.
    "In der Römerzeit haben wir Nachweise aus dem Rheinland, insbesondere auch Fruchtreste aus Xanten nachgewiesen. Wir haben relativ häufig auch die Pollen nachgewiesen im Rheinland. Und der Nachweis sagt aus, wenn wir den Pollen haben, dass vermutlich ein Anbau vor Ort stattfand, das heißt, die Pflanze wurde als Küchengewürz genutzt. Verschiedene Rezepte findet man zum Beispiel zusammen mit Oliven als eine Olivenpaste, da ist Fenchel als Gewürz genannt."
    Allerdings sah der in früheren Zeiten verwendete Fenchel ganz anders aus als heute unser Gemüsefenchel.
    "In der Antike müssen wir wissen, gab es den Gemüsefenchel, den wir heute im Supermarkt kaufen können noch nicht. Der Fenchel in der Antike, der sah aus wie wilder Fenchel, wenn wir uns den vorstellen wollen, das heißt, er war gerade gewachsen, hat keine Verdickung, keine fleischige Basis sondern ist gerade gewachsen, verästelt, viel dünnere Pflanzenteile, viel dünnere Sprosse."
    Die Samen der Fenchelfrüchte enthalten ätherisches Öl
    Der Fenchel ist ein Doldengewächs, wird über einen Meter hoch und wenn man Samen und Blätter zerreibt, verströmt er den typischen Fenchelgeruch. Im Juli/August blüht er mit kleinen gelben Blüten. Im September/Oktober reifen die Spaltfrüchte mit den Samen darin. Sie werden schon lange zu Heilzwecken genutzt, so Dr. Mayer:
    "Der Fenchel ist also eine ganz alte Arzneipflanze, spielt schon in der Antike eine große Rolle. Jeder kennt wahrscheinlich den Marathonlauf, was auf die Schlacht bei Marathon zurückgeht. Aber Marathon ist eigentlich das Fenchelfeld. Wenn wir einen Marathonlauf haben, sprechen wir im Grunde vom Fenchelfeldlauf."
    In Deutschland hat Walahfrid Strabo um 840 n. Chr. in seinem Gedicht über den Heilpflanzengarten Hortulus ein Loblied auf den Fenchel gesungen.
    "Er sagt da, dass der Fenchel den Augen nützt, zumindest ermüdete Augen wieder verbessert und dass der Same mit Milch, in dem Fall mit Ziegenmilch, die Blähung des Magens auflöst und außerdem soll er den keuchenden Husten vertreiben - soweit Walahfrid Strabo."
    Was wurde davon inzwischen wissenschaftlich bestätigt?
    "Wir haben dann den Husten und die Magen-Darmprobleme, die auch heute noch aktuell sind und auch wissenschaftlich bestätigt sind, diese Wirkung. Nur die Wirkung, dass die Sehkraft verbessert wird, die konnte bisher nicht wissenschaftlich bestätigt werden, obwohl diese Anwendung praktisch in der ganzen europäischen und asiatischen Kultur überall zu finden ist."
    Die Samen der Fenchelfrüchte enthalten ätherisches Öl.
    "Der Hauptwirkstoff in diesen Früchten ist das ätherische Öl, das sich da in abgeschlossenen Kapseln drin befindet und das übrigens dazu dient, dass die Früchte länger leben, dass sie nicht von Bakterien befallen werden."
    Was kann dieses ätherische Öl alles bewirken?
    "Der Fenchel hat eine krampflösende Wirkung vor allem auf die glatte Muskulatur von Magen und Darm und regt auch die Magen- und Darmbeweglichkeit an. Und das ist sehr wichtig bei Blähungen, die werden dadurch besser abtransportiert. Und außerdem regt das ätherische Öl des Fenchels die Bewegung der Flimmerhärchen in den Atemwegen an, so dass das Sekret besser abtransportiert werden und man zum Beispiel den Bronchialschleim besser abhusten kann. Und außerdem wird dieses Bronchialsekret bei Erkältungskrankheiten leicht aufgelöst. Es ist also dünnflüssiger und kann dadurch besser abtransportiert werden."
    Die Dosis macht das Gift
    Aber nicht nur bei Erkältungen hat sich der Fenchel bewährt. Unter Sängern gilt Honig, der mit Fenchel versetzt ist als Geheimtipp gegen Stimmprobleme und Heiserkeit.
    Oder man bereitet aus den Fenchelfrüchten einen Tee, zerstößt sie vorher in einem Mörser oder mit einem Löffel, lässt den Tee zugedeckt mehrere Minuten ziehen. Noch besser ist es allerdings, wenn man die Fenchelfrüchte in Milch ansetzt:
    "Das ätherische Öl löst sich besser in Fett und deswegen müssen wir die etwas fettere Milch nehmen mit 3,5 Prozent Fettgehalt, das auch erhitzen, nicht unbedingt kochen und dann zehn Minuten in der Milch ziehen lassen, abseihen und langsam schluckweise trinken. Das gilt übrigens für alle Arzneitees, dass man die langsam schluckweise trinkt und nicht hinunterstürzt."
    Egal, in welcher Form man Fenchel zu Heilzwecken zu sich nimmt, man sollte ihn nicht dauerhaft oder in großen Mengen verwenden. Sonst könnte die positive Wirkung des ätherischen Öls in eine Schädigung umschlagen. Denn wie bei allen Arzneimitteln, die Dosis macht das Gift. Aber das kommt nur selten vor.
    "Der Fenchel hat überwiegend eine positive Wirkung. Eine schädigende Wirkung kann nur eintreten, wenn ich diesen Tee über lange Zeit, das heißt, mehr als drei, vier Wochen in arzneilicher Dosis einnehme. Ansonsten habe ich keine spürbare negative Wirkung."